Wer knackt (endlich) den Automarkt?

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Einer der noch am stärksten regulierten Märkte (nicht nur in der Schweiz) ist der Automarkt. Gestern statuierte die Wettbewerbskommission WEKO ein Exempel an BMW. CHF 156 Mio. Busse wegen Behinderung von Direkt- und Parallelimporten. Auch die NZZ taxiert das als Warnschuss:

„Die Wettbewerbskommission (Weko) exerziert am Autohersteller BMW ein Exempel. Die Minderung des Preiswettbewerbs, durch die Behinderung von Parallelimporten, wird nicht toleriert. Das ist gut so.“

Bereits im vergangenen Jahr musste die WEKO korrigierend eingreifen gegen Haushaltsgeräte-Hersteller wegen Behinderung des Onlinehandels.

Die Busse wird sicher angefochten und die juristischen Spielereien werden ihren Gang nehmen. Wichtig aber ist, dass der Markt in der Schweiz nicht weiter abgeschottet werden darf, auch nicht von Automobilherstellern.

Dem Konsumentenschutz ist gem. Handelszeitung die Busse noch zu tief, sieht das WEKO-Verdikt aber als wichtigen Leitentscheid:

„Die Weko-Sanktion sei ein wichtiger Leitentscheid im Kampf gegen überteuerte Importprodukte, der auch für andere internationale Anbieter Signalwirkung erzielen könne.

Die SKS fordert die Weko auf, weitere solche Leitentscheide in anderen Branchen (Haushaltsgeräte, Sportartikel, Pflege- und Hygieneprodukte, Zeitschriften und weitere) zu fällen und damit effektiv gegen ungerechtfertigt hohe Preise vorzugehen. Zudem müsse das Kartellgesetz verschärft werden, sodass bereits unzulässige Preisdifferenzen die Weko zur Untersuchung bemächtigten.“

Im Bereich der Autozubehörteile spielt der Markt bereits etwas, nicht zuletzt wegen Playern wie reifendirekt.ch das zur deutschen Delticom gehört. Diese publizierte für das Jahr 2011 einen (vorläufigen) Onlineumsatz von EUR 480 Mio. Auch der Newcomer-Award des 1. Swiss E-Commerce Awards ging dieses Jahr mit Pneujoe.ch an einen Mitbewerber aus dieser Branche.

Nach wie vor ist der Vertrieb von Neuwagen in der Schweiz über verschiedene Handelsstufen ziemlich gut organisiert – aber ich warte schon lange auf ein innovatives Startup, das endlich diese altertümlichen Strukturen grossflächig aufbricht, Gas gibt und den Automobil-Betrieb sprichwörtlich rechts überholt.

Wer geht wohl als erster über die Ziellinie?

 



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Thomas Lang, Betriebsökonom und Wirtschaftsinformatiker, unterstützte Unternehmen bei der Strategieentwicklung von digitalen Vertriebsmodellen, beim Aufbau von digitalen Geschäftsmodellen, bei Expertisen rund um Onlinehandel und der operativen Umsetzung im Bereich Organisation, Prozesse, Innovation, Change-Management und Unternehmenskultur. Er ist Gründer der Carpathia AG, der unabhängigen und neutralen Unternehmensberatung für Digital-Business, E-Commerce und Digitale Transformation im Handel. Zudem ist er Autor von zahlreichen Fachartikeln und -studien, Dozent für Online-Vertriebsmodelle an verschiedenen Hochschulen sowie gefragter Keynote-Speaker zu E-Commerce und Digital Transformation im Handel. Er ist Initiator und Organisator der Connect - Digital Commerce Conference sowie des Digital Commerce Awards. Der von ihm gegründete Carpathia Digital-Business-Blog (https://blog.carpathia.ch) zählt im deutsch-sprachigen Raum zu den wichtigsten unabhängigen Publikationen im Digitalen Handel. Medien bezeichnen ihn als digitalen Vordenker, zitieren und interviewen ihn regelmässig . Am Mittwoch 17. November hat Thomas Lang für immer die Augen geschlossen.

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