In diesen Tagen macht ein neuer, revulotionärer Service auf sich aufmerksam:
SHOP.CO bietet einen Ein-Klick-Checkout in jedem Online Shop weltweit an und das ohne vorherige Registrierung im jeweilgen Shop.
Wie soll das gehen? t3n beschreibt den Service recht detailliert und hat positive Erfahrungen damit gemacht.
Zusammengefasst funktioniert der Service von SHOP.CO oder auch SHOPCO genannt so:
- Einmalige Registrierung bei SHOPCO mit
- Hinterlegung der Kontaktdaten
- Hinterlegung der Zahlungsdaten
- Installieren eines Warenkorb-Buttons im Browser
Dann kann geshoppt werden. Das funktioniert so:
- Einfach auf der Produkt-Detailseite den neu installierten Browser-Warenkorb-Button klicken.
- Ein SHOPCO-Roboter (künstliche Intelligenz) registriert sich im Hintergrund automatisch für den User im Online Shop und nimmt den Checkout vor.
Gemäss t3n funktioniert dies tadellos.
Meine Erlebnis-Abfolge sah wie folgt aus:
- ???? Kann das sein? Wie soll das gehen?
- Begeisterung
- Fragen/Verwirrung
- Enttäuschung
- Grosse Sicherheitsbedenken
Hier diese Schritte im Detail:
???? Kann das sein? Wie soll das gehen?
Ich höre von diesem neuen Service und frage mich, wie das funktionieren soll.
Mache mich auf SHOP.CO schlau: Video anschauen, FAQ’s lesen.
Bin nun etwas schlauer und doch nicht. Verstehe immer noch nicht, wie das funktionieren soll, aber das klingt alles ganz einfach. Also, nichts wie ausprobieren.
Begeisterung
Registrierung und Angabe der Kontaktdaten ist superschnell und simpelst.
Hinterlegung der Kreditkarte: Soll ich? Ok, ich mach’s – mache ich ja sonst auch überall.
Installation des Warenkorb-Buttons: Einfacher geht es nicht. Bis hierher dauert das 1-2 Minuten.
Rechts oben sieht man den Warenkorb-Button direkt im Browser.
Sofort auf mehreren Shops etwas bestellen:
- athleticum: Ein Velo-Klick-Schuh (absichtlich ohne die Angabe einer Grösse – hmm, wie das dann wohl funktoniert?)
- Ex Libris: Eine DVD (sorry an alle Digital-Natives)
- Galaxus: Brauche sowieso noch einen Pizza-Stein für unseren Grill
Nach jeder Bestellung erhält man im Shop ein Overlay von SHOPCO:
… und in SHOPCO sehe ich alle Bestellungen – ich könnte sie noch 30 Minuten lang stornieren:
Fragen/Verwirrung
- Warum wird mir für den Pizza-Stein CHF 24.90 angezeigt, obschon der CHF 103.- kostet?
- Wie kann die künstliche Intelligenz einen ganzen Checkout durchspielen, wenn sie nicht mal den Preis anzeigen kann?
- Warum zeigt es beim Schuh keinen Preis an?
- Die Lieferkosten habe ich ja gar nicht gesehen. Was kostet das nun wohl?
- Wie kann ich bei der Anzeige vom SHOPCO Overlay wissen, welche Zahlungsarten der Shop anbietet?
- Was ist, wenn ich bei einigen Bezahlarten zusätzliche Transaktions-Kosten habe? Diese müsste ich dann wohl einfach akzeptieren.
- Der Warenkorb-Button ist ja immer, d.h. auf jeder Seite vorhanden. Was würde geschehen, wenn ich ihn auf einer Kategorien-Seite klicken würde?
- Auch speziell: Eine Retoure würde gem. FAQ SHOPCO für mich ausführen.
Enttäuschung
Nach einiger Zeit erhalte ich eine E-Mail von SHOPCO mit dem Hinweis, dass eine E-Mail angekommen sei und ich diese mir anschauen soll. Klick auf den Button und ich gelange auf SHOPCO, wo ich eine E-Mail von Galaxus sehe, die ich bestätigen muss:
Speziell, dass ich das hier machen muss! Was haben die denn für eine E-Mail-Adresse angegeben?
Ein Klick auf den Link und auf der Seite von Galaxus sehe ich, dass meine E-Mail-Adresse walteroberli0623@mail.shop.co lautet. Aha!
Das heisst ja auch, dass es nun auf Galaxus einen Account von mir gibt über den ich keine Kontrolle habe (ich kenne ja das Passwort nicht). Will ich das?
Noch eine E-Mail:
Warum soll ich denn eine andere Zahlungsart angeben? Alle drei Shops akzeptieren doch Kreditkarten als Zahlungsmittel.
Guter Zeitpunkt um den Support zu testen: E-Mail an den Suppport, was das soll.
Umgehende Antwort vom Support: Wenn der Shop 3D-Secure benötigt, dann geht es nicht, ich solle bitte PayPal-Daten angeben. Aha – eigentlich logisch, aber an 3D-Secure hatte ich echt nicht gedacht und irgendwie war das Ganze doch recht verwirrend.
… und so einfach wie zu Beginn gemeint scheint das Ganze ja nicht zu sein.
Dann halt PayPal-Login-Daten hinterlegen. Komisches Gefühl. Wenn die meine PayPal-Login-Daten haben, könnten die ja meinen Account übernehmen. Ok für diesen Test mache ich es.
Warten, warten, schlafen…
Am nächsten Tag ist immer noch nichts passiert. Nachdem ich wieder den Support beübt habe geht es plötzlich. SHOPCO zeigt bei Galaxus und Ex Libris „bestellt“ an. 🙂
Die Bestellbestätigung von Ex Libris erhalte ich wiederum indirekt via SHOPCO:
Der Support schreibt mir, dass ich beim bestellten Schuh die Grösse nicht angegeben hätte. Der Auftrag werde storniert und ich solle den Schuh nochmals bestellen, aber dabei die Grösse auswählen bevor ich den SHOPCO Button klicke.
Grosse Sicherheitsbedenken
Das mit PayPal lässt mir keine Ruhe, habe mich auch schon entschieden die PayPal-Daten in SHOPCO wieder zu löschen.
AGB von PayPal suchen und siehe, da steht:
Weitergabe Ihres Passworts an Dritte oder Verwendung des Passworts eines anderen Nutzers. Wir sind nicht verantwortlich für Verluste, die durch eine Ihnen zurechenbare Handlung entstanden sind. Dies schließt die Nutzung Ihres Kontos durch einen Dritten ein, die durch den Missbrauch Ihres Passworts entstanden ist.
PayPal kontaktieren und fragen, was die dazu sagen.
Gero Kummer von PayPal sagt:
„PayPal-Kunden sollten ihre Login-Daten, also Benutzername und Passwort, immer nur auf der PayPal-Webseite oder im entsprechenden PayPal-Fenster während der Zahlungsabwicklung im Online-Shop eingeben.“
Ich ändere zur Sicherheit noch das PayPal-Passwort.
Ich weiss nicht, welche Zahlungsart ich in Zukunft nutzen könnte. Die Kreditkarte geht nicht. PayPal ist mir zu heikel. Rechnungskauf wird zwar angeboten, dürfte aber schwierig sein: Wird oft nicht bei Neukunden angeboten und für den Bonitätscheck braucht es normalerweise noch das Geburtsdatum und dieses kann man auf SHOPCO nicht angeben.
Und wer speichert die Kreditkarten-Daten?
Nach wie vor unklar ist die Sicherheit; die Kreditkarten-Daten werden bei SHOPCO gem. FAQ verschlüsselt gespeichert. Gleichzeitig treten in den kommenden Monaten verschärfte Sicherheitsbestimmungen für Online Shops in Kraft hinsichtlich der Erfassung, Weiterleitung und Speicherung von Kreditkartendaten (Neue Anforderungen für die Erfassung der Kreditkartendaten).
Fazit
- Spannender Service.
- Viele Fragen und Vieles ist ungelöst.
- Vieles funktioniert nicht (aber sie sind ja auch noch im Beta-Stadium).
- Ich werde in SHOPCO sicher NIE Paypal als Zahlungs-Art verwenden.
Man darf gespannt sein, wie die Shops darauf reagieren werden. Ich als Shop-Betreiber hätte keine Freude, dass sich zwischen mich und den Kunden noch ein Dritter reinhängt. Zudem wird ein neuer Kunde beim Shop angelegt und die bisherige Bestell-Historie geht verloren. Ganz zu schweigen von offenen Gutscheinen, Gutschriften oder Cross-Channel Möglichkeiten.
Grundsätzlich sind Initiativen jedoch sehr zu begrüssen, die das Onlineshopping universell gestalten oder den Browser zur ultimativen globalen Shopping-Device befördern.
Eher Top oder Flop? Wegen den Sicherheitsbedenken ist es für mich ein Flop.
Interessantes Konzept, an die „Künstliche Intelligenz“ glaube ich aber nicht. Es sieht eher so aus, als wären für einige Shops Crawler, die den Bestellprozess automatisieren, geschrieben worden, diese 30-Minuten-Verzögerung zwischen Bestellung über ShopCo und tatsächlicher Ausführung des Kaufs wirkt mir eher so, als ob sich da ein Mitarbeiter per Hand reinklemmt und meine Bestellung durchführt 😉 So hat es anno 2011 auch TapBuy in den USA gemacht, die wurden dann allerdings kurze Zeit später von Groupon ge-acqui-hired.
Sehe ich ganz ähnlich und ich denke auch, dass da ein Crawler rsp eine Screen-Scraping Komponente im Einsatz ist.