Gestern reagierte der VSV (Verband Schweizer Versandhändler) auf einen interessanten Artikel zum Onlineversand von Medikamenten auf dem Portal von 20 Minuten Online.
Laut dem Onlineportal würden Konsumenten bis zu 30% sparen, wenn diese – notabene rezeptfreie – Medikamente online bestellen. Der Apothekenverband, sozugen der Denkmalschützer der im Volksmund bekannten Apothekerpreise, wittert umgehend Missbrauch, was den VSV zum erfreulich pointierten Rundumschlag gegen Verbände bewog, die sich gegen alles Neue zum Schutze ihrer Pfründen wehren:
Im Gegenteil, der Online-Händler zur Rose könnte besser als jeder andere Apotheker aufgrund der Kundenhistory beurteilen, was zusammenpasst und was nicht, ob der Kunde zu hohe Mengen bezieht etc. Aber was nicht sein kann, darf halt nicht sein – man darf offenbar nicht einmal darüber nachdenken.
Das dürfte auch nicht der Stein des Anstosses bei Pharmasuisse sein: Vielmehr muss angenommen werden, dass wie früher schon in anderen Branchen verzweifelt gegen ein neues Business Modell angekämpft wird. Wie immer wird dann zuerst von Missbrauch gesprochen und „geklagt“ um das neue Modell schlecht zu reden.
Dass vom gleichen Verband aber offenbar schon seit Monaten und Jahren der Import von rezeptfreien Medikamenten aus dem Ausland toleriert wird (es wurde zumindest nie etwas dagegen unternommen), zeigt doch einfach, dass der Verband erst dann aktiv wird, wenn es ans Eingemachte geht und jemand das Undenkbare tut.
Vielleicht wäre es für den Verband besser, das gleiche Modell wie zur Rose zu fahren – das Unternehmen wurde nämlich von Aerzten gegründet und wird noch heute von Aerzten getragen. Die Apotheker müssten dies doch auch können oder?
Laut 20 Minuten machen Medikamente mit einem Umsatz von CHF 4,8 Milliarden in der Schweiz gut ein Fünftel der Grundversicherungskosten aus – also ein grosser und sicher auch lukrativer Markt. Es ist denn auch nicht erstaunlich, dass laut der Studie „Distanzhandel in Deutschland 2010“ von TNS-Infratest der Apothekenversand 2009-2010 um einen satten Drittel zugelegt hat.
Die Schweiz ist im Bereich Medikamenten-Onlinehandel noch ein Entwicklungsland und würde es wohl auch bleiben, wenn es nach dem Verband ginge.
Glücklicherweise gibt es innovative Konzepte wie diejenigen von xtrapharm, mediservice und die genannte Apotheke zur Rose, welche dieses quasi Monopol knacken wollen. Übrigens sehr zum Wohlwollen der Krankenversicherungen, die das aktiv unterstützen zur Senkung der Prämien.
Nur Schade, dass damit wohl der im Volksmund nicht zu unrecht verbreitete Ausdruck „Apothekerpreise“ verschwinden wird 😉