E-Commerce beschert der Schweiz Rekord-Exporte – oder so ähnlich

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Der inländische Handel stagniert und mit Ausnahme von ein paar Nischen-Anbietern sind die Schweizer Schuh- und Kleider-Hersteller nur noch ein Schatten ihrer selbst. Kommt hinzu, dass unter dem starken Franken die Exporte leiden mangels Konkurrenzfähigkeit auf den internationalen Märkten.

Und doch nehmen die Exporte von Schuhen und Kleidern seit einigen Jahren explosionsartig zu.

Exporte von Schuhen und Kleidern seit 2011 explodiert

Alleine im ersten Halbjahr 2015 wurden ein Drittel mehr Schuhe als in der Vorjahres-Periode exportiert und der Rückgang der Kleider-Exporte schwächt sich seit 2011 ab rsp. erlebt einen Gegentrend.

Der Grund liegt jedoch nicht darin, dass die Schweizer Schuh- und Kleider-Hersteller eine Renaissance erleben würden, sondern es handelt sich um den sogenannten Zalando-Effekt. Das enorme Wachstum des deutschen E-Commerce Überfliegers (Umsatzplus von 31.5% im 1. Halbjahr, klar profitabel und Umsatzprognose 2015 angehoben) lässt sich gar in der Export-Statistik nachlesen.

Je mehr und je schneller Zalando wächst, umso mehr legen auch die Retouren und damit die „Exporte“ zu. Und die Schweizer Zollverwaltung rechnet die Retouren „aus Effizienzgründen“ den Exporten zu, wie die Handelszeitung schreibt:

Allein im vergangenen Jahr wurden Schuhe im Wert von 95 Millionen Franken zuerst importiert und dann wieder zurückgeschickt. Das sind fast 30 Prozent der Schuhexporte. 2010 hatte der Anteil der Retouren noch 17,3 Prozent betragen.

Über Sinn und Unsinn der Berechnungsmethode lässt sich nun vortrefflich streiten. Zalando hat aber in der Schweiz eine Grösse erreicht – wir rechnen mit einem Umsatz von nahezu CHF 400 Mio für 2015 – dass gar deren Retouren die Export-Statistik der Zollverwaltung nachhaltig beeinflussen.

Schweiz wertmässig grösstes Kaffee-Export Land der Welt

Bekanntlich sind wir ja Vize-Weltmeister im Online-Einkaufen von Lebensmitteln – doch wer hätte gedacht, dass die kleine Schweiz am meisten gerösteten Kaffee exportiert, weltweit. Zwar nicht nach Volumen, aber wertmässig in US-Dollar.

Hintergrund auch hier eine E-Commerce Erfolgsgeschichte, Nespresso. Durch das Kapsel-System schafft es die Nestlé Tochter, wenige Gramm Kaffee zu etwa CHF 0.50 zu verkaufen. Das ergibt einen Pfund-Preis von ca. USD 50.- was den Durchschnittspreis für Kaffee-Exporte aus der Schweiz 2013 auf USD 18.75 das Pfund anhob, während sich der Durchschnittspreis in anderen Ländern auf USD 4.- beläuft wie Quartz nachgerechnet hat.

Switzerland was only the fifth largest exporter of roasted coffee by volume in 2013. Yet, due to Swiss beans’ high price, it was the top exporter by value.

Export-Volumen und -Werte von geröstetem Kaffee 2013 - Quelle: QUARTZ qz.com
Export-Volumen und -Werte von geröstetem Kaffee 2013 – Quelle: QUARTZ qz.com


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Thomas Lang, Betriebsökonom und Wirtschaftsinformatiker, unterstützte Unternehmen bei der Strategieentwicklung von digitalen Vertriebsmodellen, beim Aufbau von digitalen Geschäftsmodellen, bei Expertisen rund um Onlinehandel und der operativen Umsetzung im Bereich Organisation, Prozesse, Innovation, Change-Management und Unternehmenskultur. Er ist Gründer der Carpathia AG, der unabhängigen und neutralen Unternehmensberatung für Digital-Business, E-Commerce und Digitale Transformation im Handel. Zudem ist er Autor von zahlreichen Fachartikeln und -studien, Dozent für Online-Vertriebsmodelle an verschiedenen Hochschulen sowie gefragter Keynote-Speaker zu E-Commerce und Digital Transformation im Handel. Er ist Initiator und Organisator der Connect - Digital Commerce Conference sowie des Digital Commerce Awards. Der von ihm gegründete Carpathia Digital-Business-Blog (https://blog.carpathia.ch) zählt im deutsch-sprachigen Raum zu den wichtigsten unabhängigen Publikationen im Digitalen Handel. Medien bezeichnen ihn als digitalen Vordenker, zitieren und interviewen ihn regelmässig . Am Mittwoch 17. November hat Thomas Lang für immer die Augen geschlossen.

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