Seit heute sind die offiziellen Schweizer Zahlen zum E-Commerce für das vergangene Jahr verfügbar. Wie jedes Jahr erhoben vom VSV Verband Schweizer Versandhändler zusammen mit der GfK Schweiz in Zusammenarbeit mit der Post. Es handelt sich hierbei um eine Händlerbefragung. Alle Zahlen entsprechen B2C und C2C Warenumsätzen in Schweizer Franken, netto ohne MwSt und um Retouren bereinigt (keine Services wie Reisen, Tickets etc.).
Der gesamte Versandhandel setzte 2015 CHF 7.45 Milliarden um. Davon entfallen noch 750 Mio. auf den klassischen Versandhandel (Katalog), 250 Mio. auf Online-Bestellungen von Schweizern bei ausländischen Shops, welche an grenznahe Abholstationen geliefert wurden.
Und für CHF 6.45 Milliarden haben die Schweizer Waren online bestellt. Davon 1.1 Milliarden bei ausländischen Onlineshops, 800 Mio bei Schweizer Auktionshäusern und Marktplätzen und den Rest von 4.55 Milliarden bei Schweizer Onlineshops.
Damit konnte der E-Commerce im vergangenen erneut um 8.5% zulegen. Berücksichtigt man zudem, dass das Preisniveau im gleichen Zeitraum über alle Sortimente hinweg betrachtet um 6% gesunken ist, haben die Onlineplattformen auf Transaktionsebene noch stärker zulegen können.
Elektronik und Mode: beides wächst, jedoch unterschiedlich
Vor allem die Anbieter von Computer-, Unterhalts- und Haushaltselektronik konnten laut der aktuellen Statistik markant zulegen. Die Preiskorrekturen aufgrund der Frankenstärke waren weniger markant als in anderen Bereichen. Der Online-Anteil der Heimelektronik beträgt mittlerweile satte 26%.
Ebenfalls zulegen konnte der Mode-Bereich, der jedoch deutlich stärker von der Preiserosion aufgrund des starken Frankens betroffen war. Der Online-Anteil bei Fashion beträgt aktuell in der Schweiz 15%.
Interessant ist die Tatsache, dass die beiden Leader-Sortimente Elektronik und Mode diametral in inländischer rsp. ausländischer Hand sind. Das ergibt folgendes Bild, wenn man jeweils die Mutterhäuser der Onlinehändler berücksichtigt.
Der Markt für Elektronik ist in der Schweiz nach wie vor geschützt aus guten Gründen. Zum einen ist das Preisniveau allg. bereits sehr tief. Zum anderen sorgen technische Eigenheiten wie länderspezifische Tastaturen und Stecker für einen gewissen Schutz. Mehr zu den Spezialitäten des Schweizer Onlinehandels auch im Podcast von ExctingCommerce mit unserem Malte Polzin als Gast.
Dammbruch: Onlineanteil Non-Food auf 14% overall angewachsen
Vor allem im Vergleich mit unseren Nachbarländern muss zwischen Food und Non-Food unterschieden werden, will man die Onlineanteile am Gesamtmarkt erheben. Dies, weil in der Schweiz Food rund 50% am gesamten Detailhandel ausmacht. In DE und AT sind es lediglich rund ein Drittel aufgrund des tieferen Preisniveaus.
Während sich der Online-Anteil bei Food (Lebensmittel, Wein etc. inkl. Nespresso) auf 1.8% steigern konnte, werden bereits 14% aller Käufe im Non-Food Bereich online getätigt. Die Studienverfasser gehen davon aus, dass spätestens 2019 20 % der Non Food Einkäufe online erfolgen.
Anteil von über 10-12% gelten oft als Tipping-Point. Sind diese einmal überschritten, beschleunigt sich das Wachstum. Insofern könnte (auch) in der Schweiz ein Dammbruch bevorstehen, bei dem noch verstärkter Umsätze in den Onlinekanal fliessen. Die jüngsten Entwicklungen im Bereich Mode wo zahlreiche Händler schliessen mussten, untermauern diese Tendenz.
Stationär verliert – Onlinehandel wächst
Seit Jahren stagniert der gesamte Detailhandel in der Schweiz. Dieser kam im vergangenen Jahr noch auf CHF 95.4 Milliarden und ist damit auf das Niveau von 2008 gesunken. Ursache dafür auch, da die Preise seit 2008 mit einzelnen Ausnahmen tendenziell eher tiefer liegen. Zudem trägt der stationäre Einkauf im benachbarten Ausland das Seine bei.
Betrachtet man das Wachstum des stationären und des Online-Handels in den vergangenen 6 Jahren so zeigen die Zahlen des BAK Basel, dass der Grossteil des Verlustes des stationären Handels im Wachstum des E-Commerce zu finden ist.
Weitere wichtige Studien-Ergebnisse
Verwendete Zahlungsmittel bei den teilnehmenden VSV-Mitgliedern (ausschliesslich Warenverkehr – Vorjahr in Klammern)
- Rechnung dominiert weiter die Bezahlverfahren mit 81% (84%)
- Kreditkarte konnte leicht zulegen auf 13% (12%)
- Debitkarte verdoppelte sich auf tiefem Niveau mit 2% (1%)
- Vorauskasse / Nachnahme leicht angezogen mit 4% (3%)
Retouren Quoten nahezu unverändert ggü dem Vorjahr
- Mode/Schuhe 45% (44.8%)
- Universalversender 23% (23%)
- Wohnen 6.1% (6%)
- Medien 4% (3.8%)
- Multimedia 2.4% (2.6%)
- Übrige 11.1% (10.4%)
E-Commerce Connect Konferenz mit Milliarden-Panel
Am 11. Mai 2016 führen wir zum dritten mal die E-Commerce Connect Konferenz durch, wiederum im Kaufleuten Zürich. Mit dabei über 20 erstklassige Speaker die direkten Knowhow-Transfer vom Händler zum Händler ermöglichen.
Die Konferenz richtet sich an alle, die sich mit digitalen Handelsmodellen auseinandersetzen; für Händler, Hersteller und Brands – für Pureplayer, Omni-Channel-Händler und Marktplätze – für C2C, B2C und B2B. Insgesamt repräsentieren die Speaker über 3 Milliarden Franken Onlineumsatz.
Tickets sind jetzt im Vorverkauf erhältlich. Noch sind wenige vergünstigte Early-Bird Händler Tickets verfügbar.
[…] Ebenfalls auf der Konferenz wurden die aktuellen Zahlen zum Schweizer E-Commerce von VSV/GfK vorgestellt, welche wir bereits separat interpretiert haben (Schweizer E-Commerce legt auch 2015 deutlich zu – steht der Dammbruch bevor?) […]
[…] offiziellen Zahlen zum Schweizer E-Commerce publiziert worden und wir haben uns gefragt, ob nun der Dammbruch bevorsteht. Der Onlineanteil im Bereich Non-Food beläuft sich auf 14% und soll innert weniger als 5 Jahren […]
Interessante Beiträge. Besten Dank.