Zalandos Wachstumskurs, Plattform- und Logistik-Ambitionen

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Am E-Commerce Award vergangenen Mittwochabend hat Zalando noch 2 Preise abgeräumt und wenige Stunden später die offiziellen Zahlen zum 1. Quartal 2016 bekannt gegeben.

Verwöhnt wie man mittlerweile ist, weiss man die Wachstumsraten gar nicht mehr richtig zu estimieren. Gewachsen ist – der nach eigenen Worten – Europas grösster Kleiderschrank wiederum deutlich mit 23.7% ggü. dem Vorjahresquartal was am oberen Ende des für das aktuelle Jahr prognostizierten Korridors ist:

Zalando Umsatz-Wachstum 1Q2016 - Quelle: corporate.zalando.de
Zalando Umsatz-Wachstum 1Q2016 – Quelle: corporate.zalando.de

Zwar hat sich das Wachstum im DACH-Raum geringfügig reduziert – dafür hat sich gleichzeitig die EBIT-Marge in unserer Region weiterhin positiv entwickelt und liegt für DACH aktuell bei profitablen 9.7% während die restlichen Länder nach wie vor gesamthaft gesehen nicht profitabel sind.

Weiterhin positive Entwicklung der KPIs – Conversion-Rate bei 3.25%

Verdankenswerterweise informiert Zalando relativ detailliert über seine KPIs und diese entwickeln sich durchwegs erfreulich. Besonders beeindruckend ist der mittlerweile auf 62.3% angewachsene Mobile-Anteil.

KPIs 1Q2016 - Quelle: corporate.zalando.de
KPIs 1Q2016 – Quelle: corporate.zalando.de

Mit Ausnahme der verringerten durchschnittlichen Bestellmenge entwickeln sich sämtliche wichtigen Stellschrauben im E-Commerce weiterhin positiv.

Und die Conversion-Rate (Number of Orders vs. Site Visits) lag im 1. Quartal 2016 bei Zalando bei 3.25%. Gegenüber der Vorjahresperiode (3.05%) kommt dies einem Uplift von 6.6% gleich.

[bctt tweet=“Zalando Conversion-Rate bei 3.25% im Q1-2016 -> Uplift von 6.6% ggü. Vorjahresperiode.“ username=“carpathia_ch“]

Neben Südbaden noch ein weiteres Logistikzentrum

Neues Zalando-Logistik-Zenter in Lahr - Quelle: corporate.zalando.de
Neues Zalando-Logistik-Zenter in Lahr – Quelle: corporate.zalando.de

Um das starke Wachstum bewältigen zu können, plant Zalando bereits das nächste Logistik-Zentrum, wie man gegenüber Neuhandeln bestätigt hat.

Dies obwohl erst kürzlich erst der Grundstein für das vierte eigene Zentrum unweit der Schweizer Grenze im südbadischen Lahr gesetzt wurde („Companys in Konkurs während Zalando ein neues Logistikzentrum ennet der Grenze errichtet“).

Bereits seit Dezember 2015 ist ein weiterer Logistik-Hub in Stradella Italien in Betrieb, welcher laut Zalando bereits über 50% der italienischen Bestellungen abwickelt, was in einer um rund 1.5 Tage schnelleren Lieferung resultiert.

Übernahme von Tradebyte

Die effektiv spannendste Meldung zum 1. Quartal ist die Übernahme von Tradebyte durch Zalando. Tradebyte hat sich etabliert als eigentliche Drehscheibe im digitalen Vertriebsmodell vieler Brands und Händler und gilt als Tech-Juwel im deutschen Markt.

Gross geworden noch zu Zeiten der Anbindung verschiedener Händler an die Plattformen von Quelle und Neckermann wo gerade der Schweizer Ableger bereits sehr früh auf das Marktplatz-Modell gesetzt hat („Neckermann Schweiz: Good-bye Katalog – Welcome E-Commerce“). Tradebyte gewährleistet mit ihren verschiedene Services die nahtlose Anbindung und Vernetzung von Herstellern, Händlern und Retailern in der digitalen Supply Chain.

Tradebyte: Dreh und Angelpunkt vielfältiger (Marktplatz)Integrationen - Bildquelle: Tradebyte
Tradebyte: Dreh und Angelpunkt vielfältiger (Marktplatz)Integrationen – Bildquelle: Tradebyte

Vor allem bei der Anbindung unterschiedlicher Marktplatz-Konzepte steht heute Tradebyte in der Regel im Zentrum. Und damit hat Zalando nun über diese zentrale Komponente (theoretisch) die Kontrolle übernommen. Ob sie das auch faktisch machen werden, dürfte fraglich sein. Denn die Glaubwürdigkeit einer Plattform wie Tradebyte müsste aus langfristiger Sicht gewahrt bleiben.

[bctt tweet=“Zalando kontrolliert mit Tradebyte nun verschiedenste integrierte digitale Vertriebsmodelle.“ username=“carpathia_ch“]

Für Zalando ist diese strategische Übernahme ein weiterer wichtiger Schritt, sich zur führenden (europäischen) E-Commerce Plattform zu entwickeln:

Mit der Übernahme von Tradebyte, einem Anbieter von E-Commerce-Spezialsoftware, wird Zalando das erfolgreiche Partnerprogramm weiter ausbauen. (…)

Um die Warenbestände der Partner noch besser digitalisieren und erfolgreich an verschiedene Handelskanäle anschließen zu können, hat Zalando im Mai 2016 die Tradebyte Software GmbH erworben. Tradebyte ist einer der führenden europäischen Anbieter von Integrationslösungen für Einzelhändler und Marken, insbesondere im Fashion- und Lifestyle-Sektor. 



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Thomas Lang, Betriebsökonom und Wirtschaftsinformatiker, unterstützte Unternehmen bei der Strategieentwicklung von digitalen Vertriebsmodellen, beim Aufbau von digitalen Geschäftsmodellen, bei Expertisen rund um Onlinehandel und der operativen Umsetzung im Bereich Organisation, Prozesse, Innovation, Change-Management und Unternehmenskultur. Er ist Gründer der Carpathia AG, der unabhängigen und neutralen Unternehmensberatung für Digital-Business, E-Commerce und Digitale Transformation im Handel. Zudem ist er Autor von zahlreichen Fachartikeln und -studien, Dozent für Online-Vertriebsmodelle an verschiedenen Hochschulen sowie gefragter Keynote-Speaker zu E-Commerce und Digital Transformation im Handel. Er ist Initiator und Organisator der Connect - Digital Commerce Conference sowie des Digital Commerce Awards. Der von ihm gegründete Carpathia Digital-Business-Blog (https://blog.carpathia.ch) zählt im deutsch-sprachigen Raum zu den wichtigsten unabhängigen Publikationen im Digitalen Handel. Medien bezeichnen ihn als digitalen Vordenker, zitieren und interviewen ihn regelmässig . Am Mittwoch 17. November hat Thomas Lang für immer die Augen geschlossen.

1 KOMMENTAR

  1. Wow! Soll mal einer über Deutschland behaupten, hier stünden nicht alle Zeichen auf Wachstum! Die Infos über Tradebyte übrigens: äußerst interessant!

    Gibt es bald neben Serverfarmen und Logistik-Zentren überhaupt noch was anderes, für das Bauplatz verbraucht wird? Ah doch, ich denke, für weitere Lidls, Aldis, Rewes und Co. auch noch. Anscheinend scheint das mit dem Konsum doch ganz gut zu klappen hierzulande. Wiederum wow!

    Weiteres Indiz dafür: Was Amazon jetzt mit „Prime Now“ anstellt. Erstes Testfeld seit kurzem natürlich: Berlin. Und wiederum geht es um logistischen Hochleistungssport, denn das Versprechen an den Kunden lautet, innerhalb von 2 Stunden zu liefern, auf Wunsch sogar 1 Stunde. Das ist deswegen wichtig, weils auch um die Lieferung von Nahrungsmitteln und Sofortessen geht. Ich selbst zweifle nicht daran, dass das Konzept Erfolg haben wird und Amazon auch hier bald expandieren wird und damit Konkurrenten unter Druck setzen.

    Aus meiner Sicht wichtig ist natürlich, dass da viel mehr dran hängt. Ganz ähnlich wie im hier geschilderten Zalando-Beispiel: Hier profitiert vom Zalando-Erfolg der Anbieter Tradebyte. Und generell vom Trend zu E-Commerce und der Ausweitung der Auslieferungspaletten? Profitierten zum Beispiel wir. „Wir“: sind Hersteller von Transportboxen und Kunststoffpaletten und merken, wie der Bedarf besonders von sog. „Hygiene Palettenboxen“ und Thermobehältern steigt, insbesondere seitdem etwa auch Rewe ins Geschäft mit dem Versand von (gekühlten) Lebensmitteln eingestiegen ist, „Emmas Enkel“ auf den Plan getreten ist, „Allyouneed“ mit idealen Verpackungsmöglichkeiten experimentiert usw..

    Das freut uns natürlich auch und deswegen warten wir nur darauf, dass das so erfolgreiche Zalando auch endlich mit Lebensmitteln anfängt. 😉

    Mfg Fabian // http://www.rotogal.de

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