Die Entwicklungen im Online-Fashion Bereich könnten aktuell nicht unterschiedlicher sein. Man fühlt sich gerade an die letztjährige Meldung „Companys in Konkurs während Zalando ein neues Logistikzentrum ennet der Grenze errichtet“ erinnert.
Nach dem Verkauf der Swiss Online Shopping AG (Fashionfriends und Stromberg) durch Tamedia an die Münchner Schustermann & Borenstein (u.a. BestSecrets) droht nun eine Massenentlassung.
Erwartungsgemäss ist der neue Eigentümer vor allem an den Kundendaten interessiert und wird wohl den teuren Logistikstandort Langenthal auf Dauer nicht betreiben wollen oder können.
„Definitiv entschieden ist noch nichts. Im schlimmsten Fall könnten aber 68 der rund 99 Mitarbeitenden in Langenthal BE den Job verlieren.“ gem. Handelszeitung
Zalando forciert Integrated Commerce
Ganz anders Zalando, wo man unermüdlich die Strategie umsetzt, für die Fashion-Branche zur ultimativen Plattform zu werden. Im Eco-Talk von Anfangs Woche (Rückzugsgefechte im Detailhandel) gab es ein erstes Müsterchen; während Globus auf den Durchbruch von QR-Codes am POS hofft, entwickelt sich Zalando zum Backbone des Modehandels.
Bereits letzten Herbst hat Zalando angekündigt, den stationären Handel anzubinden, um noch schneller die Ware zum Kunden zu bringen.
Dabei ist es nebensächlich, ob das Produkt aus einem eigenen Logistik-Center oder direkt aus dem Gestell eines lokalen Händlers kommt.
Hauptsache schnell – Hauptsache via Zalando. (Zalando will innert 30 Minuten liefern – Mithilfe des stationären Handels).
Onboarding stationärer Händler und Hersteller
Im März hat Zalando als Pilot den ersten Modehändler in Berlin angebunden. Parallel dazu wird seit Monaten an der Plattform für Hersteller und Brands entwickelt, damit diese ebenfalls direkt – am stationären Handel vorbei – online verkaufen können über die bewährte Service-Schiene.
Nun ist mit Adidas der erste Hersteller auf Zalandos Plattform präsent und verspricht sich davon, noch schneller seine aktuellste Kollektion zu den Kunden bringen zu können, wie Adidas zitiert wird.
„Das Pilotprojekt mit Zalando ist ein weiterer, wichtiger Meilenstein in der Digitalisierung der adidas Gruppe. Wir wollen unseren Kunden, unabhängig von Ort und Zeit, das beste Markenerlebnis bieten. Sie wollen das aktuellste und neueste Produkt – und zwar sofort. Wir können diesem Wunsch gerecht werden, indem wir ihnen die Produkte direkt aus unseren Geschäften liefern.“
Mobile = Sofort
Den Kundenwunsch unmittelbar zu erfüllen steht im Zentrum. Und unmittelbar heisst mobil.
Zalandos App ZipCart („die schnellste Fashion App der Stadt“) ist denn auch Dreh- und Angelpunkt des Pilots. Innert 2 Stunden soll die Ware beim Kunden sein, wenn dieser das wünscht, so das Lieferversprechen. Im Hintergrund wird entschieden, ob es aus dem nächsten stationären Laden oder aus einem eigenen Logistikzenter kommt.
Den Kunden braucht es nicht zu kümmern. Er und sein Wunsch stehen im Mittelpunkt. Der Rest „funktioniert einfach“ in dessen Wahrnehmung. Dass sich damit Zalando strategisch zum unverzichtbaren Player im europaweiten Fashion-Handel macht, scheint den wenigsten heute bewusst zu sein.