Aus der Serie E-Commerce Trends 2010:
Die Finanzkrise hat es unweigerlich vor Augen geführt was es heisst, nur von einer Leitwährung oder einem globalen Finanzsystem abhängig zu sein. Der belgische Finanzexperte Professor Bernard A. Lietaer propagierte unlängst den Einsatz von Komplementärwährungen zur Stabilisierung der Geldmärkte. In eine ähnliche Richtung gehen auch Bestrebungen von globalen Netzwerken wie Facebook, eigene Währungen zu schaffen, die innerhalb des Netzwerkes wie auch Netzwerk übergreifend eingesetzt werden können.
Wenn in der nahen Zukunft vermehrt kommerzielle Transaktionen in diesen Netzwerken stattfinden werden, gewinnen solche Komplementärwährungen an Bedeutung. Güter werden erworben und Services erstanden, bezahlt mit solchen Webwährungen. Diese können wiederum auf manigfaltigste Weise erworben werden – initial auch im Umtausch gegen reale Währungen.
Damit kann auch der kommerzielle Aspekt des Onlinehandels innerhalb der Netzwerke durch komplementäre Währungen beschleunigt werden, wobei die Auswirkungen auf die staatlichen Steuersysteme heute noch ungewiss sind. Beschleunigung nicht zuletzt auch durch den internationalen Handel und den Wegfall von Währungsumrechnungen. Auch werden die klassischen Zahlungssysteme – die wir ja zumeist vom Old-Commerce geerbt haben – möglicherweise an Bedeutung verlieren.
Gesetzlich in den USA (noch) verboten ist jedoch der Retour-Tausch von virtuellen Währungen in harte Währungen. Facebook experimentiert bereits länger mit den hauseigenen Facebook-Credits, die bis jetzt vornehmlich bei Spielen für virtuelle Währungen eingesetzt werden. Neu wird seit einigen Wochen in einer Closed-Beta Phase getestet, die Credits auch ausserhalb der Gaming-Welt einzusetzen. Wer sich Facebook-Credits kauft, wird jedoch gleich zu beginn bestraft. Auch Mark Zuckerbergs Imperium macht dabei gerne die hohle Hand und lässt sich die Services analog zu Apple mit fürstlichen 30% belohnen.
2010 wird in diesem Bereich weitere Innovationen bringen und den Weg aufzeigen, wo hin es gehen wird mit alternativen Währungen. Diese werden die herkömmlichen Währungen nicht ersetzen sondern ergänzen und durch sozial motivierte Faktoren den Geldfluss beschleunigen. Nicht das Halten von Geld sondern das ständige Reinvestieren wird belohnt. Den Durchbruch selber werden wir wohl noch nicht so schnell sehen, aber 2010 dürfte einige entscheidende Entwicklungen in diesem Bereich bringen.