Wachstumstreiber abseits vom Mainstream: Kooperationen, Geschäftsmodelle, Marketing und Diversität

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Das Panel „Wachstumstreiber abseits vom Mainstream“ an der diesjährigen E-Commerce Connect Konferenz wurde von Malte Polzin moderiert (Carpathia Advisory Board / CEO DeinDeal.ch) und war eines meiner persönlichen Highlights.

Drei Macher-Typen

Einerseits, weil mit Samy Liechti, Markus Mahler und Roberta Zingg echte Macher und eine Macherin auf der Bühne standen und anderseits, weil die Unternehmungen mit ihren Konzepten und Produkten unterschiedlicher nicht sein konnten.


Da ist der Mann mit den schwarzen Socken und kurzen Hosen – so zumindest mein Bild im Kopf von Samy Liechti, wie ich ihn vor rund 17 Jahren das erste Mal bei Kurt Aeschbacher auf dem Stuhl erlebt habe –, der mit blacksocks.ch die „simpelste“ Schnittstelle zum Mann – nennen wir sie Trägheit, Bequemlichkeit oder aber vielleicht auch Effizienz – gekonnt besetzt.

Links von der Super-Socke 😉 steht die junge, dynamische Unternehmerin und Mutter Roberta Zingg, welche ihren eigenen Nachwuchs und am liebsten denjenigen aller anderen auch, chic und vor allem nachhaltig ankleidet. Zusammen mit ihrer Geschäftspartnerin und ihren jeweiligen Partnern haben sie stadtlandkind.ch vor rund 4 Jahren geboren und mit dem Sieg des Newcomer-Awards am Swiss E-Commerce Award 2014 sehr schnell laufen gelernt.

Gewinner Spezialkategorie Newcomer Award 2014: Stadtlandkind GmbH mit stadtlandkind.ch Team von Stadtlandkind GmbH und Marc Riedi (Kategoriesponsor Paysafecard)

Markus Mahler, der schon in ganz vielen Bereichen, sei es z.B. mit seinem Bioladen mahlerundco.ch oder mit seinem Buch „Professionelles Coaching„, Macher-Qualitäten bewiesen hat, steht rechts von Roberta Zingg auf der Bühne. Er ist der CEO von brack.ch – ebenfalls eine Firma, die in der „Garage“ eines weiteren Machers (Roland Brack) ihren Ursprung fand.

Sortimentsausweitung als Wachstumstreiber

brack.ch startete mit Elektroartikeln. Heute ist das Sortiment nicht mehr „nur“ tief sondern auch breit und umfasst rund 140‘000 Artikel in den Kategorien „IT“, „Home& Living“, „Do It & Garden“, „Freizeit & Hobby“, mit der Übernahme von Babymüller.ch im Juli 2016 auch „Baby & Kind“ und seit Frühling 2017, durch die Kooperation mit Intersport in den Bereichen Front- und Backend als E-Commerce Enabler, auch „Sport & Outdoor“.

Warum erwähne ich das so ausführlich? Weil die Sortimentsausweitung, nebst den massiven Investition in die Logistik und damit in das Lieferversprechen bzgl. Verfügbarkeit, Geschwindigkeit und Planbarkeit ein wesentlicher Wachstumstreiber für Brack.ch ist.

Auch Stadtlandkind.ch hat sein Sortiment erweitert. Nicht nur von 10 Marken im 2014 zu aktuell über 100 Marken sondern auch vom Kind hin zur Mutter, Interior und Geschenken für beide.

Samy Liechti hat mit der gleichen Strategie, beziehungsweise auf Wunsch seiner Kunden – einen grösseren Loyalitätsbeweis kann es ja fast nicht geben – die schwarzen Socken erst angemalt (Funky Socks) und sich dann nach und nach zur Unterwäsche, den T-Shirts und Hemden hochgehangelt. Dabei ist es ihm aber ganz wichtig, dass er weiterhin Kleider und keine Mode verkauft – seine Retourenquote ist deshalb auch verschwindend klein.

Der Button – auch für Socken

Das Abo-Modell, wie man es von Blackssocks.ch kennt, ist vor allem bequem und „sicher“. Weil man es auch ganz einfach pausieren kann.

More Button: Bestellen per Knopfdruck. «Eigentlich sollte ich wieder einmal Socken kaufen». Aber wann denkt der Mann an Socken? Ganz einfach: Wenn er frisch geduscht und splitternackt vor dem Schrank steht und sich anzieht.

Wer überhaupt kein Abo haben will, kann seit neuem auch den More-Button zum Bestellen bestellen (CHF 19) und dann seinen Sockenkauf direkt nach dem Duschen, nackt vor dem Schrank, erledigen – auch ein Einkaufserlebnis.

Brack hatte aus ähnlichem Anreiz hierzu schon Ende November 2016 seinen BOB-Button, bzw. Kästchen mit gleich vier konfigurierbaren physischen und weiteren digitalen Buttons in der APP, lanciert.

Der sogenannte BOB konnte die Jury am Swiss E-Commerce Award 2017 überzeugen und bescherte Brack.ch dann auch den wohlverdienten Award 2017 für das „Best Feature“.

Brack verkauft den BOB alleine für CHF 29.90. Nutzt die Innovation aber auch, um gleich noch einen weiteren Wachstumstreiber zu lancieren: Die BRACK.CH-Plus-Mitgliedschaft – welche ähnlich einem Amazon-Prime gegen eine Jahresgebühr verschiedenste Kundenvorteile verspricht.

Sie haben zwei Möglichkeiten, Ihren persönlichen BRACK.CH Order Button zu erhalten: https://www.brack.ch/bob

Grössere durchschnittliche Warenkörbe, gesteigerte Frequenz und Kundenloyalität durch Service, Erlebnis, aber auch Convenience tragen bei allen Dreien wesentlich zum Wachstum bei.

Reichweite durch Marktplätze

Samy Liechty wollte die Reichweite durch Marktplätzen ausprobieren – seine Mitarbeiter, auf die er sehr gut hört, nicht.

Brack.ch war einer der ersten auf dem Marktplatz Siroop.ch. Da sind die Produkte nach wie vor gelistet und Markus Mahler möchte dort auch weiterhin voll dabei bleiben.

Brack.ch auf siroop.ch

Mit dem mutmasslichen Ziel,  spätestens den Zweitkauf dann über Brack.ch abwickeln zu können, mögen Services wie z.B. SameDay Delivery, die Planbarkeit der Lieferung, diverse Abholorte und der professionelle und private Installationsdienst über Mila doch überzeugen.

Brack.ch: Professioneller und privater Installations-Service

Auf das Erlebnis setzen

Marktplätze sind für Stadlandkind.ch aktuell kein Thema.

„Das Erlebnis findet nur bei uns statt – und nicht auf dem Marktplatz“.

Reichweite erreicht Stadlandkind.ch hauptsächlich durch klassisches Marketing – allerdings mit mehr Mut als Geld – sowie Kooperationen mit Influencern und Bloggern sowie Mütter, die sie teilen, weil sie das „Was“ und „Wie“ sie es machen ganz einfach gut finden und sie mögen.

Roberta Zingg und Ihr Team spielte derweil die Gender-Erlebnis-Beziehungs-Wachstumskarte. Einen Wiederbestellbutton würde in ihrem Bereich – Windeln bietet Stadtlandkind ja keine an – auch herzlich wenig Sinn machen.

Stadlandkind.ch lebt seine DNA dann auch auf der ganzen Linie: Von der Beschaffung über die sehr persönlichen Kundenbeziehungen – man kennt die Alter der Kinder nicht aus der Newsletter Anmeldung oder Algorithmen, sondern durch den persönlichen Kontakt – bis hin zu den Mitarbeiterinnen, welche mehrheitlich wieder in den Beruf eingestiegene Mütter sind. Diese durchgängig stimmige Unternehmens-DNA vermittelt vor allem Glaubwürdigkeit, schafft Vertrauen und damit eine enorm hohe Kundenloyalität und Mundpropaganda  – ihre mehrheitlich Kundinnen wollen ganz einfach bei Stadlandkind.ch für ihre Liebsten einkaufen.

Wachstum auch im Ausland

Geht es um Wachstum über die Landesgrenze hinaus, dann macht Blacksocks bereits heute einen Drittel seines Umsatzes im Ausland. Wobei die USA der zweitgrösste Markt ist und Samy Liechti und sein Team nun angefangen haben, den englischen Markt zu bearbeiten.

„Bist Du in der Nische, dann denke über das Ausland nach.“

Bis auf die Sortimentsausweitung verfolgen die drei Protagonisten also sehr unterschiedliche Wachstumsstrategien – abseits von den klassischen Marketingmassnahmen.

Am besten bilden Sie sich aber Ihr eigenes Urteil und gönnen sich die rund 40 Minuten mit den vier herausragenden Persönlichkeiten der Schweizer E-Commerce-Szene.

 



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