Die Rolle der Zahlungsmittel im Schweizer E-Commerce

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Für die aktuelle Ausgabe des Online PC Magazins durfte ich an einem Beitrag zu Online-Zahlungsmitteln mitarbeiten und stand Red und Antwort zur Bedeutung der Zahlungsmittel im Interview, welches ich mit freundlicher Genehmigung der Redaktion widergebe:

Online PC: Worauf gilt es bei Internetzahlungen zu achten, um böse Überraschungen zu vermeiden?

Thomas Lang: Der Anbieter sollte unbedingt durch den Kunden identifiziert werden können, wenn ausschliesslich Vorauskasse oder Kreditkarten angeboten werden. Bei diesen Zahlungsmethoden erfolgt die Überweisung vor der Lieferung des gekauften Artikels oder des Service. Zudem ist darauf zu achten, dass bei der Übermittlung von Personendaten und Zahlungsinformationen wie Kreditkartennummern die Verbindung mit einer Verschlüsselung gesichert ist. Man sieht dies an der Webadresse, die mit https anstatt http beginnt. Moderne Browser visualisieren verschlüsselte Verbindungen zudem mit einem Sicherheits-Icon, wie etwa einem Schloss. Im Weiteren lohnt sich immer ein Blick in die AGB, wie Rücksendungen, Gutschriften und andere Leistungen im Zusammenhang mit Retouren geregelt sind. Im Zweifelsfall empfehle ich, gegen Rechnung oder mittels Kreditkarte zu bezahlen. Bei Ersterer zahle ich erst,wenn die Leistung des Shops erbracht ist, im zweiten Fall habe ich die Möglichkeit, ungerechtfertigte Belastungen beim Kreditkartenherausgeber zu reklamieren.

Online PC: Welche Zahlungsmittel sind akzeptiert?

Lang: Moderne Onlineshops bieten im Durchschnitt drei bis vier verschiedene Zahlungsmethoden an (Anm. das zeigte auch unsere aktuelle Online-Shop Studie). Kreditkarten (allen voran Visa und Mastercard) wie auch Debitkarten (Postcard) sind sehr verbreitet. Grosse Shops bieten auch die Möglichkeit, gegen Rechnung zu zahlen. Gelegentlich wird auch immer noch die Lieferung gegen Nachnahme angeboten. Auch alternative Zahlungsmethoden wie Click & Buy, Paypal oder Sofortüberweisung.ch sind immer öfter anzutreffen. Im B2B-Bereich hingegen gilt fast ausschliesslich die Lieferung gegen Rechnung, da die Verbreitung von Firmenkreditkarten in der Schweiz noch eher selten ist und aus gesetzlichen Gründen MwSt.-taugliche Belege erforderlich sind. Dies ist auch immer noch ein Hindernis für die Zahlung mit elektronischen und modernen Zahlungsmitteln.

Online PC: Wie lässt sich die Vertrauenswürdigkeit eines Anbieters prüfen?

Lang: Erste Anlaufstelle sind Impressum oder Kontaktseiten. Publiziert der Anbieter eine vollständige und verifizierbare Adresse inklusive Telefonnummer, unter der auch jemand erreichbar ist? Zudem liefert eine kurze Suche bei Google bereits nachhaltige Informationen. Wird ein Onlineshop mehrheitlich negativ in Foren von Beobachter, Comparis und Kassensturz diskutiert, rate ich: Hände weg. Zusätzlich liefern auch Preisvergleichsportale vermehrt qualitatives Feedback zu den Anbietern selber.

Online PC: Noch immer werden viele Internetkäufe abgebrochen. Weshalb?

Lang: Generell geht man davon aus, dass die Abbruchquote bei 60 bis 70 Prozent liegt. Das heisst, dass es bis zu 7 von 10 gefüllten Warenkörben nicht erfolgreich durch die Kasse schaffen! Ein unglaublicher Wert. Nebst emotionalen und funktionalen Hürden spielt dabei das Angebot an Zahlungsmitteln eine bedeutende Rolle. Untersuchungen zeigen, dass die Abbruchquote sinkt, je mehr Zahlungsmethoden dem Kunden angeboten werden und je mehr Risiko der Anbieter übernimmt.

Online PC: Welche Trends zeichnen sich im Verkauf über den Onlinekanal ab?

Lang: Einerseits nehmen Usanzen wie das situative Anbieten von Zahlungsmitteln aufgrund derWarenkorbgrösse, von versteckten Bonitätsprüfungen oder aufgrund der Lieferadresse zu. Es gibt Onlineshops, die in gewisse Regionen nicht mehr gegen Rechnung liefern, weil die Erfahrung zeigt, dass die Zahlungsmoral dort niedriger ist als anderswo. Auch machen gewisse Anbieter das Zahlungsmittelangebot abhängig davon, was sich im Warenkorb befindet. Andrerseits werden die traditionellen Zahlungsmittel zunehmend konkurrenziert durch Angebote von etablierten Serviceprovidern.

Der vollständige Artikel steht auch als PDF zur Verfügung.



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Thomas Lang, Betriebsökonom und Wirtschaftsinformatiker, unterstützte Unternehmen bei der Strategieentwicklung von digitalen Vertriebsmodellen, beim Aufbau von digitalen Geschäftsmodellen, bei Expertisen rund um Onlinehandel und der operativen Umsetzung im Bereich Organisation, Prozesse, Innovation, Change-Management und Unternehmenskultur. Er ist Gründer der Carpathia AG, der unabhängigen und neutralen Unternehmensberatung für Digital-Business, E-Commerce und Digitale Transformation im Handel. Zudem ist er Autor von zahlreichen Fachartikeln und -studien, Dozent für Online-Vertriebsmodelle an verschiedenen Hochschulen sowie gefragter Keynote-Speaker zu E-Commerce und Digital Transformation im Handel. Er ist Initiator und Organisator der Connect - Digital Commerce Conference sowie des Digital Commerce Awards. Der von ihm gegründete Carpathia Digital-Business-Blog (https://blog.carpathia.ch) zählt im deutsch-sprachigen Raum zu den wichtigsten unabhängigen Publikationen im Digitalen Handel. Medien bezeichnen ihn als digitalen Vordenker, zitieren und interviewen ihn regelmässig . Am Mittwoch 17. November hat Thomas Lang für immer die Augen geschlossen.

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