
Letzte Woche hat Karl-Erivan Haub von Tengelmann auf der Neocom Klartext geredet (Heutige Kaufhaus- und Handelskonzepte sind kaum zukunftsfähig) und auch wir weisen immer wieder darauf hin, dass sich der stationäre Handel neu erfinden muss.
Matthias Hell zeigt in seinem Buch „Local Heroes“ 25 Beispiele aus Deutschland, wie sich der Einzelhandel online und offline ergänzen kann. Er unterscheidet dabei zwischen folgenden fünf Konzepten und illustriert diese jeweils mit fünf Beispielen:
Lokale Einzelhändler
Die Online-Konkurrenz ist gross und der stationäre Einzelhandel muss sich doch innovativ zeigen, will er den E-Commerce Playern Paroli bieten. Es gilt, im Netz die individuellen Stärken zu vermarkten und Mehrwerte zu generieren. Als Beispiel dient u.a. Emmas Enkel die den Tante-Emma Laden ins Internetzeitalter transformierten.
Online-Händler
PurePlayer suchen die stationäre Präsenz und bringen die Onlineshop-Konzepte auch an den stationären Verkaufspunkt. Ladengeschäfte von Onlinehändlern unterscheiden sich grundsätzlich von herkömmlichen Konzepten in verschiedener Hinsicht. In der Schweiz verfolgen Digitec, Microspot oder NettoShop ähnliche Konzepte – im Buch dienen als Beispiele aus dem Elektrohandel Notebooksbilliger.de oder Cyberport.de. Aber auch die Ansätze von Shoepassion.de (einem meiner persönlichen Favoriten) oder Fashion4Home sind sehr lesenswert.
Hersteller und Verbundsgruppen
Neue Rollenverteilung dank dem Internet; Hersteller und Vertriebsgemeinschaften werden aktiv im E-Commerce und binden ihre Partner vor Ort ein. Sie markieren damit Präsenz und erhöhen die Relevanz der stationären Verkaufspunkte. Sport2000 wird u.a. als Beispiel angeführt, vergleichbar mit Intersport in der Schweiz.
Online-Partnerprogramme
Onlinehändler kommen oft nicht darum herum, über Partnerprogramme lokale Dienstleistungen anzubieten. Sei es, weil die Produkte doch noch eine Beratung oder Adjustierung vor Ort benötigen. Sei es, weil die Produkte vor Ort installiert werden müssen oder dergleichen. Im Buch werden unter anderem die Beispiele MyMuesli (Partner-Hotspots mit vorgefertigten Müesli) aber auch Mr. Spex (Service im Optikerpartner vor Ort) oder der Installations-Dienstleister Einfach-Machen-Lassen beschrieben (einer meiner Favoriten der Exceed 2012).
Plattformbetreiber
Das letzte Kapitel ist dem Wandel der Plattformen gewidmet, die sich vom reinen Warenverkauf zu Vermittlungsplattformen und Service-Dienstleistern in verschiedener Hinsicht über die Grenzen von On- und Offline hinaus entwickelt haben. Das Buch beschreibt dabei die Innovationen auf Seiten von eBay oder Paypal, aber auch von neuen Playern wie dem Logistik-Dienstleister Tiramizoo.
Das Buch ist im Schweizer Buchhandel leider nicht verfügbar, kann jedoch bei Amazon bestellt oder als kostenloses PDF heruntergeladen werden.
Hinweise: Matthias Hell stellte Carpathia ein kostenloses Rezensionsexemplar auf Anfrage zur Verfügung. Der Link zu Amazon enthält einen Affiliate-Code; Einnahmen aus diesem Programm werden einer wohltätigen Institution zur Verfügung gestellt.