sobu.ch: Vielversprechendes Social Commerce Experiment der Schweizerischen Post

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Was ist der betriebswirtschaftliche Nutzen von Social Media? Wie steht es um den ROI? Was bringt mir das? Wenn es darum geht, die Aktivitäten im sozialen Netz in Geldwert umzurechnen, dann tauchen diese oder ähnliche Fragen immer wieder auf. Dabei scheitert es meist an der Messbarkeit harter Zahlen für die Budgetwächter und beschwört stets die gleichen Grundsatzdiskussionen herauf.

Trotzdem wurden in der Vergangenheit immer wieder unbeholfene interessante Versuche unternommen, u.a. um Facebook zu monetarisieren wie die Beispiele Levis oder C&A zeigen. Aus Sicht des E-Commerce hat Social Media sich überwiegend als Traffic-Bringer bewährt. Pinterest ist hier besonders hervorzuheben.

Das direkte Verkaufen innerhalb der Social Netzwerke hat sich bislang jedoch noch nicht wirklich durchgesetzt – trotz einzelner früher Initiativen. Social Media wird wohl vorerst ein E-Commerce Mittler bleiben und Plattformen wie Facebook scheinen die nötigen Vorbereitungen hierzu getroffen zu haben wie mit dem „will ich haben“-Button. Die Quadratur des Kreises ist trotzdem noch nicht ganz gelungen.

Aber vielleicht mit diesem Konzept?

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Einen – wie ich finde – sehr vielversprechenden Weg beschreitet die Schweizerische Post – ja die Post – mit ihrem neuen Onlinedienst SoBu: buy, share, earn (Social Media und Business Network), welcher sich seit Mai 2012 im fortgeschrittenen open-beta-Stadium befindet. Ein für die Schweizerische Post wirklich innovativer Ansatz, losgelöst vom eher beschränkenden Corporate Design und dem hauseigenen PostShop.

Das Prinzip dahinter ist denkbar einfach. Nutzer werben Nutzer. Ok, das ist kein wirklich neuer Ansatz. Allerdings werden dem Werbenden im Vermittlungsfall nicht irgendwelche Punkte (die er sowieso nicht braucht) gutgeschrieben, sondern bares Geld direkt auf’s Konto überwiesen. Das ultimative Killer-Argument gegen „kostenlose Werbung“ – Bedenken.

Einmal anmelden und wie gewohnt weitershoppen. Die dem SoBu-Netzwerk angeschlossenen Online-Shops führen im Bestellvorgang eine neue Checkbox. Sofern aktiviert, wird der jeweilige Einkauf über die sozialen Netzwerke (aktuell Facebook, Twitter und LinkedIn) veröffentlicht. Welche das im einzelnen sein sollen / dürfen, definiert der Kunde in den Kontoeinstellungen individuell.

Wird aufgrund einer solchen Empfehlung ein Folgekauf generiert, so erhält der Empfehlende eine Gutschrift. Auch der Geworbene geht nicht leer aus und darf sich über teilweise erhebliche Rabatte freuen. Die Höhe der jeweiligen Gutschrift unterscheidet sich von Händler zu Händler, wobei derzeit gerade mal sechs (6) Online-Shops im SoBu-Netzwerk vertreten sind. Allerdings ist davon auszugehen, dass es rasch sehr viel mehr sein könnten, wenn der Beta-Status verlassen ist.

 

Ist sobu für die Online-Händler interessant? Aus Händlersicht geht es auch um die Frage des Kundenwerts. Neukundenakquise belastet bekanntlich das schmale Budget. Allerdings gibt es kaum einen günstigeren Neukunden als den Hineinempfohlenen, wobei die sehr gewichtige Conversion-Hürde ‚Vertrauen‘ damit bereits gemeistert ist. Social Proof works best! Und wenn die Rabattierungen sinnvoll begrenzt werden (Einmalig pro Neukunde / Einmalig pro Empfehlenden …) müssen sich die Online-Händler auch nicht darum sorgen, die eigenen Preise kaputt zu machen.

So zeigt man sich denn auch bspw. bei STEG durchaus zufrieden mit dem Einsatz von sobu.ch, wie Erwin Bucheli, Social Media & PR Manager bei STEG computer & electronics, auf Nachfrage bestätigt:

„Wir sind bisher gut mit Sobu zufrieden. Die Kommunikation ist Anfang Juli angelaufen und wir sind nun gespannt, wie gut sich das Konzept weiter bei unserer Kundschaft etablieren wird.“

Alles in allem hat die Schweizerische Post ein innovatives Konzept umgesetzt. Vielen Unkenrufen zum Trotz kann Social Commerce eben doch funktionieren. Natürlich entscheidet am Ende immer der Kunde. Der Preis spielt dabei nicht die Hauptrolle, so dass Fulfillment und Logistik  stark gewichtete Faktoren sind. Wie und wohin König Kunde sich entscheidet, werden wir in den kommenden Monaten auf jeden Fall genau beobachten.

Nachdem Initiativen wie die „Twitter for E-Commerce“ Plattformen Blippy und Hollr allesamt (leider) gescheitert sind, ist der Post-Ansatz doch sehr spannend, weil er a) auf bewährte soziale Netzwerke setzt und b) mit einer Cash-Vergütung die Teilnehmer reizt. Das System ist jedoch nicht offen und auf die teilnehmenden Shops beschränkt aus diesen Gründen.

Ja, wenn da nicht …

Damit sobu aber überhaupt funktionieren kann, muss sich der Nutzer ein Kundenkonto anlegen. Die Usability der vorliegenden beta-Version lässt hierbei noch etwas zu wünschen übrig.

Auf der Startseite prangt ein Facebook-Login, der den nicht registrierten User dazu verleitet eben diesen zur Registrierung zu nutzen. In der Folge erhält man zwar ein Benutzerkonto, kann sich allerdings nicht darin einloggen weil ihm schlicht keine Möglichkeit geboten wird, ein Passwort anzulegen.

Auch das Bestätigungs-Mail hilft da nicht weiter.

 

 

Der erfahrene User wendet sich sogleich an die Passwort-Erinnern-Funktion, wird jedoch daran scheitern. Sofern man als vermeintlich facebookregistrierter Nutzer (ohne Passwort) versucht sich ein Passwort schicken zu lassen, hängt man in erster Instanz an den teilweise unlesbaren Captchas fest.

 

Sollte man zufällig doch einen Captcha richtig erraten, so wird man mit einer Fehlermeldung belohnt.

 

Sofern diese Probleme (und andere) jedoch bis zum offiziellen Start behoben sind, räume ich sobu durchaus gute Chancen ein. Wir sind gespannt und wünschen der Post viel Erfolg dabei!



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