Es mutet fast etwas wie im Strassenverkehr an; während es in der Schweiz aktuell eher etwas gemächlich mit klarer Tempobeschränkung vorwärts geht, gibt der Onlinehandel in Deutschland Vollgas – scheinbar ohne Tempolimit.
So in etwa lassen sich die heute publizierten Zahlen des BVH interpretieren, die tief beeindrucken. Wurden im Herbst noch die Prognosen kräftig nach oben korrigiert, scheinen nun gar diese übertroffen worden zu sein.
In Deutschland setzte der Versandhandel gesamthaft EUR 39.3 Mrd. um (Online und traditionell), was einem Wachstum von 15.6% entspricht. Der Onlineanteil am gesamten Versandhandel überschritt mittlerweile die 70% Marke was einem E-Commerce Volumen von EUR 27,6 Mrd. entspricht, ein kräftiger Wachstumsschub von 27% gegenüber 2011.
Zählt man zu den physischen Waren noch die digitalen Güter und Services wie Reisen, Tickets etc. im Gesamtwert von EUR 9.7 Mrd. hinzu, so betrugt das gesamte 2012 elektronisch abgewickelte Volumen über EUR 37 Mrd. Diese Zahl ist insofern erwähnenswert, dass in einzelnen Sortimenten durch die fortschreitende Digitalisierung (Bücher, Musik, Filme etc.) obendrauf noch eine Umsatzverlagerung stattfindet.
Schweiz wächst online derzeit viel langsamer
Diese Zahl von EUR 37 Mrd. liesse sich grundsätzlich mit derjenigen für die Schweiz von der HSG ermittelten CHF 10.2 Mrd (ca. EUR 8 Mrd) vergleichen, wobei deren Erhebungsmethoden nicht mehr ganz kritiklos sind. Aber im Vergleich mit Deutschland erscheinen die Wachstumsraten in der Schweiz (aktuell 17.3% über zwei Jahre) schon fast mickrig.
Aber warum wächst der E-Commerce in der Schweiz langsamer als in Deutschland? Eine sehr treffende Analyse kommt vom BVH-Pendant in der Schweiz, dem Verband des Schweizerischen Versandhandels VSV zu den heute publizierten Zahlen aus Deutschland. Dieser sieht das gemächliche Wachstum in der Schweiz weniger in der Bereitschaft der Konsumenten, ihre Einkäufe noch verstärkter online zu tätigen. Vielmehr wird ein Player vermisst, der den Markt anführt und die Umwälzungen antreibt – es fehlt ein Amazon in der Schweiz:
„Und nochmals: warum wachsen wir hier in der Schweiz nicht so schnell? Strukturell fehlt der Schweiz heute die Lokomotive des Online-Versandhandels wie es in Deutschland, Frankreich und UK das Unternehmen Amazon ist. Der Schweizer Markt ist noch immer – wie früher übrigens auch – sehr „zersplittert“ und es fehlt ein Dominator, der kurz mal 20 % des Volumens stemmt und auch als einzelnes Unternehmen substantiell zum Wachstum eines Marktes beitragen kann. Es fehlt uns einfach ausgedrückt die „Migros des Online-Handels“. „
Nachfolgend einige ausgesuchte Erkenntnisse aus den BVH-Zahlen:
Internet Pure-Player sind Wachstumstreiber
Die Internet Pure-Player, also reine Onlinehändler ohne stationäre oder Katalogkanäle, sind die eigentlichen Wachstumstreiber. Sie konnten im vergangenen Jahr die Umsätze um über EUR 3 Mrd. steigern (+ 42%) und bestreiten mittlerweilte knapp 40% des E-Commerce Volumens in Deutschland.
Ebenfalls um mehr als einen Drittel zulegen konnten Händler, deren Wurzeln im stationären Geschäft liegen, jedoch noch auf deutlich tieferem Niveau als die Pure-Player. Immerhin tragen diese Händler bereits 10% vom deutschen E-Commerce Volumen bei.
E-Commerce in Deutschland bei 7% des Einzelhandelsvolumens 2012
Der Onlinehandel mit physischen Waren trug im vergangenen Jahr bereits 7% an den gesamten Einzelhandel in Deutschland bei und ist damit weiter auf dem Vormarsch.
Das Gesamtvolumen im Versandhandel (Online und Traditionell) kam gar schon auf einen Anteil von 9.2% – auch hier stark getrieben von den sagenhaften Wachstumsraten im E-Commerce.
Auch für 2013 erfreuliche Prognosen
Das freut die Branche; der BVH geht auch für 2013 von einem ähnlich rasanten Wachstum aus und prognostiziert ein Wachstum für den E-Commerce von 21.3%, was einem Umsatz von EUR 33.5 Mrd reiner Onlinehandel entspricht. Und dies, während der stationäre Handel mehrheitlich an Ort stagniert.
Ach ja, gut möglich, dass diese Prognose wie in den vergangenen Jahren im 4. Quartal nochmals nach oben korrigiert wird.
Ist ist doch fast überall so, dass die Schweiz hinterherhinkt. Die Ausgaben im E-Commerce sind Anteilsmässig so hinterher wie die % Ausgaben im Bereich online… aber die Ösis stehen uns da ja in nichts nach. Ist aber auch bei E-Zigaretten und tausend anderen Innovationen so. Die Schweiz hinkt hinterher. So fortschrittlich wie wir manchmal tun sind wir bei weitem nicht. Die Flut an Gesetzen wird das auch nicht einfacher machen in Zukunft. Wir sind eine Alpenrepulik deren Bürger neuem zuerst einmal mit Skepsis gegenüber stehen.
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Und in der Zwischenzeit geht der E-Commerce überall durch die Ecke, sogar in der Schweiz. Aber ob das Fcahberatung mit Live-Gesprächen immer ersetzen kann? Zweifelhaft…