Verweisend auf den gestrigen Beitrag, was wohl der Schlüsselfaktor für den Erfolg von Mobile-Payment sein könnte (Ist «Access» der Schlüssel zum Erfolg für «Payment»?), nachfolgend ein Einordnungsversuch der Begriffe.
Denn immer wieder kommt dieselbe Fragestellung von verschiedenen Interessengruppen und Journalisten oder man sucht nach gemeinsamen Antworten. Nicht zuletzt die gestern erwähnte PwC Studie Totalretail vermischt die beiden Begriffe rsp. versucht, gemeinsame Schlüsse zu ziehen, was schwierig bis unmöglich ist.
Obwohl die Begriffe ähnlich sind, haben sie wenig bis gar nichts miteinander (direkt) zu tun. Einzige Gemeinsamkeit scheint, dass beide mobile Devices nutzen. Nachfolgende Grafik versucht, diese und weitere Begriffe zu sortieren:
Mobile-Commerce ist ein Konzept und mehr
Doch mal der Reihe nach; wo ist denn der Mobile-Commerce einzuordnen?
- Detailhandel: Der gesamte Handel mit Waren ggü. Endverbrauchern wird in der Schweiz Detailhandel genannt und beträgt laut GfK 2014 rund CHF 96 Milliarden. In Deutschland wird der Begriff Einzelhandel verwendet.
- Versandhandel: Der Anteil des Warenhandels, der über die Distanz geht und nicht zB in stationären Verkaufsflächen stattfindet, wird Versandhandel genannt (DE: Distanzhandel). In der Schweiz belief sich das Versandhandelsvolumen 2014 über CHF 6.7 Milliarden und inkludiert neben den elektronischen Verkäufen auch noch Katalog- und Telefonverkäufe.
- Onlinehandel: Der sog. E-Commerce ist der elektronische Anteil am Versandhandel. 2014 wurden über B2C Online- und Mobile-Shops über CHF 5.9 Milliarden an Waren (keine Services wie Tickets etc.) umgesetzt.
- Mobile-Commerce: Dieser Begriff fasst den Anteil zusammen, der vom Onlinehandel auf mobile Endgeräte entfällt. Die Anteile sind stark steigend und Mobile-Commerce entwickelt sich immer mehr zu einem eigentlichen neuen Einkaufsverständnis und Adaption des heutigen Einkaufsverhaltens. Es gilt aber klar nach Endgeräten zu differenzieren, da nicht nur die Nutzungszenarien sondern auch die Konzepte komplett unterschiedlich sind:
- Smartphones: Inspiration; sehr häufige jedoch kürzere Nutzung; sehr zielgerichtet für schnellen Informationsabruf; ideal zur Nutzung von Device-Features wie Geo-Location, Kamera, Bewegungs-Sensor etc. und wird oft als Brücke zwischen Online und Stationär bezeichnet.
- Tablets: Sehr emotionale und visuelle Nutzerführung; eher längere Nutzungszenarien die in der Regel in sitzender oder liegender Stellung erfolgen; fast ausschliesslich im WLAN betrieben.
- Wearables: Noch sehr junge Generation von mobilen Endgeräten die sich bzgl. Commerce erst noch beweisen müssen.
Nicht abgedeckt in dieser Auslegeordnung sind alle Umsätze mit Services wie Tickets, Hotels, elektronische Güter (Downloads) oder Dienstleistungen. Hier spielt Mobile noch eine wichtigere Rolle im Vertrieb.
Mobile-Payment ist eine Funktion
Das Zahlen über mobile Endgeräte, primär Smartphones, ist ein gänzlich anderes Konzept und kann über sämtliche Handelsmodelle angewandt werden. Selbstverständlich sind Zahlungen in Mobile-Commerce Anwendungen möglich, aber alles andere als limitiert auf diese.
Vielmehr ist Mobile-Payment als Bargeld- und Zahlungsmittel-Ersatz wie Kredit-, Debit- oder Bonus-Karten zu sehen das überall angewandt werden wird, wo Zahlungstransaktionen nötig werden. Dies kann sowohl im stationären wie auch im Versandhandel der Fall sein.
Doch Mobile-Payment ist noch viel weiter zu denken. Von B2B-Anwendungen (dort wohl eher der spontan Kauf für die kurzfristige Beschaffung) bis hin zu C2C-Bedürfnissen für den schnellen Geldverkehr zwischen Privatpersonen.
Ich hoffe, diese Definitionen und Einordnungen schaffen Klarheit über die Begrifflichkeiten. Sie dürfen gerne geteilt und wiederverwendet werden unter Quellenangabe.