TOYS'R'US startet online in der Schweiz – mit falschen Sicherheitsversprechen

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Der nach eigenen Angaben weltweit grösste Händler von Spielwaren und Babyartikel TOYS’R’US lanciert heute seinen E-Commerce Ableger auch in der Schweiz. Wie der Pressemeldung zu entnehmen ist, bietet man online ein Sortiment von mehreren Tausend Artikeln. Über den Schwestershop www.babiesrus.ch steht zudem ein Sortiment für Kleinkinder und junge Eltern bereit.

Spielwaren bieten ein hervorragendes E-Commerce Umfeld. In unserer Schweizer Online-Shop Studie vom vergangenen Jahr belegten die Spielwarenshops gleich die Plätze 4 und 5 im Gesamtergebnis nach den führenden Shops aus den Bereichen Bücher und digitale Unterhaltung. Auch aus anderen Studien ist belegt, dass gerade Spielwaren gerne online geordert werden.

TOYS’R’US hat sich in der Vergangenheit eher schwer getan mit dem Onlinevertrieb, wie wir in diesem Blog schon berichtet haben. Stand früher die Frequenz in die Industriegebiete im Vordergrund, scheint auch bei diesem Fachhandelsriesen ein Umdenken stattgefunden zu haben. Oder das Kundenverhalten hat den Ausbau des E-Commerce Kanals ganz einfach erzwungen, weil die Konkurrenz zu gross wurde, auch von einem Amazon.

Dass Basics und Mindesanforderungen an heutige Shops als USPs angepriesen werden zeigt zudem, dass die Onlineverkaufskonzepte und -potentiale noch nicht ganz im Management angekommen sind:

Dabei bietet der neue Online Shop eine in der Branche einzigartige Navigation, um die Warensuche anhand verschiedener Kriterien zu erleichtern. (…)

„Eine Besonderheit des Online Shops ist der einfache Kauf ohne Risiko, denn unsere Kunden können die bestellten Waren vollkommen kostenfrei zurücksenden“, so Thorsten Wilhelm, Leiter des neuen Online Shops. Großen Wert legt er auch auf einen ausgezeichneten Kundenservice, der montags bis freitags von 9:00 bis 19:00 Uhr telefonisch zu erreichen ist. Und auch außerhalb dieser Zeiten ist für neuste Informationen gesorgt: Online Shop Kunden haben durch ihren persönlichen Log-in die Möglichkeit, den aktuellen Status der Bestellungen jederzeit abzurufen.

Die Facetten-Suche ist solide umgesetzt und auch die restlichen Funktionalitäten OK. In Sachen SEO liegt noch Potential sondergleichen brach. Zudem bietet sich gerade der Vertrieb von Spielwaren gerade zu an, mit emotionalen und spielerischen Elementen ein Onlineverkaufserlebnis zu präsentieren.

Hier zeigt sich TOYS’R’US aber konsequent und versprüht auch online den selben Charme wie in den Industriegebieten vor den Grossstadttoren.

Sicherheitsmangel: Trotz 3D-Secure-Versprechen findet keine Prüfung statt!

Zwei heute durchgeführte Test-Bestellungen lassen mich nicht nur staunen, sondern auch erschrecken; TOYS’R’US spielt mit dem Vertrauen der Kunden.

Die 3D-Secure Trustmarks „MasterCard SecureCode“ und „Verified by Visa“ sind omnipräsent im Checkout-Prozess und sollen für zusätzliches Vertrauen stehen. Sie halten aber nicht was sie versprechen. Die heutigen Testebestellungen sind mit einer 3D-Secure aktivierten MasterCard durchgeführt worden. Der Checkout-Prozess führte jedoch nicht über den AC-Server der Swisscard. Daher ist die Behauptung, der Onlineshop sei zusätzlich gesichert über 3D-Secure schlichtwegs falsch! Ein Umstand, der nicht tolerierbar ist. Entweder, 3D-Secure wird umgehend aktiviert oder der Hinweis entfernt.

PS: Zu Beweiszwecken wurde der zweite Einkauf aufgezeichnet. Aus Sicherheitsgründen kann dieses Video nicht veröffentlicht werden, da Kreditkarten-Details darin sichtbar sind. Wir bitten um Verständnis.



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    Thomas Lang, Betriebsökonom und Wirtschaftsinformatiker, unterstützte Unternehmen bei der Strategieentwicklung von digitalen Vertriebsmodellen, beim Aufbau von digitalen Geschäftsmodellen, bei Expertisen rund um Onlinehandel und der operativen Umsetzung im Bereich Organisation, Prozesse, Innovation, Change-Management und Unternehmenskultur. Er ist Gründer der Carpathia AG, der unabhängigen und neutralen Unternehmensberatung für Digital-Business, E-Commerce und Digitale Transformation im Handel. Zudem ist er Autor von zahlreichen Fachartikeln und -studien, Dozent für Online-Vertriebsmodelle an verschiedenen Hochschulen sowie gefragter Keynote-Speaker zu E-Commerce und Digital Transformation im Handel. Er ist Initiator und Organisator der Connect - Digital Commerce Conference sowie des Digital Commerce Awards. Der von ihm gegründete Carpathia Digital-Business-Blog (https://blog.carpathia.ch) zählt im deutsch-sprachigen Raum zu den wichtigsten unabhängigen Publikationen im Digitalen Handel. Medien bezeichnen ihn als digitalen Vordenker, zitieren und interviewen ihn regelmässig . Am Mittwoch 17. November hat Thomas Lang für immer die Augen geschlossen.

    4 KOMMENTARE

    1. Ist es nicht so, dass bei der Verwendung des 3D-Secure-Systems das Risiko bzw die Haftung an den Kartenhalter übergeht (nämlich genau dann, wenn es doch zu einem Mißbrauch kommt)?
      Das was als Sicherheitsfeature angepriesen wird, ist in Wahrheit eine Risikoverschiebung zu Gunsten des Kartenbetreibers.

      Hier ein Ausschnitt aus Toms Hardware:

      http://www.tomshardware.de/3d-secure-kreditkartenzahlung-protokoll,testberichte-1474-2.html

      „Nehmen wir an, Sie kaufen online Musik und laden sie herunter. Darauf wenden Sie sich an ihre kartenausstellende Bank und behaupten, dass die Zahlung auf Ihrer Abrechnung durch Betrug zustande kam. Die Zahlung wird dann dem Händler zurückbelastet, für den die Transaktion einen Verlust darstellt, und Ihnen wird der Kaufpreis zurückerstattet. Dies soll 3DS verhindern, und hierin liegt der Nachteil für den Karteninhaber. Wenn Ihnen tatsächlich ein Betrag berechnet wird, der auf Kartenbetrug zurückgeht, müssen Sie unverhältnismäßig viel Zeit aufbringen, um das Geld zurückzubekommen. Warum?“

    2. Grundsätzlich richtig, man nennt denn dies im Fachjargon „Liability Shift“. Es geht aber hier v.a. darum, dass diese Sicherheitsfeatures angekündigt sind, jedoch nicht stattfinden.

      Der Kunde hat jedoch eine zusätzliche Sicherheit; bei 3D-Secure schaltet sich die sog. Issuer-Bank in den Bestellprozess ein, also die Bank, die dem Kunden die Karte ausgestellt hat. Das verringert grundsätzlich das Betrugsrisiko (auch für den Kunden) stark, da sich der Karteninhaber gegenüber „seiner“ Bank (und nicht derjenigen des Händlers) nochmals identifizieren muss. Ich habe vor 8 (!) Jahren mal einen Fachbeitrag darüber geschrieben: http://www.carpathia.ch/docs/presse/presseclipping_netzwoche_17_2003.pdf

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