Weihnachtsstudie zum Schweizer Einzelhandel: Niedrige Preise wichtiger als E-Commerce

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Die Berater von Deloitte haben in ihrer Weihnachtsstudie 2012 das Konsumverhalten im Schweizer Einzelhandel untersucht. Malte Polzin hat diese Studie aus Sicht des Onlinehandels in seinem Blog kommentiert.

Gerne publizieren wir hier seine Zusammenfassung mit freundlicher Genehmigung.


Der Schweizer Handel ist im Wandel.

Dies zeigt auch die Deloitte Weihnachtsstudie (PDF) welche in der aktuellen Ausgabe das Stimmungsbild von 762 befragten Schweizer Konsumenten darstellt.

Bei den Bereichen, die Einzelhändler beachten sollten, um das Shopping-Erlebnis zu verbessern, ist der Preis gegenüber dem Vorjahr auf Rang 1 aufgestiegen. Der nach wie vor schwache Euro hat hier Spuren hinterlassen.

Wünsche an den Einzelhandel:

Deloitte Weihnachtsstudie 2012

Die Erweiterung des Angebots von Einzelhändlern auch in den online Kanal ist von der Kundenbeziehung (Beratung) auf Platz 3 “verdrängt” worden. Aus Verbrauchersicht ist es wohl auch verständlich wenn dieser auch im Laden einen , im Ländervergleich fairen Preis und eine gute Beratung fordert.

Der Wunsch nach Mobile Commerce ist wie auch im vergangenen Jahr auf Rang 10 und im Vergleich zu Europa eher unterdurchschnittlich. Sicherlich verwunderlich, wenn man die hohe Smartphone Durchdringung in der Schweiz dabei vor Augen hat. Welchen Einzelhandel die Konsumenten hierbei in ihren Vorstellungen hatten, bleibt leider unklar. Diese mögliche Unschärfe z.B. verursacht durch den Lebensmitteleinzelhandel wird auch bei anderen Fragen leider nicht vollständig aufgelöst.

65% der Kaufentscheidungen werden digital beeinflusst

Dieser mittlerweile sehr beachtliche Anteil dürfte so manchen online noch nicht richtig aufgestellten Einzelhändler durchaus Bauchschmerzen bereiten. Sollte es zumindest. Die 35% der Kaufentscheidungen, die ausschliesslich offline getroffen werden, sind leider nicht nach Branchen aufgeschlüsselt. Da der grösste Teil der Einkäufe von Lebensmitteln offline erfolgt (88%) dürften hier auch die Entscheidungen überwiegend offline erfolgen und aufgrund des hohen Volumens auch in den Gesamtzahlen ein starkes Gewicht haben.

Deloitte Weihnachtsstudie 2012 Suchen und Vergleichen

Der Anteil der Personen, die sich nur online informieren ist im Vergleich zu letztem Jahr zugunsten der “Mischentscheider” gesunken. Ein spannender Effekt der sich jedoch im Anteil an den online Einkäufen so dann nicht niederschlägt.

Wo sich “Onliner” informieren:

Bemerkenswert ist hier die Rolle von ”Online Shops ohne Geschäft” als zweit wichtigste Informationsquelle nach Suchmaschinen für die Information oder den Vergleich von Produkten. Auf dem 3. Rang sind dann schon Online-Shops mit Geschäft zu finden. Insgesamt nehmen Online Shops damit eine wichtige Rolle bei der Information von Kunden über Produkte ein. Das sind Ergebnisse, die sich Hersteller, die sich online Kanälen eher verweigern bzw. diese sehr restriktiv behandeln mal auf der Zunge zergehen lassen. Die im Web 2.0 angesiedelten Bereiche werden mittlerweile aber auch bald von der Hälfte aller Kunden, die sich auch online informieren, genutzt.

Deloitte Weihnachtsstudie 2012 Anteile online / offline

Leider wurde die in 2011 erstellte Übersicht (Link zum PDF 2011) zu der Wichtigkeit von Social Media Kanälen nicht detailliert fortgeschrieben:

Social Media Deloitte 2011


Was online gekauft wird:

Ist wie zu erwarten von den jeweiligen Produkten abhängig. Nach wie vor am schwächsten ist der online Einkauf von Lebensmitteln mit 12% – Musik liegt da schon bei 47% Anteil.

Deloitte Weihnachsstudie 2012 Was online gekauft wird
Mobile-Commerce wächst, hat aber noch Luft nach oben

M-Commerce Anteil Schweiz

Hierbei wird definitiv nur auf die Rolle von Mobiltelefonen eingegangen. Also keine Verwässerung durch Tablets.
Die Wachstumsprognosen sind eher noch als verhalten einzustufen. Als Gründe für die Zurückhaltung für das mobile online Shopping wurden als die wichtigsten angegeben:

  • Vertrauen in die Sicherheit des mobilen Zahlungsvorgangs
  • Qualität der Apps.
  • Schlechte Internetverbindungen

Die Shopbetreiber bleiben also nach wie vor gefordert – Gute und sichere Apps sind nun mal wichtige Treiber des M-Commerce. Aber auch die Infrastruktur ist gefragt. So würden stabile und gute Internetverbindungen z.B. im Zug gar über WLAN nochmals helfen dem mobilen Einkaufen einen entscheidenden Schub zu geben.

Aber da heisst es insgesamt wohl leider abwarten. Allerdings sollten die Schweizer Anbieter nicht zu lange warten – der Druck aus dem Ausland wächst auch in diesem Bereich unaufhörlich.


Das Original ist im Blog von Malte Polzin publiziert worden.



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Thomas Lang, Betriebsökonom und Wirtschaftsinformatiker, unterstützte Unternehmen bei der Strategieentwicklung von digitalen Vertriebsmodellen, beim Aufbau von digitalen Geschäftsmodellen, bei Expertisen rund um Onlinehandel und der operativen Umsetzung im Bereich Organisation, Prozesse, Innovation, Change-Management und Unternehmenskultur. Er ist Gründer der Carpathia AG, der unabhängigen und neutralen Unternehmensberatung für Digital-Business, E-Commerce und Digitale Transformation im Handel. Zudem ist er Autor von zahlreichen Fachartikeln und -studien, Dozent für Online-Vertriebsmodelle an verschiedenen Hochschulen sowie gefragter Keynote-Speaker zu E-Commerce und Digital Transformation im Handel. Er ist Initiator und Organisator der Connect - Digital Commerce Conference sowie des Digital Commerce Awards. Der von ihm gegründete Carpathia Digital-Business-Blog (https://blog.carpathia.ch) zählt im deutsch-sprachigen Raum zu den wichtigsten unabhängigen Publikationen im Digitalen Handel. Medien bezeichnen ihn als digitalen Vordenker, zitieren und interviewen ihn regelmässig . Am Mittwoch 17. November hat Thomas Lang für immer die Augen geschlossen.

2 KOMMENTARE

  1. Irgendwie komische Resultate dieser Deloitte Studie. Die Antworten stimmen in keiner Weise mit der Realität überein oder die Fragestellungen müssen anders gelautet haben.

    Lebensmittel (inkl. Wein, Kaffee) werden in Bezug auf Gesamtumsatz zu allerhöchstens 3 % im Netz gekauft, Mode zu 10 % im Verhältnis zum ganzen Detailhandelsvolumen.

    Vielleicht liegt die Antwort dieser Resultate in der Selektion der Zielgruppe…. man hat 762 Personen im Internet befragt…. vielleicht hätte man noch 762 Personen vor der Migros fragen sollen…

    Aber ja: Digital beeinflusst Entscheidungen immer mehr, aber das ist ja nicht erst mit dieser Studie bekannt oder?

  2. Ein schönes Weihnachtsgeschenk, diese Umfrage. Zwei der drei grössten Bremsen für M-Commerce sind technisch lösbar. Qualität der Apps und schlechte Internetverbindungen.

    Meiner Meinung nach korrelieren die zwei häufig. Ein Benutzer wird eine schleppende App als qualitativ minderwertig bezeichnen. Dies obwohl die Ursache in der praktischen Latenz der Mobilfunknetze liegt und nicht an der Kunst der Entwickler.

    Eine Lösung ist die Offlinefähigkeit, zum Beispiel durch Synchronisation.

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