Shareconomy, das nächste grosse Ding? – Mila Gründer und Swiss ICT Award Gewinner Manuel Grenacher im Interview

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Vergangene Woche wurden im KKL Luzern wieder die Swiss ICT Awards verleihen. Der Newcomer „People Award“ wurde an den Aargauer Mauel Grenacher verliehen. Dies als Würdigung seiner Leistungen als Gründer des SAP-Dienstleisters Coresystems und von dem noch jungen Unternehmen Mila welches im Bereich Shareconomy als Marktplatz für ortsbezogene Dienstleistungen erst seit August dieses Jahres online ist . Gestern wurde die Mila App. (iOS & Android) beim neuen Best of Swiss Apps Award mit Silber in der Kategorie „Productivity“ ausgezeichnet.

Manuel-GrenacherQuelle: Swiss ICT Award

 

Was macht Mila? Dazu ein Zitat aus der Pressemeldung zum Start des neuen Hauptsitzes in Berlin:

Mila. ist ein Online-Marktplatz, der Menschen in der Umgebung zusammenbringt, um gegenseitig Dinge zu erledigen oder Dienste zu tauschen. Auf einer Stadtkarte werden Gesuche und Angebote dargestellt und mit der App für iOS oder Android kann man Mila auch von unterwegs nutzen. So sieht man in Echtzeit, wer im Kiez welche Dienstleistung benötigt. Mit einem Klick tritt man mit der Person in Verbindung und kann die Details des Vorhabens besprechen.

Kern des Geschäftsmodells ist u.a. eine Transaktionsgebühr von 8% welche bei der dann auch über Mila abgewickelten Zahlung zwischen den Parteien erhoben wird. Zu den Hintergründen, bisherigen Erfahrungen und weiteren Plänen habe ich mit dem Gründer Manuel Grenacher ein telefonisches Interview geführt.

Wie kommt man darauf neben einem SAP Dienstleister wie Coresystems eine solche Shareconomy Plattform zu starten?

Nun, ich hatte schon immer ein grosses Interesse an B2C bzw. C2C Plattformen und das was es momentan an Verzeichnissen gibt in denen ich dann vielleicht einen Dienstleister in meiner Nähe finden kann, war mir einfach  nicht gut genug. Coresystems war ja nur die Geburtsstätte bzw. die Basis für ein Spin Off mit einem kleinen Team.

Dann seid ihr mit Mila im August dieses Jahres in Zürich, Berlin und Shanghai gestartet. Warum denn genau in diesen Städten?

Zürich als Start in der Schweiz ist ja nun naheliegend, für Deutschland hat sich Berlin aufgrund seiner Grösse und auch als Basis für unser Headquarter sehr gut angeboten. In Shanghai haben wir eine Niederlassung von Coresystems. Das war dort der Ausgangspunkt für uns.

Das Headquarter nach Berlin zu verlegen hatte also mehrere Gründe. Was sind Deine Erfahrungen?

Berlin funktioniert als Markt für uns sehr gut. Wir sind mit dem Wachstum dort sehr zufrieden. Auch konnten wir dort mit Daniel Andriani (ex Groupon) einen erfahrenen Geschäftsführer gewinnen und der Aufbau des Teams insbesondere in den Bereichen Sales & Marketing funktioniert dort auch sehr gut. Und ja, in Deutschland wollen wir uns im nächsten Jahr unbedingt auch in anderen Städten weiter etablieren.

Wie ist denn das Geschäft angelaufen? Wo steht ihr aktuell?

Wir sind zufrieden. Wir haben nun insgesamt 25 Mitarbeiter an allen Standorten und konnten in Berlin und Zürich ca. 30‘000 Nutzer aufbauen und bereits einen Umsatz von mehreren hunderttausend Euro erreichen.

Und euer Geschäftsmodell basiert nur auf den 8% Provision von der abgewickelten Zahlung? Gebühren für die Zahlungsabwicklung z.B. für Kreditkartenkommissionen übernehmt ihr ja dann.

Nein, das alleine würde definitiv nicht ausreichen. Das ist in meinen Augen auch das grosse Problem von solchen Sharing Modellen welche jetzt nicht gerade Wohnungen vermitteln. Wir haben es im Wesentlichen mit kleinen Transaktionen von Nutzer zu Nutzer aber vor allem von kleinen lokalen Dienstleistungsunternehmen zu tun. Da sind die Umsätze pro Transaktion einfach sehr überschaubar. Daher bieten wir diesen kleinen Firmen noch Premium-Services an, für die wir dann extra Gebühren verrechnen.

Was sind das für Services?

Z.B. eine optimierte Darstellung des Angebots, sowohl in der Präsentation aber auch hinsichtlich einer besseren SEO Sichtbarkeit. Auch Unterstützung bei der Terminvereinbarung ist ein Service der sehr gut funktioniert. Die Kunden wollen das online machen, aber die Anbieter können das eben noch nicht selbst.

Also mit anderen Worten, die Plattform lebt eher vom B2C als vom C2C Ansatz?

Jein! Die Plattform lebt von der Community und allen Nutzern darauf. Monetär leben wir aber vor allem von den kleinen Firmen, also dem B2C Geschäft. Das wird sich aus meiner Sicht auch in anderen Modellen mit eher kleineren Beträgen in den Transaktionen nicht anders bewerkstelligen lassen.

Du sagst, ihr habt 30‘000 Nutzer. Wie konntet ihr diese denn gewinnen?

Das verteilt sich ca. so:

  • 1/3 PR
  • 1/3 über Ads
  • 1/3 viral – und das freut uns natürlich besonders

Wie wichtig ist denn für euch das Thema Community?

Sehr wichtig und ich glaube es wird in Zukunft noch viel wichtiger. Solche Modelle werden in Zukunft von diesem Thema angetrieben werden.

Und die Firmen? Einige haben ja bestimmt mal mit Groupon & Co experimentiert. Und nun kommt ihr und sie sollen sich bei euch präsentieren und dafür zahlen. Funktioniert das?

Das funktioniert sehr gut. Die Firmen haben ganz klar erkannt, dass klassische Werbung für sie definitiv nicht funktioniert. Das hören und spüren wir in jedem Gespräch mit den Anbietern. Und Groupon hat uns eigentlich den Weg geebnet – Sie haben den Markt quasi „vordigitalisiert“. Aber ja, es gibt viele die vom Couponing Modell enttäuscht wurden. Aber nun kommen wir mit einem transparenten und nachhaltigen Modell für deren online Kundengewinnung. Die Firmen wollen online sein. Aber eben nicht über Rabatte bei Groupon.

Kannst du mir Beispiele für die Transparenz geben?

Ja, z.B. erhalten die Anbieter Reportings über die Anzahl Besuche und weitre Informationen wie sie online wahrgenommen werden. Auch können Angebote definitiv nur nach erfolgreich abgeschlossenen Transaktionen von den Kunden bewertet werden.

Wie wichtig ist das Thema „Mobile“ für euch? Was sind da die aktuellen Entwicklungen oder Learnings?

Mila-App

Mobile ist sehr wichtig für uns. Allerdings sind auch wir erst bei einem mobilen Anteil von noch unter 30%. Tendenz steigend. Sehr spannend sind aktuell die Wachstumsraten bei Android Geräten. Da tut sich sehr viel. Auch finden wir es interessant zu sehen, dass die Chat Funktion mit dem Anbieter deutlich mehr genutzt wird als der klassische Telefonanruf. Auch wir lernen hier im Moment sehr viel und berücksichtigen das dann in unsren Weiterentwicklungen.

Was sind eure Pläne für die Zukunft, besonders im kommenden Jahr?

Wir wollen neben dem Ausbau der bisherigen Städte weiter kräftig wachsen. Im kommenden Jahr ist der Start in 4 bis 5 weiteren Städten in Deutschland geplant..

Ihr habt ja 3 Mio. CHF als Seed Finanzierung (Nicht über VC‘s) eingesammelt. Das reicht für diese Pläne?

Nein, wir sind aktuell an einer weiteren Finanzierungsrunde dran, welche wir bis Jahresende abschliessen wollen.

Zum Abschluss: Wo geht die Reise hin in der Shareconomy?

Natürlich glaube ich an das Thema – insbesondere wenn es SoLoMo (Social, Local, Mobile) gedacht und konzipiert ist. Aber es braucht eben auch ein vernünftiges Geschäftsmodell für den Betreiber dahinter. Bei zu kleinen Beträgen aus einer reinen C2C Betrachtung sehe ich da nicht so viele Möglichkeiten. Aber das wiederum ist die Grundlage für eine Community die solche ein Modell erst mögliche macht. Aber es braucht auch genügend Transaktionsvolumnen welches für den Betrieb monetarisiert werden kann. Und daher ist dann B2C meiner Ansicht nach eine wichtige Komponente. Denn die Firmen brauchen Mehrwerte aus solchen Plattformen. Qualität ist denen dabei viel wichtiger als der Preis.

Manuel, Danke für das spanende Gespräch und weiter viel Erfolg mit Mila.

Bei Fragen oder Anregungen kann Manuel auch auf Twitter erreicht werden. Das Interview habe ich mit ihm auch über diesen Kanal vereinbart.



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