20 Jahre Amazon: Fakten-Check

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Work hard. Have fun. Make history*

Amazon.com anno 1995
Amazon.com anno 1995

Am 16. Juli 1995 verkaufte Amazon das erste Buch online (Fluid Concepts & Creative Analogies) nachdem das Unternehmen ein gutes Jahr vorher gegründet wurde.

Als Online-Buchhändler mit einem Sortiment von 1 Mio Bücher gestartet, dominiert Amazon heute nicht nur in weiten Teilen dieses Planeten den Buchmarkt, sondern ist allgemein zu einem der mächtigsten (Online)Händler aufgestiegen.

Und warum ausgerechnet Bücher? Nun ja, Gründer Jeff Bezos ist ein hervorragender Analyst und hat seine Brötchen früher als Software-Chefentwickler bei einer Investmentbank verdient. Und seine Analyse ergab, dass mit Büchern 1994 mehr als doppelt so viel umgesetzt wurde als mit Software.

Der Rest der Anfänge ist Geschichte oder wie es Heise sehr schön zusammenfasst:

Nach der Sparte wählte Bezos die Lage seiner Firma. Wegen der Mehrwertsteuer auf Bücher musste es eine Stadt in einem US-Bundesstaat mit wenigen Einwohnern sein, die einen Flughafen besitzt und ein Vertriebsszentrum des Buchhandels in der Nähe hat: Im Juli 1994 wurde Amazon in Seattle zunächst unter dem Firmennamen Cadabra eingetragen. Weil der zuständige Anwalt Cadaver verstand, nannte man sich lieber Amazon und machte sich daran, die auf CD vorhanden Buchlieferlisten in eine Oracle-Datenbank einzugeben. Ein Jahr später startete Amazon am 16. Juli 1995.“

Hat uns Amazon verändert?

Das Manager-Magazin und der Spiegel-Online resümieren zum Jubiläum in fast identischen Beiträgen, „wie ein Unternehmen uns alle verändert habe„.

Ich widerspreche dieser Aussage; Amazon hat uns nicht verändert. Vielmehr hat sich durch die Digitalisierung der letzten Jahre die Gesellschaft fundamental verändert. Man darf in diesem Zusammenhang durchaus das Wort „Revolution“ verwenden, wie es der kürzlich verstorbene Prof. Peter Kruse in seiner legendären Rede vor dem Bundestagssausschuss treffend formulierte.

Amazon ist es wohl wie kaum einem anderen Unternehmen gelungen, diese Veränderung zu adaptieren und sie durchaus auch mitzugestalten. Als Innovationstreiber in verschiedener Hinsicht nimmt das Unternehmen von Jeff Bezos heute eine Vormachtstellung ein.

Nicht nur als Händler, Marktplatz-Anbieter. Vielmehr auch als Service- und Fulfillment-Provider für Händler und Hersteller, Logistik-Treiber und nicht zu vergessen ist es primär Amazon, das Computer-Kapazitäten wie Rechenleistungen und Speicherplatz als Commodity etablierte und so eigentlicher Wegbereiter für die heutige allgegenwärtige Cloud ist und damit sehr gutes Geld verdient (Forbes: „Just How Big Is Amazon’s Cloud Business?“).

Und alles, was Amazon anpackt, wird so gebaut, dass es schier grenzenlos skalierbar ist. Und anstatt die Konkurrenz mit Patentklagen einzudecken – wie man dies aus dem Smartphone-Bereich kennt – bietet Amazon sein Knowhow und seine Services – wiederum für gutes Geld – am Markt an. Das ganze liest sich wie ein à la Carte Menue, von Rechen-Kapazitäten über Logistik- und Payment-Services bis hin zu Manpower und mehr.

Aber um zur Ausgangsfrage zurückzukommen; nein, Amazon hat uns nicht verändert. Wir haben uns verändert.

Und Amazon ist nicht so erfolgreich, weil Jeff Bezos das will, sondern weil die Kunden das so wollen und Amazon uns diese Services bringt.

USD 1 Milliarde Umsatz am Jubiläumstag

Bereits am 15. Juli hat Amazon sein 20-jähriges Jubiläum online mit dem sog. Prime-Day gefeiert und damit erstmals in der Unternehmensgeschichte über eine Milliarde Dollar Umsatz an einem Tag – ja richtig, innert 24 Stunden – erzielt.

So viel also, wie ganz wenig andere Onlineshops gerademal in einem ganzen Jahr schaffen.

Fakten-Check

Im eingangs erwähnten Beitrag von Spiegel Online werden am Schluss des Artikels 5 Fakten gecheckt. Zu nachfolgenden 5 gängigen Vorurteilen wird argumentiert und gegenargumentiert und ein Fazit gezogen (durchaus lesenswert):

  1. Amazon missbraucht seine Marktmacht
  2. Steuervermeidung
  3. Ausbeutung
  4. Amazon zerstört den traditionellen Buchhandel
  5. Amazon manipuliert seine Kunden

Demnach ist Amazon nicht böse (oder nicht böser als andere Konzerne), sondern vielfach einfach nur cleverer und vor allem kunden fokussierter. Und gerade diese absolute Kundenkonzentration hat wieder Hochkonjunktur und ist im Detailhandel wie auch im Dienstleistungssektor schon lange verloren gegangen.

Die Anfänge

Und wie in den Filmaufnahmen unten ging es ca. 1997 bei Amazon zu und her; eines der ganz raren Videos aus den früheren Zeiten.

Wer wissen will, wie es bei Amazon heutzutage zu und her geht, dem sei unser Artikel „So funktioniert die Amazon Logistik“ empfohlen.

[youtube width=“600″ height=“400″]https://www.youtube.com/watch?v=G-Y7j5Jdnhk[/youtube]

*) Zitat von Jeff Bezos: Work hard. Have fun. Make history



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Thomas Lang, Betriebsökonom und Wirtschaftsinformatiker, unterstützte Unternehmen bei der Strategieentwicklung von digitalen Vertriebsmodellen, beim Aufbau von digitalen Geschäftsmodellen, bei Expertisen rund um Onlinehandel und der operativen Umsetzung im Bereich Organisation, Prozesse, Innovation, Change-Management und Unternehmenskultur. Er ist Gründer der Carpathia AG, der unabhängigen und neutralen Unternehmensberatung für Digital-Business, E-Commerce und Digitale Transformation im Handel. Zudem ist er Autor von zahlreichen Fachartikeln und -studien, Dozent für Online-Vertriebsmodelle an verschiedenen Hochschulen sowie gefragter Keynote-Speaker zu E-Commerce und Digital Transformation im Handel. Er ist Initiator und Organisator der Connect - Digital Commerce Conference sowie des Digital Commerce Awards. Der von ihm gegründete Carpathia Digital-Business-Blog (https://blog.carpathia.ch) zählt im deutsch-sprachigen Raum zu den wichtigsten unabhängigen Publikationen im Digitalen Handel. Medien bezeichnen ihn als digitalen Vordenker, zitieren und interviewen ihn regelmässig . Am Mittwoch 17. November hat Thomas Lang für immer die Augen geschlossen.

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