Google Tango: 3D-Technologie für den stationären Handel?

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Mit dem Projekt Tango bietet Google eine 3D-Technologie u.a. für die Indoor Navigation an. Bisher war diese nur in den USA verfügbar, wird nun aber auf weitere Länder inkl. der Schweiz ausgeweitet.

Im Vergleich zu anderen Technologien für die Indoor Navigation kommt Tango ganz ohne fest installierte Hardware aus. Dazu hat Google beträchtlichen Entwicklungs-Aufwand geleistet und mit diversen renomierten Partnern und Instituten inkl. der ETH Zürich zusammen gearbeitet.

Ganz grob funktioniert Tango wie folgt:

  1. Developer Kit organisieren
  2. Umgebung als 3D-Modell aufnehmen
  3. 3D-Modell in Applikationen verwenden

Erst mal braucht es ein Developer Kit. Dies ist ein Android-Gerät, das neben einer Kamera und einer Tiefenerkennung diverse weitere Sensoren enthält. Mit diesem Gerät wird die gewünschte Umgebung aufgezeichnet und dabei entsteht ein 3D-Modell der Umgebung. Statische und sich bewegend Objekte werden übrigens unterschieden.

In folgendem Video wird genauer erklärt, wie diese 3D-Modelleriung abläuft:

[youtube width=“600″ height=“400″]https://youtu.be/Qe10ExwzCqk[/youtube]

Dieses 3D-Modell kann nun in APPs und Applikationen genutzt werden. User können in der aufgezeichneten Umgebung die Smartphone-Kamera nutzen und anhand des 3D-Modells kann jederzeit die Position und Blickrichtung des Users ermittelt werden.

Daraus lassen sich beliebige Applikationen umsetzen!

Beispiele sind:

  • Indoor-Navigation
  • Outdoor-Navigation ohne GPS
  • Augmented Reality-Lösungen wie z.B. Wohnräume einrichten
  • Applikationen (Games, Tourismus, usw.) welche einen Teil der echten Welt in 3D verwenden wollen

Tango im Handel

Im stationären Handel sind echt coole Anwendungen denkbar, welche aus Kombinationen von Position/Navigation, Augmented Reality und Daten aus Drittsystemen (z.B. ERP/Warenwirtschaft) bestehen.

Wie bereits in einem früheren Blog-Beitrag beschrieben, ist nicht das Aufzeichnen des 3D-Modells die grosse Herausforderung, sondern die Erfassung und Pflege der Daten, die benötigt werden um Killer-Applikationen zu realisieren.

Ich als Konsument wünschte mir APP’s für folgende UseCases für stationäre Stores (die Killer-Applikationen sein könnten):

  • Vor dem Weinregal im Store möchte ich in einer APP gerne filtern können (nach Land, Region, Traubensorte, Jahrgang, Preis, usw.) und per Augmented Reality angezeigt bekommen, welche Weine im vor mir stehenden Regal auf meine Filterkriterien zutreffen.
  • Im Baumarkt möchte ich nicht ewig einen Mitarbeiter suchen müssen um ihn zu fragen, wo ich einen bestimmten Artikel finde, sondern ich möchte in der APP suchen und mich zum Artikel navigieren lassen können.
  • Meine Einkaufsliste für Lebensmittel möchte ich in einer APP zusammenstellen können, welche mich dann so durch den Store navigiert, dass ich keine unnötigen Umwege mache und trotzdem die gekühlten und tiefgefrorene Artikel zum Schluss kommen.

Eine Vorstellung wie so etwas funktionieren könnte zeigt das folgende Video:

[youtube width=“600″ height=“400″]https://www.youtube.com/watch?v=MN46r-IZk8o[/youtube]

Für alle diese Applikationen braucht es jedoch Daten, die heute nicht vorhanden sind. Pro Artikel müssten neben umfangreichen Attributen folgende Realtime-Daten zur Vefügung stehen: In welchem Store an welchen Positionen welche Mengen aktuell vorhanden sind.

Da diese Daten nicht heute und morgen verfügbar sein werden, darf man davon ausgehen, dass Tango erst einmal nicht durch Anwendungen aus dem Handel Verbreitung finden wird.

Ich wage eine Prognose, welche Arten von Anwendungen zuerst mit Google Tango umgestzt werden:

  • Shopping-Center: Indoor-Navigation um bestimmte Läden und Produkt-Kategorien zu finden.
  • Grosse Bahnhöfe/Hotels/Spitäler: Indoor-Navigation um Gleise, Zimmer, Treffpunkt, Ticketschalter, Sauna, usw. zu finden.
  • Museen/Tourismus: Indoor-Navigation und Augmented Reality für Erklärungen zu Objekten

Fazit

Ist Google Tango nun etwas für den Handel?

Die Antwort lautet: Definitif JA!

Aber ohne die notwendigen Daten läuft nichts. Je nach Komplexität kann der Aufwand dafür enorm sein.

Wie so oft muss sorgfältig abgeschätzt werden, wo sich eine wirklich sinnvolle Anwendung mit dem grössten Kundennutzen und kalkulierbarem Aufwand umsetzen lässt.



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