Während der Retail Outlook 2013 die wahren Probleme verschweigt und weiterhin auf Schönwetter-Stimmung macht, akzentuiert sich die Krise im Detailhandel in den USA gerade.
Die NZZ berichtet heute prominent von der Existenzkrise im US-Detailhandel und von der Orientierungslosigkeit im us-amerikanischen Retailgeschäft:
Im Mittelpunkt des Interesses stehen zwei Faktoren. Zum einen muss sich jede Führungsetage im Detailhandel die sogenannte Amazon-Frage stellen. Im Jargon bedeutet das: Wie kann sich meine Firma auf die Konkurrenz durch das Internet einstellen?
Auch alt eingesessenen Namen im Detailhandel wird nicht zugetraut, dass sie die ernormen Herausforderungen des E-Commerce meistern werden können:
Es besteht kein Zweifel, dass ein Risiko besteht, dass viele Markennamen in zehn Jahren nicht mehr existieren. Beispiele wie Best Buy im Elektronikbereich oder Barnes & Noble bei Büchern haben gezeigt, dass selbst etablierte Detailhandelsketten innert weniger Monate den Boden unter den Füssen verlieren können. Zentral bei diesen Fällen ist die Konkurrenz mit dem Internet gewesen.
Interessant auch, dass sich nun die Anleger mit diesen Fragen intensiver beschäftigen. Wall-Street scheint sich vom herkömmlichen Retail zu verabschieden und sieht die Zukunft des Handels online:
Die Anleger an der Wall Street sind offenbar bereit, das Unternehmen von CEO Jeff Besoz ohne Profite weiter zu finanzieren. (…) Die Detailhandels-Manager beklagen sich, dass ihnen die Anleger bei jedem Quartalsergebnis das Messer an die Kehle halten, während sie bei Besoz geduldig wegschauen. Die Realität hier ist aber anders. Die Wall Street macht bei Amazon keine Ausnahme. Die Analytiker hoffen, dass Besoz eine genügend grosse Infrastruktur aufbauen kann, um als Rückgrat des internationalen E-Commerce zu dienen.
Auch die Investoren glauben an das E-Commerce Ökosystem, dass Amazon kontinuierlich weiter treibt.
Die These ist, dass jeder kleine Detailhändler in den USA oder anderswo eine eigene Website betreibt, deren Infrastruktur und Logistik von Amazon verwaltet wird. Amazon kassiert dafür eine kleine Kommission. Falls das Modell funktioniert, sollte Amazon bald satte Gewinne schreiben. Das treibt den Aktienkurs.
Gut möglich, dass in naher Zukunft bedeutend mehr Kapital in den E-Commerce fliessen wird – wenn sich auch anderswo die Investoren- und wünschenswert auch mehr Detailhändler! – die Amazon-Frage stellen.
Traditionelle Detailhändler wie Walmart, Home Depot oder Target haben zwar jüngst sehr gut abgeschnitten, doch in Anlegerkreisen herrscht Nervosität. Niemand will auf dem nächsten Dinosaurier sitzenbleiben.