Leader vs. Manager – digitale Transformation geht nicht ohne kulturelle Transformation

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Leader_vs_ManagerDer Weg vom Erkennen bis zum Nutzen der sich von der digitalisierenden Welt gebotenen Chancen und Möglichkeiten führt häufig über Umwege. Kann schlussendlich aber nur zusammen mit willigen Mitarbeitern und Managern als Leader gegangen werden. Manager und Bereichsverantwortliche nehmen, geprägt durch das Tagesgeschäft, dabei leider nicht selten eine verharrende, „trotzende“ Haltung ein – diese gilt es zu lösen.

In den aktuellen Prozessen und Methoden verharrende Manager sind nicht grundsätzlich ignorant oder „antitransformativ“. Sie sind nur viel zu stark auf die Erledigung des bis anhin teils mehr, teils weniger effizienten Tagesgeschäfts fokussiert. Sie „führen“ ihre Verrichtungsorgane – in diesem Kontext eine durchaus bewusste Wortwahl – dogmatisch und Resultate orientiert. Handeln dadurch aber kurzfristig und oft nur reaktiv. Ihre Gegenwartsorientierung und ihr Streben nach Sicherheit und Stabilität verhindert ein Reflektieren und Hinterfragen der aktuellen, eigenen Methoden und Prozessen – Innensicht – und vielleicht noch viel schlimmer, ein kontinuierliches analysieren der sich ständig und gefühlt immer schneller verändernden Kundenbedürfnisse und der Strategien neuer, disruptiver Mitbewerber – Aussensicht.

„Es trifft fast immer die Etablierten, die von den Neuankömmlingen, den Start-Ups, verdrängt werden. Viele bemühen dabei das Bild der grossen Armee, die von Terroristen attackiert wird. Deren Wirkung besteht im Überraschungseffekt, also der Mischung aus Geschwindigkeit und Entschlusskraft. Man merkt erst, dass sie da sind, wenn es zu spät ist.“  Quelle: Wolf Lotter: brandeins 12/15 – Richtgeschwindigkeit, S. 49.

Wenn eine Unternehmung von der Disruption vollständig verdrängt wird, dann handelt es sich in den seltensten Fällen um einen „terroristischen Akt“, sondern geradezu um eine systematische Ignoranz.

„Die Meisten Opfer der Disruption haben das, was eintrat, in Zeitlupe auf sich zukommen sehen. Nicht das hohe Tempo der Veränderung, eher schon die Allmählichkeit birgt die Gefahr. Aber das kann man schwer zugeben. Wo etwas schnell und überraschend zuschlägt, scheint das Schicksal seine Finger im Spiel zu haben. Damit sind die Schnarchnasen aus dem Schneider.“ Quelle: Wolf Lotter: brandeins 12/15 – Richtgeschwindigkeit, S. 50.

Deshalb mein Appell an die geschätzten Verwaltungsräte und Unternehmer. Auch wenn Sie Ihre digitale Vision mit noch so viel Herzblut erarbeitet und mit noch mehr Emotionen Ihren Managern vermittelt haben, müssen Sie leider davon ausgehen, dass eben genau diese, ich nenne Sie mal “ die einfachen Takt-Trommler“, die Umsetzung behindern, gar blockieren werden.

Sie haben nun zwei Möglichkeiten – Untergehen ist keine. Erstens: Sie werfen die einfachen Takt-Trommler von Bord und suchen sich echte Leader die etwas von Windkraft, aber vielleicht ad hoc nicht so viel von ihrem Boot, verstehen. Oder zweitens: Schaffen Sie ein Umfeld mit innovativen Handlungsspielräumen und einer Fehlerkultur in welchem sich Manager zu Leader und Verrichtungsorgane zu selbstverantwortlichen, lernwilligen Mitarbeiter weiterentwickeln können – Wer dann immer noch mit Pferde-Scheuklappen wild vor sich hin trommelt oder in eine anderen Richtung rudert als der Wind gedreht hat, sollte tatsächlich von Bord.

Rudern

Mit diesem kulturellen Wandel – und das ist ganz bestimmt eine sehr, sehr grosse Aufgabe welche bei Ihnen persönlich anfängt – schaffen Sie die optimale Grundlage für eine Balance zwischen Tages- und Zukunftsgeschäft. Hauptziel bleibt die Profitabilität und Rentabilitätt ihrer Unternehmung langfristig zu sichern und sich und das Unternehmen nicht lediglich des Transformierens Willen zu transformieren! Die technologischen Möglichkeiten der Digitalisierung sollen deshalb immer „nur“ Enabler sein und dürfen bei der Transformation nie die führende Rolle im Entscheidungsprozess übernehmen. Es ist ein Pool voller Möglichkeiten bei deren Umsetzung man sich leider auch auf kein Patentrezept oder gar eine Garantie auf Erfolg verlassen kann. Try and Error sind Wohl oder Übel Wegbegleiter, welche einerseits nicht zu vermeiden sind und andererseits aber auch, sofern es im geschützten Rahmen geschieht, als gesunder Entwicklungsschritt sogar erwünscht und wichtig sind.

Warten Sie nicht und packen Sie es an – indem sie den Nutzen einer Chance höher werten als einen möglichen Schaden der durch einen Misserfolg aber auch durch das Nichtfällen einer Entscheidung entstehen kann – ROI mal anders als Risk Of Ignorance 😉

Seien Sie entspannt und lassen Sie ihre Leader getrost auch mal scheitern – aber wenn, dann bitte schnell und günstig um die Lehren daraus zu ziehen und langfristig Nutzen zu erhalten. In dem Sinne ein Hoch auf die kulturelle Transformation zur gepflegten Fehlerkultur mit kreativem und innovativen Ausprobieren im geschützten Rahmen. Ihre Mitarbeiter und „last“ aber definitiv „not least“ ihre Kunden, werden es Ihnen danken.

Apropos „Digitale Disruption versus digitale Transformation – die Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit“: Freue mich jetzt schon auf die Keynote an der E-Commerce Award 2016 Preisverleihung von Professor Dr. Gerrit Heinemann.



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