Die Ringier Konzernleitung hatte gerade Mal knapp 8 Monate Geduld, die mobile Payment, Loyality und Couponing Lösung vanilla am Leben zu erhalten. Heute wurde diese Dienstleistung völlig überraschend eingestellt. 3 Wochen nach der Auszeichnung mit Gold in der Kategorie „Innovation“ am Best of Swiss Web 2011.
Wir waren ja von Anfang an kritisch eingestellt gegenüber Vanilla, weil sie keinen klaren Fokus aufwies. Das Konzept war nicht zu Ende gedacht, der Business-Case war nicht schlüssig. Technologisch überzeugend umgesetzt war die Anwendung überladen, sie wollte zu viel. Weniger wäre mehr gewesen. Vor allem aber fehlt ihr eines; die Community!
Vanilla ist war eine „take it or leave it“ Anwendung, oder wie es unlängst auch formuliert wurde; „buy or fuck off“. Ganz im Stil von; das ist das Angebot, bedien Dich. Aber sag uns auf keinen Fall, was Du magst, von was Du mehr möchtest und wo wir falsch liegen.
Völlig unverständlich ist das Aus zum jetzigen Zeitpunkt. Um uns herum boomen mobile Couponing Lösungen, Location Based Deals und vieles mehr. Unlängst haben wir an einer Konferenz die Frage aufgeworfen, ob die Groupon-Klone das mobile Rennen machen werden oder doch Facebook mit Deals und Places. Ersteres hat sich zwischenzeitlich konkretisiert, Groupon hat Whrrl übernommen.
Dass Ringier Vanilla den Stecker gezogen hat zeigt einmal mehr, dass man beim Medien Konzern das E-Business einfach nicht verstehen will oder kann. Mit Vanilla war man bzgl. mobile Lösung in der Poleposition, hätte die einmalige Chance gehabt, das Couponing-Geschäft aufzubauen und den Markt strategisch zu besetzen. Mit Ringier einen starken bekannten Partner im Hintergrund der für Vertrauen steht. Man hätte etwas mehr Geduld benötigt – Geduld, die man wohl bei der Lancierung eines Printproduktes gerne mal 3-5 Jahre walten lässt.
Vanilla wurde lanciert als „strategischen Stossrichtung zum Ausbau der Internet-Aktivitäten im Bereich transaktionsbasierter Plattformen“, so der Wortlaut aus der Medienmitteilung vom 15.9.2010. Das Ende nach 8 Monaten zeugt wenig von strategischer Stossrichtung oder vielmehr, dass es nach wie vor keine Strategie beim Medienhaus gibt. Geschenkidee.ch bleibt nach wie vor die einzige funktionierende Transaktionsplattform im Ringier-Portfolio die sich nicht um totes Holz dreht – notabene hat man den Geschenke E-Commerce Pionier für gutes Geld eingekauft. Auch dort muss man aufpassen, dass man den Zug nicht verpasst. Die Plattform mutet immer „Eins-Nulliger“ an.
Schade, mit Vanilla vergibt man eine einmalige Chance und wirft eine technologische Innovation weg. Aber evtl. haben wir doch noch recht, und Vanilla wird mit SI-Style verschmolzen, dem Augmented Reality Shop-Finder aus dem selben Haus. Anfangs Oktober 2010 haben wir schon prognostiziert:
„Während die SI-App mehr auf die lokalen Stores und die Integration von Augmented Reality setzt, ergänzt Vanilla das Shopping-Vergnügen mit der mobilen Payment Anwendung. Gut möglich, dass diese Apps in naher Zukunft verschmelzen werden.“
[…] (Crossposting) yigg this! — save to del.icio.us […]
18 Monate? Waren es nicht eher 8?
@Susan
Klar, 8 Monate – war wohl selber überrascht, dass sie es nicht länger ausgehalten haben – Danke für den Hinweis. Ist oben korrigiert.
Schade, denn die Idee wäre gut gewesen. Gerade in Zeiten von Groupon, DeinDeal.ch und DailyDeal.de zeigt es sich, dass Gutscheinplattformen sehr beliebt sind. Geschäftsmodelle brauchen oft Zeit, bis sie nachhaltig etabliert sind. Schade, dass die Verlage nicht länger Zeit geben wollten. Bei einem Printmodell hätten sie wohl länger ausgeharrt. Wetten?
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