Visuelle Suchen sind eine der spannendsten aktuellen Entwicklungen im E-Commerce. Gerne werden als Vorzeige-Beispiele Nike-ID oder Reisenthel herumgereicht. Diesen Sommer hat der Suchmaschinen-Gigant Google den auf visuelle Suchen spezialisierten Anbieter Like übernommen, nachdem man sich über mehrere Jahre hinweg immer wieder füreinander interessierte.
Nun hat Google Boutiques.com lanciert, das stark von der technischen Innovation von Like.com getrieben wurde. Was darf der Kunde da erwarten, wenn Kaiser Google eine E-Commerce Plattform für Fashion lanciert. Jochen Krisch hat es bereits auf den Punkt gebracht:
Boutiques ist sicherlich technisch brilliant, schön anzusehen und featuremäßig reich gesegnet, aber eben ohne klares Nutzerkonzept. Wer bitte soll so einer Seite verfallen?
Ich würde hier gar das „schön anzusehen“ in Frage stellen. Technisch sicher einwandfrei gemacht und ein visuelles Suchvergnügen aus der funktionalen Sicht. Aber bereits die – bedingt durch das Business-Modell – bunt gemischten Produkbilder-Styles versprühen den Hauch eines emotionslosen Gemischtwarenladens:
Zum einen versucht Google, ähnlich den Metaplattformen wie Polyvore & Co., soziale Komponenten zu integrieren. Aber niemand hat wohl nochmals auf eine proprietäre Plattform gewartet, auf der man Likes und Dislikes verteilen kann, sich gegenseitig folgen und favorisieren kann. Dieser Zug ist abgefahren, dieser Bereich wird dominiert von Facebook und Twitter. Unverständlich, dass deren Integration so vernachlässigt wurde.
Was zudem erstaunt ist, wie schlecht Suchmaschinen optimiert diese Plattform ist, wenn man sich nur mal so eine Produktdetailseite bzgl. URL, Meta-Title, CSS-Auszeichnungen von Produkt-Titel, -Informationen und mehr betrachtet. Oder zynisch bemerkt, benötigt das eine Plattform aus dem Hause Google selber gar nicht (…)?
Fazit: Boutiques.com ist nur eine etwas bunter bebilderte Meta-Suchmaschine im Fashionbereich. Google zeigt uns nicht, wie man Fashion verkaufen könnte. Google zeigt uns aber, wie man intuitiv und intelligente Produktsuchen technisch realisieren kann. Das man hierzu den Fashionbereich wählte, hat nahe liegende Gründe – war jedoch nicht zwingend.
Ähnlich wie in Hans Christian Andersens Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ muss etwas nicht unbedingt gut sein, nur weil es von Google kommt.
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[…] This post was mentioned on Twitter by Christian, Carpathia Consulting. Carpathia Consulting said: Neu im Blog: boutiques.com – Des Kaisers neue Kleider? http://bit.ly/95qKpS […]
Zugegeben, es ist nicht unbedingt Sache des Herren seine Boutique mit Frauenkleidern zusammen zu stellen (und das in der Beta Version). Ich habe es durchgemacht, es braucht etwas Zeit, aber wenn es dann mal steht und funktioniert … eine tolle Sache (obwohl ich wahrscheinlich nicht sehr konsistent ausgewählt habe).
Ich gehe davon aus, dass der wichtigtste Teil die eigene Boutique sein wird, und dass es weniger um Followers und facebook likes etc. gehen wird, obwohl das auf den ersten Blick so aussieht. Aber die eigene Boutique zu haben in der man shoppen kann und welche auch immer wieder aufgeräumt und neu bestückt wird, das wäre doch schon irgendwie cool oder?
Das Zusammenstellen und Führen von eigenen Boutiques ist sicher cool. Dass es funktioniert und beliebt ist, zeigen Plattformen wie http://polyvore.com, http://stylefruits.de und andere bereits seit Jahren. Daher ist Boutiques.com diesbezüglich keine Innovation.
Interessant, dass jeder von einem anderen Blickwinkel auf Boutiques.com blickt und alle irgendwie enttäuscht scheinen. Ich bin es nicht, weil ich auch nichts erwartet habe, was über eine bessere Mode-Findemaschine hinausgereicht hätte. Mich beeindruckt vor allem, wie die „Ähnlichkeiten“ hier permanent verbessert werden.
Das hat m.E. auch eine Bedeutung für künftige mobile Shopping-Konzepte. Google muss ja Amazons Memo etwas entgegensetzen. Die Kombination mit Goggles verspricht hier einen weiteren Schritt des „neuen Suchens“, eben nicht im Amazon Marketplace, sondern weit darüber hinaus.
Google ist doch kein Modeverkäufer. Boutiques zielt voll auf das Herz des Unternehmens: Die besseren SERPs, damit die Leute Google auch weiter deutlich gegenüber Facebook als Suchmaschine favorisieren. Das geht eben nur, wenn man dieses Geschäft besser macht.
Danke Martin für diese Einschätzung; ich bin Deiner Meinung, dass die reinen visuellen Suchfunktionen sehr gut gelöst wurden, das stelle ich auch nicht in Abrede. Aber mehr darüber hinaus bietet Google nicht – boutiques.com wird weder eine Fasion-Verkaufsplattform werden noch eine Fashion-Metaplattform ähnlich Polyvore & Co. Es ist eine horizontale Suchmaschine – und für visuelles Suchen eignet sich halt Fashion mal gut. Aber als Transporteuer von Emotionen, die gerade im Fashion-Bereich besonders wichtig sind, eignet sich boutiques.com nicht.
Boutiques.com: Welches Potenzial steckt wirklich im Portal?…
Das Prinzip vom frisch gestarteten Fashion-Projekt Boutiques.com, hatten wir ja letzte Woche im Detail auf twive! vorgestellt. Eine halbe Woche nach dem Launch wimmelt es im Web geradezu von Beiträgen, die sich kritisch mit dem neuen Google-Projekt aus…
[…] Caparthia […]
[…] Zugegeben, noch sind sich User nicht gewohnt, bei Facebook einzukaufen. Aber wer hätte vor 5-10 Jahren gedacht, er würde heute Früchte oder Jeans bei Amazon kaufen – oder gar bei Google? […]
[…] modernen Onlineshop-Startseiten mehr zu unterscheiden. Gleichzeitig zieht man der letzten November mit wenig Beifall gestarteten Fashion-Plattform Boutiques.com den Stecker, was nicht ganz unerwartet gekommen […]