Vor gut einem Monat habe ich im Rahmen der „State of E-Commerce 2015“ an der Internet-Briefing Konferenz auch aktuelle Akquisitions-Potentiale thematisiert (Auszug aus Slidedeck unten – vollständiges bei Slideshare). Dabei im Fokus die grossen Handelskonzerne wie auch die Medienhäuser.
Zwischenzeitlich ertönt die Jahrmarkt-Musik wieder lauter und das Karussel dreht sich schneller. Die Detailhändler und Verlage haben in den vergangenen Wochen zugegriffen und aufgestockt:
- Ringier übernimmt DeinDeal komplett und die Gründer kündigen ihren Abgang an
- Migros übt ihre Option aus und stockt Beteiligung an Digitec / Galaxus auf 70% auf
- Tamedia übernimmt Stromberg und bündelt Fashionstores neu
Und im aktuellen Bieterverfahren um die Reisebranche von Kuoni stehen ebenfalls die beiden Schweizer Detailhändler Migros und Coop wie auch die Deutsche Rewe im Gespräch.
Ist zwar nicht primär E-Commerce – doch das Reisegeschäft hat sich schon länger fast komplett ins Internet verlagert, wie auch die aktuelle Studie zum Schweizer Onlinehandel der HSG zeigt gem. nebenstehender Grafik.
Wachstum nicht aus eigener Kraft
Was sowohl an den Detailhändlern wie auch an den Medienhäusern erstaunt ist, dass das Wachstum in den digitalen Geschäftsbereichen mehrheitlich über Akquisitionen erreicht werden kann. Zwar haben beide grossen Verlagen, Tamedia und Ringier, eigene digitale Units aufgebaut.
Equivalänte Organisationseinheiten sucht man jedoch bei den Detailhändlern vergebens. Kein Vergleich bspw. zu Deutschland, wo u.a. mit Rewe Digital ein JJ van Oosten für die digitale Ausrichtung sorgt oder bei Tengelman Ventures man über eigene Gefässe das digitale Gen einzuverleiben versucht.
In der Schweiz wir die digitale Kompetenz nach wie vor über das Scheckbuch eingekauft und wirklich aus eigener Kraft aufgebaute neue Konzepte bleiben rar bis bisweilen inexistent. Hier bildet zB coop@home eine Ausnahme; ein intern aufgebautes und immer noch wachsendes PurePlayer Konzept. Bei den weiteren umsatzstarken Onlineshops der Grossverteiler handelt es sich praktisch allesamt um Akquisitionen.
Was ist der Grund? Die grossen Konzerne in der Schweiz wirken fast ausnahmslos wie Supertanker die kaum vom Kurs abzubringen sind, geschweige denn schnell gewendet werden können. Es scheint, als komme es günstiger, sich neue Konzepte einzuverleiben via Übernahmen. Das ganze wirkt dabei aber mehr wie Symptom- statt Ursachen-Bekämpfung.
Denn mit der Akquisition von neuen Konzepten und Modellen wird zwar kurzfristig die Reputation und die Bilanz aufgebessert, aber die wirklich digitalen und überlebenswichtigen Gene schwappen kaum jemals über. Da ist es auch kaum verwunderlich, dass die Gründer jeweils nach der vereinbarten Zeit das Unternehmen resigniert verlassen und sich wieder neuen spannenden Projekten widmen.
So wie damals bei Geschenkidee (Ringier), Doodle oder Fashionfriends (beide Tamedia). Und so wie jetzt bei DeinDeal (Ringier) und teilweise schon bei Digitec (Migros).
Doch die nächsten Übernahmekandidaten stehen schon bereit.
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— Patrick Kessler (@vsvch) 13. März 2015