Wie Möbelmarkt Online berichtet, wird Miele ab November in Deutschland direkt verkaufen und auch in der Schweiz soll das Online-Sortiment ausgebaut werden.
Damit reiht sich Miele ein in eine immer grösser werdende Gruppe von Herstellern, die am Handel vorbei direkt verkaufen. Hierzu hatten wir auf der E-Commerce Connect ein hochkarätiges Panel – der Video-Mitschnitt findet sich im Beitrag Markenhersteller sind häufig noch immer auf der Suche nach dem richtigen Schlüssel ins Internet (oder direkt bei YouTube)
Der Fachhandel soll gem. Miele eingebunden werden bzgl. Auslieferung und Installation, was gerade bei Weisswaren und Grossgeräten nachvollziehbar ist. Hier haben diverse Online-Pureplayer wie NettoShop oder Brack (Profis und Private zur Nachbarschaftshilfe 2.0 kombinieren) bereits Lösungen mit eigenen Netzwerken aufgebaut. Und diese dürften auch mit den Installations-Services preislich attraktiver bleiben als dieses Herstellerangebot.
Die Onliner sind es ja heute bereits wie ein kleiner Preisvergleich mit einem Saugroboter zeigt, den Miele heute schon online direkt verkauft (knapp 40% über dem Preisniveau der Onlinehändler!).
Miele Vertriebs-Chef Frank Jüttner wird im Artikel wie folgt zu diesem Entscheid zitiert:
„Unseren Erhebungen zufolge ist die Hersteller-Website für Endkunden eine wichtige Informationsquelle. Immer mehr von ihnen wollen online kaufen und sechs von zehn potenziellen Miele-Kunden erwarten entsprechende Bestellmöglichkeiten auch auf unserer Homepage. (…)
Den Vertriebspartnern wird angeboten, die zuvor bei Miele bestellten Geräte an den Endkunden auszuliefern, dort zu installieren und gegebenenfalls das alte Gerät zu entsorgen.“
Artenschutz von Miele oder warum der Plan von Miele kaum aufgehen wird
Laut Jüttner wird Miele online mit dem Listenpreis (UVP) anbieten und damit wohl gegen die Pureplayer wenig Argumente haben, denn die haben die Herausforderung Lieferung und Installation bereits gelöst.
Übernehmen bei Bestellungen direkt bei Miele die Fachhändler Lieferung und Installation, sollen sie hierfür eine Service-Provision erhalten. Dies ist nachvollziehbar.
Nicht nachvollziehbar ist, dass die Fachhändler auch eine „am Gerätepreis orientierte Marge“ erhalten sollen, obwohl sie weder für den Verkauf noch für etwelche Marketing-Aktivitäten verantwortlich sind. Und hier offenbart sich die Denke von Miele, es sich mit dem Fachhandel nicht verscherzen zu wollen. Oder anders gesagt, Miele betreibt hier Artenschutz.
Dem Endkunden wird kaum eine Motivation geboten, direkt bei Miele einzukaufen. Es wird kein Mehrwert geboten – nur ein Mehrpreis. Und bekanntlich wimmelt es gerade im Bereich der Weiss- und Grosswaren nur so von Mondpreisen.
Miele zeigt exemplarisch, wie Hersteller weiterhin orientierungslos im Dilemma Kundenwunsch vs. Abhängigkeit vom Fachhandel wirken.
Wer gleichzeitig den Fachhandel schont und die Endkunden verwöhnen will, wird am Schluss Beides verlieren.