Nicht nur der grösste Bahnhof steht mittlerweile im Internet, auch die grössten Einkaufszentren stehen (bald) im Internet.
In der aktuellen Handelszeitung ein lesenswerter Beitrag zum Thema „Stress auf der Fläche“ und das Auslaufmodell Einkaufszentrum wie wir es heute kennen (Online noch nicht verfügbar – PDF-Download).
Retail-Experten gehen davon aus, dass bis 2020 das E-Commerce Volumen die Umsätze aller Einkaufszentren der Schweiz von aktuell CHF 16.4 Mrd. übertrifft.
Schon heute wäre der Onlinehändler Digitec das zweitgrösste Einkaufszentrum der Schweiz nach Umsatz.
Und Ricardo als Plattform mit den geschätzten CHF 700 Mio. vermittelt mehr Kaufvolumen als alle Mieter zusammen im Glattzentrum, dem grössten Schweizer Shoppingcenter.
Auch ein Zalando würde sich schon problemlos in die Top-10 der Einkaufszentren einreihen.
Und ein Blick auf Amazon verrät, dass dieser nur schon in unseren Nachbarländern – aus denen die Schweiz je nach Sprachregion bedient wird – konsolidiert alleine sehr nahe an das hiesige Shoppingcenter-Volumen kommt. Der Deutschlandumsatz wird offiziell mit USD 10.5 Mrd (ca. CHF 9.5 Mrd.) ausgewiesen.
Zur dringend notwendigen Neuerfindung im stationären Handel haben wir in diversen Weckrufen schon aufgerufen.
Auch die Credit-Suisse hat vor gut einem Jahr schon mal die Alarmglocken läuten lassen und in den USA hat sich die Anzahl Kunden in den Läden innert 3 Jahren halbiert!
Aber anscheinend sollen weitere Milliarden in Einkaufszentren versenkt werden. So sind Dutzende neuer Zentren geplant oder gar schon im Bau – ein wahrer Gau!
Über solche Projektplanungen kann man nur den Kopf schütteln. Anstatt sich mit aktuellen Zahlen und Tendenzen im Werbebereich auseinander zu setzen, werden lieber Millionen in den Bau unnötiger Einkaufszentren verschwendet. Das Internet ist marketingtechnisch heute schon Vorreiter, und zukünftig wird das Netz immer mehr an Bedeutung gewinnen. Online Einkaufszentren sind weniger aufwändig in Wartung und Lagerung, sie sind als wirtschaftlich sehr vorteilhaft. Warum also soviel Steuergeld für die Errichtung neuer Einkaufszentren in den Sand setzen? Außerdem könnten die Flächen für andere, sinnvollere Einrichtungen genutzt werden. Eine kritische Auseinandersetzung der Politiker wäre auf jeden Fall wünschenswert, vor allem eine Beschäftigung mit dem derzeitigen Einkaufsverhalten der Bevölkerung!
[…] Und so manch ein Shopping-Center Betreiber wird heute die Korken knallen lassen, weil er auf einen neuen Ankermieter für sein Auslaufmodell hofft („Online übernimmt: Auslaufmodell Einkaufszentrum“). […]