Wer die Schweizer Medien in den letzten Tagen verfolgt hat und sich gleichzeitig mit E-Commerce auseinandersetzt, kann nur den Kopf schütteln.
Die Post beschäftigt sich wieder mal intensiv mit sich selbst. Querelein auf höchster Führungsstufe und untaugliche Vorschläge zur Finanzierung des Service-Public, welche nur mit einer vorherrschenden Ohnmacht zu erklären sind. E-Commerce ist per-se Distanzhandel – unabhängig seiner Ausprägung. Die gekauften Produkte müssen zum Kunden spediert werden. Und das ist DIE grosse Chance für die Logistiker. Aber da scheint man in Bern weiterhin etwas zu schlafen und überlässt das Geschäft gerne privat-rechtlich organisierten Unternehmen wie DHL, DPD, FedEx, UPS etc.
Die Post versucht sich aber auch als Full-Service Partner zu positionieren und bietet zwischenzeitlich E-Commerce Gesamtlösungen. Grundsätzlich ein guter Approach, aber es macht wiederum den Eindruck, dass die bestehenden Services neu gebündelt und – im wahrsten Sinne des Wortes – als Paket angeboten werden. Wirklich innovative Modelle sind noch nicht auszumachen.
Mit der mangelnden Innovation steht die Post jedoch nicht alleine da. Vor wenigen Tagen wurde publik, dass sich der deutsche Logistik-Spezialist Fiege als Fulfilment-Partner beim Metro-Konzern (Saturn / Mediamarkt) engagiert. Mediamarkt, der online ja bereits einmal grandios scheiterte, ist wohl im Begriff, den selben Fehler mit doppeltem Handicap nochmals zu begehen. 2010 ist die Neulancierung des Onlinegeschäfts geplant.
Innovative Fulfilment-Modelle werden derzeit (fast) nur von E-Commerce Pionieren wie Amazon propagiert. Dort setzt man neben dem bestehenden Retail-Geschäft vermehrt – und äusserst erfolgreich – auf Merchant- sowie Developer-/Infrastructure-Services. Vor allem interessant sind die Services für Händler wie Payment & Billing und Fulfilment.
Innovative Services also, die komplett skalierbar sind, schnell an neue Herausforderungen des Marktes adaptiert werden können oder sich auch nahtlos in moderne E-Commerce Konzepte integrieren lassen. Alles verbunden mit sehr niedrigen Fix- und Setupkosten. Es wäre schön, wenn die Logistik-Innovation mit derjenigen des E-Commerce Schritt halten würde – und nicht ständig hinterher zu hinken scheint. Denn im E-Commerce geht derzeit „die Post ab“.
Ich warne davor, dass der private „Markt“ die Preise so zerfallen lässt, dass die Post schon lange nicht mehr mitbieten kann…
So lässt die Post ihren „Bazar“-Flyer von einer privaten Organisation verteilen, weil die viel biller sind.
Allerdings sind die Verteiler dann auch sehr billig bezahlt.
Wenn die Leute, die die Logistik ausführen, dann nicht mehr die Waren bezahlen können, die sie bestellen müssten, kann die Post auch nix mehr dafür!