Auswirkungen auf die Schweiz durch den Insolvenzantrag von Neckermann

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Die Schweizer neckermann.ch AG ist eine 100%-ige Tochtergesellschaft von Neckermann Deutschland welche diese Woche Antrag auf Insolvenz bei den zuständigen Behörden einreichen musste.

Dem vorausgegangen ist ein Trauerspiel gewerkschaftlicher Machtansprüche und deren Festhalten an überholten Strukturen und Konzepten, nachdem sich Neckermann für eine mutige Strategie-Änderung Richtung E-Commerce entschieden hat. Und damit auch, sich von Altlasten zu befreien – und genau diese ineffizienten überholten Strukturen waren den Gewerkschaften wohl mehr Wert als die Zukunftpotentiale.

Während „Neo-Versender“ wie Zalando mit neuen Konzepten und schlanken Strukturen gerade heute einen Umsatz von über einer halben Milliarde für das vergangene Jahr bestätigt haben und für dieses Jahr die Millarde anvisieren, geraten die traditionellen Versender immer mehr unter die Räder.

Auswirkungen auf die Schweiz

Was geschieht nun aber mit dem Schweizer Ableger von Neckermann? Dieser zeigte sich nicht nur in der Vergangenheit innovativ, sondern auch gerade jüngst mit der Entwicklung zur erfolgreichen Vertriebsplattform sowie dem neu lancierten Möbelsortiment. Aus der St. Galler Zentrale  sind trotz Rückfrage derzeit keine offiziellen Statements verfügbar – verständlicherweise.

Wer sich aber den aktuellen Shop anschaut wird unschwer feststellen, dass das Sortiment schrittweise zurückgefahren und wohl deaktiviert wird. Man vergleiche nur die Auswahl auf der 2. Hierarchiebene aktuell mit dem derzeit verfügbaren Snapshop im Google Cache:

Sortimentstiefe von neckermann.ch - Vergleich 14. und 20. Juli 2012
Sortimentstiefe von neckermann.ch – Vergleich 14. und 20. Juli 2012

Die Schweizer agierten immer relativ unabhängig vom deutschen Mutterhaus, beispielsweise auch, wenn es um die technische Shoplösung ging. Es bleibt zu hoffen, dass sich das innovative Schweizer Team dem „Denkmalschutz-Sog“ aus Deutschland entziehen kann und die aktuelle Strategie in der einen oder anderen Form weiterführen kann.



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Thomas Lang, Betriebsökonom und Wirtschaftsinformatiker, unterstützte Unternehmen bei der Strategieentwicklung von digitalen Vertriebsmodellen, beim Aufbau von digitalen Geschäftsmodellen, bei Expertisen rund um Onlinehandel und der operativen Umsetzung im Bereich Organisation, Prozesse, Innovation, Change-Management und Unternehmenskultur. Er ist Gründer der Carpathia AG, der unabhängigen und neutralen Unternehmensberatung für Digital-Business, E-Commerce und Digitale Transformation im Handel. Zudem ist er Autor von zahlreichen Fachartikeln und -studien, Dozent für Online-Vertriebsmodelle an verschiedenen Hochschulen sowie gefragter Keynote-Speaker zu E-Commerce und Digital Transformation im Handel. Er ist Initiator und Organisator der Connect - Digital Commerce Conference sowie des Digital Commerce Awards. Der von ihm gegründete Carpathia Digital-Business-Blog (https://blog.carpathia.ch) zählt im deutsch-sprachigen Raum zu den wichtigsten unabhängigen Publikationen im Digitalen Handel. Medien bezeichnen ihn als digitalen Vordenker, zitieren und interviewen ihn regelmässig . Am Mittwoch 17. November hat Thomas Lang für immer die Augen geschlossen.

5 KOMMENTARE

  1. Also, mal ehrlich liebe Leute!
    Neckermann.ch ist ein Witz hoch drei!! Ich bin jetzt mehrmals im Shop gewesen und habe mir verschiedene Bereiche angeschaut. Entweder werden Artikel angepriesen, die es augenscheinlich nicht mehr gibt. Die Produktbilder fehlen und weiterführende Links laufen ins Leere. Oder ich lande in Kategorien, die ich nie angewählt habe. Es werden auch Artikelanzahleen pro Seite genannt, die nicht stimmen. Außerdem gibt es angeblich Seiten, wo noch was drauf sein soll, aber nichts ist. Tja, Leute!!! Ein ordentlich geführter Onlineshop sieht aber ganz gewaltig anders aus!!! Es glaubt doch wohl keiner ernsthaft, dass der ominöse Newsletter mit Prämie für die erste Bestellung, der aufpoppt, bevor man diesen Shop überhaupt richtig betreten hat, diesen Quatsch auffangen kann. Falls doch, träumt weiter, Jungs!

    LG Sabine

    • Bei Dir manifestiert sich wohl genau das, was im Blogpost beschrieben ist. Das Sortiment muss sukzessive ausgedünnt werden und da werden wohl die anderen Systeme erst schrittweise aktualisiert (Suche, Caching etc). Also das Resultat dieser unglücklichen, von den Gewerkschaften erzwungenen, Situation.

  2. Warum machen die den Laden nicht gleich ganz zu?? Oder nehmen den Shop wegen Wartungsarbeiten vom Netz? Das, was da jetzt abläuft, schadet allen. Die User sind frustriert, weil sie nicht das bekommen, wonach sie suchen. Sie bleiben also weg. Insofern erübrigt sich der Shop schon. Da investiert doch keiner mehr.

    LG Sabine

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