Vergangene Woche machten in der Schweiz Zahlen und Studien die Runde, die man nicht unwidersprochen stehen lassen kann.
So beispielsweise an der E-Commerce Konferenz in Zürich Baden, wo schon die Sponsorenliste zu gefühlten 90% deckungsgleich war mit dem Referentenpanel.
Aufsehen dort erregte via Twitter die Zahl von E-Commerce Europe:
Online grow in the next 7 years #ncsuisse pic.twitter.com/5twUV04dBi
— Michael M.Nussbaumer (@freshdesign) 27. November 2014
Äpfel mit Birnen vergleichen
20% Onlineanteil für 2013? Auf so eine „Botox-Zahl“ kann man kommen, wenn man Handel und Services elegant mischt. Also auch Services wie Tickets, Reisen, Mietwagen oder eBooks und Musik-Downloads mit dem Einzelhandel verrechnet, die dort nicht enthalten sind. Bei Download-Artikeln ist der Onlineanteil ja „by design“ schon 100%, das verfälscht jede gutgemeinte Statistik per-se.
Der Branche auf jeden Fall nützen solche Zahlen nichts und bringen sie auch nicht weiter. Es ging wohl einmal mehr darum, den „Grössten“ (Anteil) zu haben.
@thlang also ich finde den Ausdruck „Botox-Zahlen“ noch schön. Aufgespritzt bis zum Platzen mit dem Ziel „die Grössten zu haben“ #ncsuisse
— Patrick Kessler (@vsvch) 27. November 2014
Onlineanteil (noch) deutlich tiefer
Die effektiven Onlineanteile am Handel sind weitaus tiefer. Führende Länder wie die USA und England kommen gerade Mal auf tiefe zweistellige Prozentwerte.
Die Schweiz selber steht aktuell bei 6.4% des Detailhandelvolumens. Alle Zahlen notabene unbereinigt. Denn in den Einzelhandelsumsätzen aller Länder sind substantielle Anteile an Lebensmitteln enthalten welche online noch kaum eine Bedeutung haben.
Eine reine Non-Food-Betrachtung ergibt hierzulande einen Onlineanteil von 10.7%. Damit ist die Schweiz das Schlusslicht im DACH-Raum.
Aber von 20% ist man (heute) noch deutlich entfernt, aber für 2020 sicher nicht auszuschliessen.
Vielmehr prognostizieren seriöse Studien, zu der ich auch die Credit Suisse Immobilen-Studie zähle, gar einen Onlineanteil von einem Drtittel bis 2028.
Nachfolgend eine aktuelle Grafik bei Statista, welche derzeitige Werte sicher realitätsnaher darstellt, auch wenn die Quelle der Zahlen nicht verifiziert werden konnte.
Auch wir waren über eine solche Zahl verwundert, erheben wir doch seit Jahren mit GfK zusammen Zahlen für den Schweizer Markt und haben auch einen ziemlich guten Überblick über Europa. Wie uns GfK nun bestätigt hat, ist diese Zahl auf dem Chart von E-Commerce Europe völlig aus dem Zusammenhang gerissen dargestellt worden. Festhalten: es handelt sich um den Online-Anteil Heimelektronik im Markt Niederlande!!! Diese Zahl hat überhaupt nichts mit einer europäischen Entwicklung zu tun und demzufolge alles andere als professionell und transparent dargestellt.
Einfach als Vergleich: Zum gleichen Zeitpunkt hatten wir in der Schweiz einen Online-Anteil Heimelektronik am Gesamtmarkt von 23 %….