Seit Jahren ist er erwartet worden, der Start des Onlineshops des schwedischen Moderiesen H&M. Heute war es soweit, und H&M hat seinen Onlineshop in der Schweiz gestartet oder vielmehr, hat den Warenkorb-Knopf und den Checkout-Prozess im bisherigen bunten Onlinekatalog aktiviert.
Denn vielmehr als ein unübersichtlicher Katalog mit Warenkorb-Funktion ist der neue Onlineshops in der Schweiz bedauerlicherweise nicht.
Vergeblich sucht man heutige E-Commerce Best-Practices wie Inspiration, Beratungs-Kompetenz, intelligente Filter und vieles mehr. Und a-propos Suchen – wo ist eigentlich das zentrale Element eines jeden Onlineshops die Suche geblieben?
Als Promotion für den Onlinestart in der Schweiz bietet H&M kostenlose Lieferung bis Anfangs November an. Etwas, was heute zum Standard gehört und man sich kaum noch differenzieren kann. Und auch rudimentäre Cross-Channel Elemente sucht man vergebens wie zB. Verfügbarkeiten der Artikel in den Filialen.
Eine Gastbestellung wird ebenfalls vermisst wie adäquate Zahlungsmittel. Aktuell werden ausschliesslich Master- und Visa-Kreditkarten akzeptiert. Und nur schon rein bzgl. der rechtlichen Anforderungen an einen (Schweizer) Onlineshop würde ich das eine oder andere Fragezeichen machen mit meinen bescheidenen juristischen Kenntnissen.
Stationäre Angst vor dem E-Commerce
Der neue Onlineshop der Schweden ist geradezu ein Vorzeigebeispiel wie man noch heute als Stationärer pure Angst vor dem E-Commerce hat. Er zeugt von einem, „wir sollten nun ja auch“. Von „Wollen“ keine Spur. Die Strategie des neuen Shops kann in der aktuellen Umsetzung keinesfalls die sein, Online auch nur annähernd einen signifikanten Umsatz erzielen zu wollen.
Vielmehr zeigt er, wie Online nach wie vor als Bedrohung wahrgenommen wird. Als Bedrohung der stationären Flächen. Anders kann dieser lahme Wurf nicht interpretiert werden. H&M scheint in der Schweiz Online da angekommen zu sein, wo Händler wie Schild, Vögele, PKZ etc. vor etwa 3-5 Jahren waren. Ob dies die H&M Kundschaft ansprechen wird?
Muss Zalando zittern?
Und denn wenn auch der Blick frohlockte beim Start von H&M mit „muss Zalando zittern„, so kann man da nur mit einem müden aber entspannten Lächeln ein Nein erwidern. Zalando spielt online schon seit Längerem in einer ganz anderen Liga als die stationären Modehändler und dürfte 2015 die CHF 400 Mio Umsatzmarke in der Schweiz anpeilen. Zudem hat man ein völlig neues Verständnis von Mobile Shopping entwickelt und experimentiert gerade mit verschiedenen neuen Geschäftsmodellen und -mechaniken.
Wer muss nun vor H&M online zittern?
Wer vor H&M online in der Schweiz zittert, scheint ohnehin nur noch eine äusserst beschränkte Lebenserwartung zu haben. Was der schwedische Konzern da an den Start gebracht hat, ist doch aus Sicht E-Commerce eher enttäuschend und kann von den meisten Schweizer Onlineshops mühelos pariert werden, auch wenn diese weiterhin ihre Bonsai-Strategien verfolgen.
Wetten, dass dieser Onlineshop in drei Jahren nicht mehr existiert?
Stichprobenweise die Preise CH/DE verglichen: Mit unter Preiskalkulation von 1.60+
…damit ist sicherlich kein Durchbruch zu erwarten.