Vor zwei Wochen ging mit SportXX ein weiterer Onlineshop der Migros online. Wie bereits die „Schwester-Shops“ M-Electronics und Micasa (unsere Kurzanalyse) basiert auch SportXX auf der Hybris-Plattform. SportXX bietet ein grosses Angebot an Sportartikel und -textilien. Ein Markt, der erst so richtig in Schwung kommt, derzeit auch von ausländischen Anbietern in der Schweiz bearbeitet wird und derweil verschiedene Schweizer Player wie Athleticum ohne Strategie und ohne Phantasie nicht vom Fleck kommen.
Der Shop gefällt auf den ersten Blick; die Navigation ist intuitiv, wenn auch leicht überladen. Aber das Design gleicht hier wieder aus und bringt eine gute Struktur hinein, wenn es hierbei auch 1-2 Inkonsistenzen gibt, denn nicht alle Menüpunkte mit Mega-Dropdown sind einheitlich mit Icons ausgezeichnet, was ein leicht irritierendes Verhalten provoziert.
So lässt es sich denn auch schnell zu den Produkten navigieren. Wer sich nicht durch die Navigation mühen möchte, der nimmt die prominent platzierte Suche. Auch hier funktioniert das ganze wie erwartet. Etwas Feinjustierung wäre noch in der Fehlertoleranz nötig; So findet die Suche nach „jake wolfskin“ nur 4 Produkte (Notabene alles „Jacken“); die falsche Schreibweise des Brands wird nicht abgefangen. Sucht man nach diesem korrekt geschrieben, werden denn auch knapp 100 Produkte gefunden, davon 32 Jacken.
Die Produktpräsentation ist auf dem neusten Stand, auch wenn es bzgl. Anordnung der kritischen Elemente aus Sicht der Conversions-Optimierung noch Potential gäbe. Aber da sollten mal die ersten Tests abgewartet werden. Warum aber für die Zoom-Funktion der FSI-Viewer eingesetzt wird, der auf Adobe Flash basiert, ist für mich im Jahr 2012 ein Rätsel. Denn Multi-Channel scheint man bei SportXX gross zu schreiben und Mobil-Geräte, insbesondere Tablets, mit iOS sind für den E-Commerce hoch relevant.
So kommt es denn auch, wie es kommen muss. Auf dem iPad gibt’s keinen shopseitigen Zoom – Flash lädt nicht und das Produktbild verschwindet gar. Dabei sind auch auf dem neuen iPad mit Retina-Display und vierfachem Pixelvolumen die Produktbilder erstaunlich gut.
Was mich persönlich immer ärgert ist, warum ich dieses dämliche Lupesymbol finden und mit der Maus treffen soll. Warum nicht einfach ein Klick auf das Produktbild für den Zoom? Das sollte sich doch mittlerweile als Standard durchgesetzt haben. Wünschenswert wäre zudem, wenn sich der Shop meinen Wohnort merken könnte, so dass ich diesen nicht bei jeder Produktabfrage erneut eintippen muss.
Interessant dann der Checkout; nach der Registrierung (Kunden, Neukunden und Gastbestellungen – zudem wird M-Connect unterstützt) wird’s so richtig unübersichtlich. Die Vorgabe lautete wohl, so kurz wie möglich oder max. 3 Schritte. Wenn schon nur in 3 Schritten, dann sollten diese wirklich durchdacht und clever sein. Einfach alles mögliche zu Lieferung & Zahlung auf eine Seite zu packen und den Anwender mit einer Hyperinflation an Eingabefeldern zu nötigen, darf man schon fast als Missbrauch deklarieren. Liebes SportXX Team, dann lieber 1 oder 2 Schritte mehr oder dann wirklich abspecken und nur das wirklich nötige zeigen, den Rest situativ präsentieren.
Nicht ausprobiert, aber von technischem Interesse wäre, wie SportXX die Bonitätsprüfung löst, wenn der Kunde auf derselben Seite Lieferadresse, dann Zahlungsmittelwahl und danach noch Rechnungsadresse erfasst. Daher evtl. auch der Hinweis bei den Zahlungsmitteln:
Sie haben keine Standard-Rechnungsadresse definiert. Bitte füllen Sie das untenstehende Formular aus.
Also ich werde oben darauf hingewiesen, unten etwas auszufüllen, damit sich oben dann etwas ändert – oder wie ist das wohl zu interpretieren?
Die grosse Designsünde zum Schluss; wer auf einem herkömmlichen Monitor oder Tablet den SportXX Onlineshop aufruft, sieht mal keine Produkte. Es mag noch nicht bis zum letzten Designer vorgedrungen sein, aber der Grossteil der Onlineshop-Kunden hat keine 27-Zoll Aluminium-Monitore und auch Tablets orientieren sich noch mehrheitlich an der guten alten SVGA-Auflösung von 1024 x 768 Pixel. So ist es eigentlich Schade, dass auch gemäss Google kaum 20% der Besucher auch nur ein Produkt auf der Startsteite sehen – der Rest ist below the fold oder a priori nicht sichtbar. Und so würde wohl auch am POS kaum jemand ein Schaufenster einrichten.
Fazit: Der Shop ist erst vor 2 Wochen gestartet und zeigt bereits einen imposanten Funktionsumfang – aber im Detail sind noch einige Arbeiten nötig, sowohl technisch wie auch funktional und v.a. hinsichtlich Conversion.
Auch in der Anbindung an Warensystem hapert es noch… Ich wollte für meine Tochter einen Mini Micro Scooter kaufen und hab im Shop erkennen können, dass es in Olten noch einen Mini Micro Scooter in Pink gab. Also hab ich mich in die Filiale begeben und musste dort feststellen, dass damit ein abgelaufenes, zerkratztes Ausstellungsmodell gemeint war… Wer auf Nummer sicher gehen will, der verlässt sich nicht auf das Warensystem, sondern ruft in der Filiale an.