Apothekerpreise: Politiker würgen effizienten Medikamenten-Versandhandel ab

2
2884

Während im Ausland die Apothekenversender eines der am stärksten wachsenden Segmente im E-Commerce sind, wollen in der Schweiz die (liberalen) Politiker den effizienten und für den Konsumenten günstigen Versandhandel abwürgen.

Laut einem heute publizierten Artikel des Tages-Anzeiger lobbieren in Bern die Apotheker und Drogisten gegen den Versandhandel mit Arzneimittel, der ohnehin bereits stärker reglementiert ist als der stationäre Verkauf. So braucht es bis anhin online auch ein Rezept für rezeptfreie Medikamente [sic!]. Ein klarer Wettbewerbsnachteil.

Der über unsere Landesgrenzen erfolgreiche Apothekenversender Zur Rose hat dies bislang elegant damit erfüllt, dass in Zusammenarbeit mit Ärzten diese Rezepte nach Bestelleingang ausgestellt wurden. Anders als im stationären Verkauf sind online also gar Ärzte in die Bestellung involviert.

Damit nicht genug; nun will die mächtige Apothekerlobby den Onlineversand über die Revision des Heilmittelgesetzes dahingehend verunmöglichen, dass die Rezepte vor der Bestellung vorliegen müssen – notabene für Medikamente der sog. D-Liste, also in Apotheken und Drogerien frei käufliche Medikamente ohne Rezept wie Aspirin etc!

Schamloser kann man seine Pfründen in diesem 1.2 Milliarden Markt kaum sichern. Gar wie zu besten russischen Zeiten, wie der VSV meint:

Es ist konsequent und logisch, dass rezeptpflichtige Medikamente einer erhöhten Prüfung und Sorgfaltspflicht unterliegen müssen – entsprechend ist gegen eine genaue Regelung bei sogenannten A und B Arzneimitteln nichts einzuwenden.

Hingegen für D Arzneimittel eine Gesetzsanpassung vorzuschlagen wie

„für das betreffende Arzneimittel vor der Bestellung eine ärztliche Verschreibung vorliegt und diese durch die Patientin oder den Patienten mit der Bestellung eingereicht wird“ (Artikel 27) 


Ein weiterer Versuch weltfremder Politiker sich mit mittelalterlichen Mitteln gegen aktuelle Entwicklungen zu wehren. Die Buchpreisbindung war ein Beispiel dafür und auch der vom Internet überrumpelte Bundesrat in Sachen Widerrufsrecht.

Schweizer Kunden sollen nun also per Gesetz gezwungen werden, ihre Medikamente zu Apothekerpreisen stationär zu kaufen. Oder anders gesagt, wer online einkaufen will, kauft bei einem ausländischen Anbieter.

Hinweis: Zur Rose ist nominiert für den Swiss E-Commerce Award. Die Preisverleihung findet am 7. Mai 2014 statt gleich nach der neuen E-Commerce Konferenz Swiss E-Commerce Connect.



letzter ArtikelE-Commerce Connect – Jetzt sind Sie gefragt!
nächster ArtikelDigitale Transformation im Handel
Thomas Lang, Betriebsökonom und Wirtschaftsinformatiker, unterstützte Unternehmen bei der Strategieentwicklung von digitalen Vertriebsmodellen, beim Aufbau von digitalen Geschäftsmodellen, bei Expertisen rund um Onlinehandel und der operativen Umsetzung im Bereich Organisation, Prozesse, Innovation, Change-Management und Unternehmenskultur. Er ist Gründer der Carpathia AG, der unabhängigen und neutralen Unternehmensberatung für Digital-Business, E-Commerce und Digitale Transformation im Handel. Zudem ist er Autor von zahlreichen Fachartikeln und -studien, Dozent für Online-Vertriebsmodelle an verschiedenen Hochschulen sowie gefragter Keynote-Speaker zu E-Commerce und Digital Transformation im Handel. Er ist Initiator und Organisator der Connect - Digital Commerce Conference sowie des Digital Commerce Awards. Der von ihm gegründete Carpathia Digital-Business-Blog (https://blog.carpathia.ch) zählt im deutsch-sprachigen Raum zu den wichtigsten unabhängigen Publikationen im Digitalen Handel. Medien bezeichnen ihn als digitalen Vordenker, zitieren und interviewen ihn regelmässig . Am Mittwoch 17. November hat Thomas Lang für immer die Augen geschlossen.

2 KOMMENTARE

HINTERLASSEN SIE EINE ANTWORT

Bitte fügen Sie ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie ihren Namen hier ein