Studie: ERP und Warenwirtschaftssysteme als kritische Erfolgsfaktoren im E-Commerce

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In der Regel wird viel über E-Commerce Strategien, Konzepte und Umsetzung, Onlineshops und deren Features wie auch Begleitmassnahmen aus dem Bereich Kommunikation und Marketing sowie Conversion-Optimierung berichtet – auch bei uns.

Was oft vergessen geht ist, dass wer seine Prozesse nicht im Griff hat, Nutzen und Erfolg der vorgängig genannten Bereiche problemlos zu nichte machen kann. Wir pflegen jeweils zu sagen, dass ERP-Systeme das Getriebe im E-Commerce sind. Denn ohne, kriegt man die Gänge nicht wirklich rein, noch kommt man anständig vorwärts. Auch Schweizer E-Commerce Player haben Standardsoftware oder Eigenentwicklungen im Einsatz.

Wenn Waren falsch bestellt und kommissioniert werden, deren Bestände oder Lagerorte gänzlich unbekannt sind, die Kalkulation inkl. Rabatte und Einkaufskonditionen nicht hinterlegt werden, Bestellungen nicht korrekt zusammengeführt werden können oder Artikel mehrfach in die Hand und weitergereicht werden müssen, dann liegt einiges im Argen. Das ganze erreicht noch komplexere Dimensionen, wenn nebst Handelswaren selber produziert wird.

Hinter manch einem schönen Onlineshop, den eine Agentur umgesetzt hat (wir nennen sie intern oft etwas zynisch „Schaufenster-Dekorateure“ oder „Ladenbauer„), kommen ineffiziente Prozesse zum Vorschein, die Umsätze und erzielte Margen eindampfen, schneller als man zusehen kann.

Das ibi-Research Insitut der Universität Regensburg, Herausgeber des E-Commece Leitfadens,  hat nun ein umfassendes Werk vorgelegt in Form der Studie „Shop-Systeme, Warenwirtschaft und Versand – So verkaufen Online-Händler„. An der Untersuchung haben über 400 Shopbetreiber teilgenommen.

Die Wichtigsten aus dieser über 200 Seiten umfassenden Studie (in Klammern jeweils die Seitenzahl):

Shop-Lösung und deren Anbindung an Umsysteme wie ERP

  • 40% der untersuchten Onlinehändler sezten auf kostenfreie Shop-Software (#22)
  • 2/3 haben ihr aktuelles Shop-System in den letzten 3 Jahren eingeführt (#27)
  • Bei grösseren Unternehmen ist die Anbindung von internen Systemen sehr aufwändig (#30)
  • Im Schnitt (bei 43% aller Shops) liegt die angebotene Anzahl Artikel (inkl. Varianten) zwischen 500 und 5000 (#31)
  • Anbindung an andere Systeme und leichte Erweiterbarkeit sind Hauptfaktoren für die Wahl (#39)
  • Für mittlere und grosse Unternehmen ist vor allem eine hohe Zuverlässigkeit des Systems wichtig (#63)
  • Die Zuverlässigkeit ist gerade bei grösseren Händlern ein Grund für den Anbieterwechsel (#71)
  • Viele möchten Video-Beiträge, Kundenrezensionen und die Bewertungen dieser im Shop einführen (#80)
  • Eine fehlertolerante Suche wird nur von 24% der Händler eingesetzt (#82)
  • Cross-Selling verläuft bei 86% noch durch manuelles (!) Zuweisen zu ergänzenden Produkten (#83)
  • 80% planen den Einsatz des Facebook-Buttons „gefällt mir“ (#90)
  • Gutscheine und Gutschein-Codes möchten 83% der Händler einführen (#91)

ERP- und Warenwirtschaftssysteme

  • Bei 44% der Händler wird die Waren-Verfügbarkeitsanzeige sofort abgeglichen (#106)
  • Einheitlicher Datenbestand und Prozessautomatisierung sind die Hauptgründe für die Einführung von Warenwirtschaftssystemen (#109)
  • Der Abgleich von Zahlungen mit offenen Posten geschieht noch sehr oft manuell (#115)

Versand, Logistik und Retouren

  • Für grössere Händler sind niedrige Versandkosten und ein intl. Versand am wichtigsten (#142)
  • Die Hälfte der Händler subventioniert die Versandkosten für ihre Kunden (#149)
  • Die Hälfte aller Händler ermittelt keine Retourenquote (#153)
  • Gezieltere Produktbeschreibungen könnten die Retourenquote senken (#157)
  • Zwei von fünf Händlern unterstüzen ihre Kunden bei Rücksendungen nicht (#159)
  • Bei jeder zehnten Retoure ist die Ware nicht mehr weiter verwendbar (#161)

Mit Freude stellen wir fest, dass rund die Hälfte der Shopbetreiber die meiste Zeit in die Auswahl des geeigneten Shop-Systems setzt. Eine Aussage, die wir uneingeschränkt teilen können.

Denn eine fundierte und neutrale Beurteilung der Ausgangslage und der Bedürfnisse spart im Projektverlauf nicht nur Ressourcen, sondern führt nachweislich zu weniger Problemen und Einhaltung von Budget und Zeitvorgaben.



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Thomas Lang, Betriebsökonom und Wirtschaftsinformatiker, unterstützte Unternehmen bei der Strategieentwicklung von digitalen Vertriebsmodellen, beim Aufbau von digitalen Geschäftsmodellen, bei Expertisen rund um Onlinehandel und der operativen Umsetzung im Bereich Organisation, Prozesse, Innovation, Change-Management und Unternehmenskultur. Er ist Gründer der Carpathia AG, der unabhängigen und neutralen Unternehmensberatung für Digital-Business, E-Commerce und Digitale Transformation im Handel. Zudem ist er Autor von zahlreichen Fachartikeln und -studien, Dozent für Online-Vertriebsmodelle an verschiedenen Hochschulen sowie gefragter Keynote-Speaker zu E-Commerce und Digital Transformation im Handel. Er ist Initiator und Organisator der Connect - Digital Commerce Conference sowie des Digital Commerce Awards. Der von ihm gegründete Carpathia Digital-Business-Blog (https://blog.carpathia.ch) zählt im deutsch-sprachigen Raum zu den wichtigsten unabhängigen Publikationen im Digitalen Handel. Medien bezeichnen ihn als digitalen Vordenker, zitieren und interviewen ihn regelmässig . Am Mittwoch 17. November hat Thomas Lang für immer die Augen geschlossen.

2 KOMMENTARE

  1. WORD!

    Bin ich absolut eurer Meinung…

    Mir fällt in diesem Bezug auch immer wieder auf, dass fälschlicherweise oft von „Umsatz“ und nicht von „Nachfrage“ gesprochen wird.
    Bei eShops geht es aber ausnahmslos um die Nachfrage, bei den ERP(S) / PPS geht es dann um den Umsatz.

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