Aliexpress, Taobao, Tmall (alle gehören zur Alibaba Gruppe) oder das verführerische Mobile-Konzept Wish und wie sie alle heissen – Direktimporte aus China sind derzeit bei Schweizer Konsumenten derart beliebt, dass die Post kaum nachkommt, diese zu bewältigen.
Von einer kostendeckenden Bearbeitung ganz zu schweigen. Schuld an dieser Quer-Subventionierung ist eine alte Regelung des Weltpostvereins (mehr dazu in einem Hintergrundbericht des Tages-Anzeigers: Verlustgeschäft mit Paketen aus China).
Laut aktuellsten Meldungen soll die Paketmenge alleine aus China dieses Jahr die 8 Mio. Grenze sprengen. Und nach einer internen nicht repräsentativen Umfrage bei Experten darf man davon ausgehen, dass der Wert pro Paket wohl zwischen 25 und 30 Franken liegen wird.
Endkonsumenten kaufen demnach aktuell Waren im Wert von CHF 200 bis 250 Mio. genau und direkt dort ein, wo auch unsere Detailhändler oder deren Lieferanten sourcen.
Digitalisierung sei Dank – doch das ist nur die eine Seite der Medaille:
Marktwert von bis zu einer Milliarde Franken
Die genannten CHF 200 bis 250 Mio. sind der „Billigstwert“ der eingekauften Waren aus Asien. Deren Schweizer Marktwert liegt um Faktoren höher oder anders gesagt, dem Markt wird damit nach Einschätzungen ein Warenwert von gegen einer Milliarde Franken entzogen – Tendenz steigend.
Auch wenn man argumentieren darf, dass bei den Direktimporten ein nicht unerheblicher Anteil an Produkten dabei ist, die man vermutlich hierzulande nicht gekauft hätte, dürften trotzdem deutlich mehr als eine halbe Milliarde Franken Marktanteile pulverisiert worden sein. Und dies notabene in einer Zeit, wo der Schweizer Detailhandel ohnehin mit den Auslandseinkäufen und den immer stärker werdenden Onlineplayern aus dem In- und Ausland zu kämpfen hat.
Steuerproblem bahnt sich an
Patrick Kessler vom VSV hat diese Thematik bereits vor einigen Wochen sehr treffend beschrieben und auf die volkswirtschaftlichen Folgen aufmerksam gemacht, die kein Politiker heute auf dem Radar hat oder haben will (Von subventionierten Posttarifen und „verduftenden“ MwSt-Einnahmen)
Mit grosszügigen MWST- und Zollfreigrenzen importieren Konsumenten an Freund und Feind vorbei was das Zeugs hält. (…) Total schätzen wir 2016 rund 20 Mio Warensendungen/Pakete als Direktimporte zählen zu können. Das wären dann etwa 15 % des gesamten Paketvolumens (ca 140 Mio/Jahr) der Schweiz!
Wie schon unzählige Male in „Selbstversuchen“ nachgewiesen, ist die Deklaration der Pakete oft „unvollständig“.
Daneben werden mit diesen Importen ganz einfach Schweiz spezifische Deklarationsvorschriften ausgehebelt, welche insbesondere der Konsumentenschutz mit grosser Leidenschaft vorantreibt. Der Schweizer Handel hat sich an die entsprechenden Gesetze zu halten, den Konsumenten brauchen diese Vorschriften aber nicht zu kümmern…
Und die Auswirkungen auf die Steuereinnahmen dürften sich dramatisch entwickeln.
Total bewirkt also ein Online-Einkaufstourismus aus einem Billigstland wohl glückliche Konsumenten (im Beispiel haben die Konsumenten 800 Mio gespart) aber traurige Finanzdirektoren (100 Mio weniger Steuereinnahmen).
Wenn wir nun die Entwicklung der Direktimporte der letzten 24 Monate auf die nächsten 3 – 4 Jahre projizieren (jährliche Zunahme um 50 %), dann fehlen uns in 4 Jahren nicht 100 Mio MWST-Einnahmen sondern 500 Mio!
[…] wie der Schweiz zieht der Direktimport asiatischer Waren, insbesondere aus China, stark an, wie Thomas Lang in seinem Blog berichtet. Der „Päckli-Boom“ in der Schweiz lässt sich in eindrucksvollen Zahlen […]