Retail Outlook 2014: Stationär harzt – Online unverzichtbar

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In der Vergangenheit war unser Blick jeweils mehr als kritisch auf den jährlichen Retail Outlook von Fuhrer+Hotz, herausgegeben von der Credit-Suisse. Zu stark wurde beschönigt, was schon lange nicht mehr stimmt. Diesmal ist es etwas anders.

Im Frühling 2013 dann das erste Alarmsignal von der Credit-Suisse. Aber nicht von den Retail-Experten, sondern die Immobilien-Profis fürchten um ihre Investments in Ladenlokale und mehr (vgl. unseren 2013 Weckruf II von mehreren für den Detailhandel oder 2012 Vom blinden Planen von Einkaufszentren und wie der E-Commerce den Immobilienmarkt beeinflussen wird).

Es scheint, als waren die Alarmglocken laut genug. Geholfen hat wohl auch die Multi-Cross-Channel Studie vom vergangenen Sommer der Autoren, die Augen zu öffnen.

Im aktuellen Retail Outlook ist Rede von einem „2013 harzigen Geschäftsjahr für den Detailhandel“ bei dem einzig der Lebensmittelhandel einigermassen positiv abschnitt, was wiederum der Zuwanderung zugeschrieben wird. Oder anders interpretiert womöglich ein Grund, warum in der Schweizer Onlinelebensmittelhandel wächst, aber online noch immer unter 1% bleibt.

Währenddessen kämpft laut dem Outlook Fashion & Schuhe als zweitgrösste Branche im dritten Jahr in Folge mit einem Nachfrage-Rückgang. H&M soll in der Schweiz gar den stärksten Umsatzrückgang aller Märkte weltweit erlitten haben. Es ist denn auch die Rede vom „Zalando Phänomen„, dass die „Detailhändler überrollte“ (wir weisen jedoch seit Sommer 2011 darauf hin).

„Der Blick in die Zukunft macht deutlich, dass die Digitalisierung im Handel insbesondere bei Büchern/Medien und bei Elektronik-Kleingeräten weiter fortschreiten wird (vgl. Abb. 5). Die Konsumenten beabsichtigen, den wertmässigen Anteil ihrer Online-Ausgaben in den kommen- den fünf Jahren insbesondere in jenen Produktkategorien zu erhöhen. Aber auch im Bekleidungsbereich sowie bei Gesundheits- und Kosmetikartikeln muss mit einer überdurchschnittlich starken Abwanderung ins Netz gerechnet werden.“

Customer Journey nach Kundentypen  - Quelle: Bison Schweiz / Fuhrer & Hotz
Customer Journey nach Kundentypen – Quelle: Bison Schweiz / Fuhrer & Hotz

Online ist allgegenwärtig und nur noch jeder 4. Konsument tätigt seinen Einkauf rein offline; also von der Kaufanbahnung über die Informationsbeschaffung bis hin zum stationären Kauf. Bei den anderen 75% ist Online im Spiel.

Kein Wunder also, werden dem Detailhandel Rezepte ausgestellt in Form von Multi-Cross-Channel-Funktionen. Dies jedoch noch in harmlosen homöopathischen Dosierungen wie das online unbedingt die Filialöffnungszeiten publiziert sein müssen (notwendigste aller Massnahmen lt.der Multi-Cross-Channel-Studie…).

Wir finden; der stationäre Handel muss sich dringend neu erfinden und da braucht es tiefgreifende Reformen – eine Schocktherapie statt Homöopathie!

Der Retail Outlook kommt denn auch zum Schluss:

„Die Entwicklungen im Ausland zeigen, dass der Umsatzanteil des Online-Kanals deutlich zunehmen wird. Dies stellt die klassischen Händler vor grosse Herausforderungen und sorgt für entsprechenden Konsolidierungsdruck: (1) Die zügige Entwicklung eines überzeugenden Multichannel-Angebots ist überlebenswichtig, bedingt aber erhebliche Investitionen in IT- Lösungen, Logistik und Personalschulung. Der Druck auf den stationären Handel nimmt zu, wobei die Reduktion der Verkaufsflächen für viele Händler zu einer relevanten Option werden dürfte.“

Der Reduktion der Verkaufsflächen widmet sich auch ein lesenswerter und aktueller Beitrag in der BILANZ: „Shoppingcenter: Die serbelnden Supertanker„.  Demnach wird der Online-Umsatz bereits in wenigen Jahren die Verkaufsleistung der Shoppingcenter übersteigen. Die Warnung der Immobilien-Experten der Credit-Suisse vom letzten Frühling war also nicht ohne Grund.

Der Retail Outlook kann kostenlos online bei der Credit Suisse bestellt werden.



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Thomas Lang, Betriebsökonom und Wirtschaftsinformatiker, unterstützte Unternehmen bei der Strategieentwicklung von digitalen Vertriebsmodellen, beim Aufbau von digitalen Geschäftsmodellen, bei Expertisen rund um Onlinehandel und der operativen Umsetzung im Bereich Organisation, Prozesse, Innovation, Change-Management und Unternehmenskultur. Er ist Gründer der Carpathia AG, der unabhängigen und neutralen Unternehmensberatung für Digital-Business, E-Commerce und Digitale Transformation im Handel. Zudem ist er Autor von zahlreichen Fachartikeln und -studien, Dozent für Online-Vertriebsmodelle an verschiedenen Hochschulen sowie gefragter Keynote-Speaker zu E-Commerce und Digital Transformation im Handel. Er ist Initiator und Organisator der Connect - Digital Commerce Conference sowie des Digital Commerce Awards. Der von ihm gegründete Carpathia Digital-Business-Blog (https://blog.carpathia.ch) zählt im deutsch-sprachigen Raum zu den wichtigsten unabhängigen Publikationen im Digitalen Handel. Medien bezeichnen ihn als digitalen Vordenker, zitieren und interviewen ihn regelmässig . Am Mittwoch 17. November hat Thomas Lang für immer die Augen geschlossen.

2 KOMMENTARE

  1. Da habe ich doch gleich eine Frage an die Experten! Ich wollte heute meinen stationär gekauften Schuh nachbestellen, weil er so bequem ist und der Laden die Marke nicht mehr führt. Täuscht mein Eindruck, oder ist die Schuhbranche bezüglich e-Commerce noch in der Steinzeit? Es war nur schon schwierig, überhaupt Anbieter zu finden, von zwei grossen in DE mal abgesehen!

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