Diese Frage ist elementar für alle Online- und Versandhändler denn die unmittelbare Verfügbarkeit der Produkte ist einer der letzten Trümpfe des stationären Handels.
Es gilt, das Produkt so schnell wie möglich nach dem Klick auf den Kaufen-Button zum Kunden zu bringen. Aktuell gibt man sich noch mit 24 – 48 Stunden zufrieden, doch die 1-Hour-Vision („Amazons 1 Stunden Lieferversprechen mit Prime Now„) rückt näher.
Warum diese Fokussierung auf schnelle Zustellung? Ist die Zeit zwischen dem emotionalen Kauf und der rationalen Zustellung zu lange besteht die latente Gefahr, dass sich der Kunde die Sache nochmals überlegt. Die aufwändig aufgebauten Emotionen verpuffen, eine Alternative ist ggf. bereits in Griffnähe und mehr.
Die Frage nach der Zahlungsbereitschaft für diese Schnell-Logistik ist eine andere. Die Kosten der heutigen Infrastruktur und Services scheinen hierfür zu hoch. Daher ist der Innovationsdruck im Logistik-Bereich besonders ausgeprägt:
Drohnen
Amazons Ankündigung der Drohne vor gut 1.5 Jahren war wie ein Paukenschlag, wenn auch vorerst ein gut inszeniertes Stück Marketing. Doch seither sind Drohnen in aller Munde. Auch die Schweizer Post plant Tests hierzu und DHL hat bereits einen Pilotbetrieb.
Zudem wurden diese Woche Details aus dem Amazon Patent publiziert; so soll die Drohne nicht nur zu Hause zustellen sondern dem Empfänger auch folgen können, wenn sich dieser zum Zustellzeitpunkt woanders befindet. Und die Lieferung soll nicht nur aus den Amazon Verteilzentren erfolgen, sondern Waren können auch an anderen Orten abgeholt werden.
Managed Fleets wie Uber
Interessante Optionen bieten auch Dienstleister wie Uber die eine ständig präsente und rotierende Flotte unterhalten. Denn diese kann für eine schnelle Zustellung von Waren ebenso wie für die Personenbeförderung genutzt werden. MyTaxi hat dies im vergangenen Jahr mit einem Pilotversuch zusammen mit Media-Saturn in Hamburg getestet.
Uber, das diese Woche erneut eine Milliarden-Finanzierungsrunde absoliverte und aktuell eine Gesamtbewertung von USD 50 Milliarden aufweist, absolviert gerade grossangelegte Tests mit bis zu 400 verschiedenen US-Händlern im Bereich der Same-Day-Delivery.
„Uber is planning to launch a merchant delivery program that would allow online shoppers to get same-day delivery of goods through both UberRush couriers and Uber drivers.“
Amazon plant eigene Zustellung
Dass Händler je länger je mehr die Kontrolle über die letzte Meile erlangen wollen, ist ein offenes Geheimnis. Amazon liefert in UK bereits seit Längerem in einzelnen Gegenden selber aus und hat dies nun auch für Deutschland angekündigt, was als „Warnsignal an die Paketdienste“ von der Presse aufgegriffen wurde.
In der Tat soll die englische Royal Mail ihre Wachstumsprognosen durch die Selbständigkeit von Amazon reduziert haben und deren Chefin warnt denn auch:
„Wenn ein Online-Händler von der Größe und Bedeutung Amazons beschließt, sein eigenes Liefernetzwerk aufzubauen, ändert das den Markt für jeden.“
Und wenn man bedenkt, dass in der Schweiz Zalando innert kurzer Zeit zum mutmasslich grössten Paket-Post-Kunden geworden ist, weiss man um die Brisanz solcher Entwicklungen.
Kampf um die letzte Meile: Neue Abhol- und Zustellkonzepte für den Onlinehandel ist auch an der E-Commerce Connect Konferenz vom 10. Juni 2015 wichtiges Thema.
Gemeinsam mit Vertretern der Post, von Uber und einem Drohnen Experten diskutieren wir Synergien und Potentiale, Möglichkeiten für Händler und Hersteller und welche Disziplinen wohl das Rennen auf der letzten Meile machen.