Google Shopping wird kostenpflichtig und das ist gut so

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Es hat lange gedauert, bis Google mit seinem Shopping-Search live ging im vergangenen Herbst und man darf behaupten, dass der Erfolg bis heute eher bescheiden ist in der Schweiz. Wir haben bereits im Herbst gerätselt, ob es wohl an der Datenstruktur von Produktsortimenten liegt, die Google herausfordern – mehrfach wurden die Feed-Spezifikationen für Shopbetreiber geändert – nicht immer zur Freude von diesen.

Mit dem unmittelbaren Resultat ist in der Schweiz wohl niemand zufrieden – viel interessanter sind jedoch die „Abfallprodukte“ des Shopping-Feeds. Überall dort, wo die Produktdetails in die kostenpflichtigen Anzeigen integriert werden konnten, funktioniert das hervorragend, wie auch Lukas Stuber von Yourposition treffend zusammenfasst:

„Während die Shopping-Einträge im Gratis-Bereich (zumindest hierzulande) oftmals nicht gerade massenhaft Traffic brachten, funktionierten die Product Listing Ads auf Anhieb hervorragend und lieferten namhaften Umsatz bei erstaunlich tiefen CPCs.“

Und Lukas bietet drüben auch einige visualisiert Beispiele.

Die anfängliche Empörung darüber, dass ein bislang kostenloser Dienst nun plötzlich etwas kosten soll, verpufft beim näheren Hinsehen. Denn die (kostenlosen) Shopping-Listings haben kaum funktioniert und wurden wohl vom User auch nicht wirklich akzeptiert. Und bezahlt hat der Shopbetreiber heute schon für die Klicks im AdWords Programm.

Google stellt also einfach etwas ein, was nicht funktoniert hat (die Shopping-Gratislistings) und belässt das, was heute schon funktioniert und gekostet hat. Google Shopping wird demnach nicht kostenpflichtig sondern der nicht funktionierende kostenlose Teil wird einfach eingestellt.

Und man darf hoffen, dass die Rechnung auch für den Anwender aufgeht; nämlich, dass die Qualität der Shoppingfeeds gesteigert wird. Denn heute finden sich darin zu viele Fehler, was das ganze wenig glaubwürdig macht.

Fehlerhafte Feeds und Daten in Google Shopping Schweiz
Fehlerhafte Feeds und Daten in Google Shopping Schweiz


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Thomas Lang, Betriebsökonom und Wirtschaftsinformatiker, unterstützte Unternehmen bei der Strategieentwicklung von digitalen Vertriebsmodellen, beim Aufbau von digitalen Geschäftsmodellen, bei Expertisen rund um Onlinehandel und der operativen Umsetzung im Bereich Organisation, Prozesse, Innovation, Change-Management und Unternehmenskultur. Er ist Gründer der Carpathia AG, der unabhängigen und neutralen Unternehmensberatung für Digital-Business, E-Commerce und Digitale Transformation im Handel. Zudem ist er Autor von zahlreichen Fachartikeln und -studien, Dozent für Online-Vertriebsmodelle an verschiedenen Hochschulen sowie gefragter Keynote-Speaker zu E-Commerce und Digital Transformation im Handel. Er ist Initiator und Organisator der Connect - Digital Commerce Conference sowie des Digital Commerce Awards. Der von ihm gegründete Carpathia Digital-Business-Blog (https://blog.carpathia.ch) zählt im deutsch-sprachigen Raum zu den wichtigsten unabhängigen Publikationen im Digitalen Handel. Medien bezeichnen ihn als digitalen Vordenker, zitieren und interviewen ihn regelmässig . Am Mittwoch 17. November hat Thomas Lang für immer die Augen geschlossen.

7 KOMMENTARE

  1. So ein Quatsch, von wegen die Shopping-Gratislistings würden nicht funktionieren! Google bringt höherwertigeren Traffic in viele Shops als 80% aller Preisvergleichsseiten dies können. Ich betreue 3 Shops und dort bringt Google Shopping guten Traffic. In Anbetracht dessen das es kostenlos ist, würde ich sogar sagen: Google Shopping bringt den besten Traffic.
    Kann die Meinung des Autors nicht teilen!

    • @Andreas
      Das ist gut möglich und mag für Deutschland gelten. Meine Aussagen beziehen sich auf die Schweiz und weit über ein Dutzend Shops wo ich die erbärmlichen Zahlen kenne.
      Dass der Google-Traffic zum Besten gehört, was einem Shop passieren kann, da bin ich mit Dir selbstverständlich einig.

  2. Wie schon auf Twitter erwähnt bin ich gar nicht mit diesem Blogpost einverstanden. Warum das so ist werde ich im folgenden Text versuchen zu erklären.

    Erstens will ich noch zu meiner Person sagen, dass ich seit über 12 Jahren im Online Marketing aktiv bin und mein Fokus vor allem auf das Organische Ranking (SEO) liegt.

    Als Google 2002 Froogle beta lounched, war schon klar was Google vorhat. Dann kam Google Base, Product Search und jetzt nach 10 Jahren haben wir Google Shopping auch in der Schweiz. Das Google das Produkt monetarisieren will, war von Anfang an klar und das macht Google schon seit einiger Zeit mit Produktanzeigen. Google Shopping in der Organischen Suche auch noch kostenpflichtig zu machen ist meiner Meinung nach eine absolute Frechheit! Das gleiche Produkt zweifach verkaufen, geht sogar für Google Verhältnisse etwas zu weit.

    Google Shopping funktioniert perfekt auch in der Schweiz! Ich hab selber das Google Shopping für mein Unternehmen aufgesetzt und optimiert und laut Sistrix sind wir Nr.1 Shopping Traffic Abstauber in der Schweiz. Also man kann sehr viel Traffic, der extrem gut konvertiert mit Google Shopping abholen. Man muss nur wissen wie und ob es Sinn macht.

    Es ist verständlich das man mit einem LCD Fernseher, den 30 andere Shops auch via Google Shopping vertreiben, keinen Traffic abholen kann wenn man A den Shopping Feed nicht optimiert hat oder B nicht den besten Preis bietet.

    Das Beispiel oben auf dem Bild ist definitiv kein Google Shopping Bug sondern ein Fehler im Feed des Shop Betreibers. Trotzdem sollte man aber verstehen, dass es nicht unbedingt im Interesse von Google ist kostenlose / organische Resultate zu optimieren. Ich gehe mal soweit und behaupte das Google absichtlich Transactional Search (http://www.pagemanufaktur.de/Transactional-Search.html) Resultate in der Organischer Suche abwertet. Perfektes Beispiel hierfür sind die Rich Snippets. Während man mit Microdata bei Rezept- und Produktseiten so ziemlich die gleichen Sachen definieren kann, werden Rezepte in der SERPs sehr schön dargestellt (http://oneresult.co.uk/wp-content/uploads/2011/06/Screen-shot-2011-06-17-at-14.32.50.png), wobei man bei den Produkte Snippets nur den Preis und Lagerbestand sieht (http://blog.bigmouthmedia.com/files/2011/08/product-snippets.jpg) obwohl auch zum Beispiel das Bild mit übergeben wird. Hier sieht man sehr gut wie Google mit Informal Search (fliesst kein Geld) und Transactional Search (fliesst Geld) umgeht. Hätte man bei den Produkt Snippets die Darstellung mit Bild und allen Informationen zum Produkt dazu, würden Google Shopping Resultate nicht so aus den anderen Resultaten hervorstechen und das ist nicht im Interesse von Google.

    Und jetzt schauen wir mal wie so eine Transactional Search Seite in der Schweiz aussieht an Beispiel des KW Küchenwage:

    http://i48.tinypic.com/33tjmsp.png

    Rot = schon verkauft
    Orange = wird verkauft
    Grün = free

    Finden Sie es immer noch gut das Google Shopping kostenpflichtig wird?

    Google übernimmt langsam jeden Markt im Internet wo man Geld verdienen kann. Die kleinen Affiliates haben schon lange keine rosigen Zukunftsaussichten mehr. Google geht langsam den Grossen auch an den Kragen.

    Google hat vor jeden lukrativen Online Sektor zu übernehmen und hier sind ein paar Beispiele dafür:
    Produktsuche: http://www.google.ch/shopping
    Flugsuche: http://www.google.com/flights/
    Hotelsuche: http://www.google.com/hotelfinder/
    Trustedstors: http://www.google.com/trustedstores/
    Affiliate Netzwerk: http://www.google.com/ads/affiliatenetwork/
    usw…

    Bin sehr gespannt was die Zukunft bringt und wie langes es noch braucht bis eine neue Suchmaschine den Markt erobert.

    • Danke, dass Du Deine Erfahrung hier teilst. Kurzes Feedback zu ausgewählten Aussagen:

      Das Beispiel oben auf dem Bild ist definitiv kein Google Shopping Bug sondern ein Fehler im Feed des Shop Betreibers

      Das wurde auch nicht behauptet sondern ist genau das Argument, dass es Google nicht gelingt, die Qualität zu sichern und sich Shop-Betreiber bei einem Gratisprodukt kaum Mühe machen, die Feeds wirklich qualitativ hochstehend aufzubereiten. Und das wäre wohl anders, wenn es auf einmal kostet.

      Und jetzt schauen wir mal wie so eine Transactional Search Seite in der Schweiz aussieht an Beispiel des KW Küchenwage:

      Schönes Beispiel – es ist nicht davon auszugehen, dass Google bezahlte Inhalte nicht entsprechend deklariert als „Anzeige“ oder ähnlich. Und damit wird auch der Inhalt nur noch einmal erscheinen, und zwar qualitativ hochstehend und als bezahlt deklariert. Auch hier gut erkennbar: http://googlecommerce.blogspot.ch/2012/05/building-better-shopping-experience.html

      Finden Sie es immer noch gut das Google Shopping kostenpflichtig wird?

      Aus den genannten Gründen: JA.

  3. Hallo Thomas,

    sehe die Sache aus persönlicher Sicht etwas anders. Ich betreibe zusammen mit meiner Lebenspartnerin in Deutschland einen Shop, der primär Spirituosen (vorwiegend Whisky) verkauft. Kenne aber hier den Schweizer Markt ja auch, weil ich ja auch hier arbeite.

    Wenn man uns nun Google Shopping wegnimmt und durch AdWords ersetzt, werde ich gar keine Chance mehr haben „vorne“ mit dabei sein zu können, denn ich kann keine Google AdWords schalten. Nicht, dass dies in den deutschen AGBs explizit ausgeschlossen wäre und gegen rechtliche Sachen verstossen würde, sondern einfach weil man uns vom Support in Irland nicht erlaubt für Spirituosen Werbung zu machen. Weil es wohl in anderen Ländern so gehandhabt wird. Selbst, wenn ich noch was bezahlen würde oder ich die vielen Gutscheine einlösen würde, die ständig von Google für AdWords bei uns (versehentlicherweise) eintreffen, darf ich keine Werbung machen.

    Somit ist einmal mehr eine Branche benachteiligt und es geht in diesem Falle nur darum noch mehr Profit zu machen. Ich sehe deshalb die Sache klar zum Nachteil unseres eigenen Business. Und weil wir ein kleiner Laden sind, kann ich nicht hunderttausende für Marketing ausgeben, um mich auf jedem anderen Produktportal zu tummeln, wo es (noch) möglich ist Werbung für Whisky und andere Spirituosen zu schalten, um den Ausfall wieder wett zu machen.

    Fazit: den kleinen werden immer mehr (finanzielle) Steine in den Weg gelegt, damit am Schluss nur noch die Multis übrig bleiben. Das sieht man ja schon auf den Einkaufsstrassen der grossen Städte: kein kleiner kann sich noch an exklusiver Lage halten. Und im eCommerce bewegt sich dieser Trend leider auch dorthin.

    Gruss Marc

    • Hallo Marc
      Persönlich habe ich auch Erfahrung mit Branchen, die nicht für AdWords zugelassen sind. Nach einem ersten Ärgern darüber habe ich mich aber gefreut. Denn endlich haben alle gleich lange Spiesse: SEO – nicht der mit dem grössten AdWords Budget gewinnt, sondern der mit dem besten Content und der besten Suchmaschinen-Optimierung. Resultat; mehr Umsatz und weniger Kosten.

      Daher zurück zu meinem Votum im Blogpost. Die Qualität der Suchresultate wird gesteigert, weil sich die Shops mehr Mühe mit ihrem Content geben müssen und nicht einfach „alles“ via Shopping-Feed in den Index dumpen können. Notabene der User gewinnt, weil er besseren Content hat – was ja schliesslich (auch) Googles Ziel ist.

  4. Hallo, kann mich persönlich nur anschliessen; hatte zu frueheren Zeiten Product Listing Ads (oder nur Google Shopping seit diesen Sommer) in z.B. US-amerikanischen Adwordskonten bestaunen können und erbleichte immer vor Neid aufgrund derart niedriger Kosten pro Konvertierung. Seitdem es diese nun auch in Europa in vielen Ländern gibt, kann ich nur dem PPC-Gott danken, dass es Google Shopping gibt.

    Und die erwähnten Kosten, die durch Google Shopping verursacht werden, sind wirklich nicht erwähnenswert. Geradezu verschwindend im Vergleich zum Preiswucher im normalen Search-Bereich.

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