Die digitale Veredelung physischer Produkte (Teil 1/2)

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Der Begriff Digitale Transformation ist omnipräsent.

Während wir hier in diesem Blog meist Themen rund um die Digitalisierung des Handels und Verkaufs (E-Commerce) diskutieren, möchte ich zur Abwechslung die Digitalisierung von Produkten ansprechen.

Dabei sind nicht Digitale Güter wie z.B. eBooks gemeint und auch nicht die Digitalisierung der Produktion.

Ich spreche von der digitalen Veredelung eines physischen Produkts. Ein solches Produkt wird Digitalisiertes Produkt oder auch Smart Object oder Connected Object genannt.

Beispiele von digitalisieren Produkten

Bei einigen Alltags-Produkten ist die Digitalisierung weit fortgeschritten. Ich denke da z.B. an Mobiltelefone, Digitalkameras, Autos und Smart-Watches. Aber bei der Mehrheit der Produkte ist die Digitalisierung noch kein Thema.

Aus diversen Bereichen hört man aber auch viel und es passiert noch wenig – zumindest hierzulande. Als Beispiel sei der Bereich Home Automation bzw. Smart Home erwähnt. Um in diesen Markt einzusteigen hat sich beispielsweise Google als branchenfremder Player im Jahr 2014 die Firma Nest für mehr als 3 Mrd USD erworben. Man darf gespannt sein…

Nachfolgend einige Beispiele von Produkten, an die man im Rahmen einer Digitialisierung nicht zuerst gedacht hätte:

Digitale Chopsticks (Essstäbchen)

Beispiel eines solchen Smart Object ist das Produkt Baidu Kuaisou – digitale Chopsticks. Sie wurden als 1. April-Scherz angekündigt und dann aufgrund des enormen Interesses der chinesischen Bevölkerung vom Gründer von Baidu lanciert (Baidu ist Chinas Google-Pendant).

Diese Chopsticks können u.A. die Öl-Qualität feststellen, mit der das Essen bereitet wurde und so den Nutzer warnen, wenn etwas nicht ok sein sollte.

Digitaler Kinderwagen

Die Firma Smartbe entwicklet einen Kinderwagen speziell für Jogger.

Dieser Kinderwagen fährt selbstständig mit dem Jogger mit, wärmt die Milchflaschen, spielt dem Baby Musik ab und enthält diverse Sicherheits-Elemente.

Digitalisierter Pferdesattel-Gurt

Die Firma SEAVER entwickelt einen digitalisieren Brustgurt für Pferdesättel, der die Bewegungen des Pferdes detailliert aufzeichnet und z.B. Rückschlüsse auf die Gesundheit des Pferdes zulässt.

https://www.youtube.com/watch?v=W0UTTdHuM0w#t=0m7s

Diese Art der digitalen Veredelung von Produkten finde ich faszinierend und sie steht erst am Anfang! Spannende Zeiten für die Konsumenten, herausfordernde Zeiten für Hersteller stehen uns bevor!

Wie kann man denn bestehende physische Produkte digitalisieren? Da ich letztens bei einer entsprechenden Recherche nicht viel fand, habe ich mir einige Gedanken zur Digitalisierung dazu gemacht, welche ich hier teilen möchte.

Man muss kein Prophet sein um sagen zu können, dass es immer mehr solche Produkte geben wird und jeder Hersteller muss sich in Zukunft heute bereits überlegen, ob und wie er seine Produkte digitalisieren kann oder muss. Noch ist in vielen Bereichen kein Druck da handeln zu müssen, aber es kann sich jederzeit ändern. Mitbewerber oder auch branchenfremde sowie neue Player können jederzeit mit einem Smart Object auf den Markt kommen und das eigene Produkt alt aussehen lassen. So ergangen ist es den einst führenden Fotofilm-Herstellern Kodak und Agfa, die es inzwischen auf dem Fotomarkt nicht mehr gibt.

Daher kann es nicht schaden, sich frühzeitig strategische Überlegungen bezüglich der Digitalisierung von Produkten zu machen.

Welche Produkte kann man digital veredeln?

Es versteht sich von selbst, dass Produkte mit geringem Wert wie z.B. Brüoklammern sich kaum digitalisieren lassen.

Sonst gibt es kaum Grenzen – oder wären Sie auf die Idee gekommen Essstäbchen zu digitalisieren?

Wenn man versucht eine Kategorisierung vorzunehmen, welche Produkte sich besonders gut für eine Digitalisierung eignen, dann könnte diese so aussehen:

  • Produkte im Umfeld “Gesundheit”
  • Produkte im Umfeld “Sicherheit”
  • Produkte, welche tagtäglich benutzt werden
  • Produkte, die einfach austauschbar sind (Wahrscheinlichkeit steigt, dass einer der Hersteller neue USP’s schaffen will)
  • Produkte, wo der Nutzen für einen Stakeholder durch die Digitalisierung massiv zunimmt
  • Produkte, bei denen der Preis zweitrangig ist (oder durch die digitale Veredelung zweitrangig wird)

Aber dabei wird es nicht bleiben. Ich bin überzeugt, dass wir uns noch wundern werden, was alles digital veredelt wird!

Kathy Fish, CTO bei Procter&Gamble hat z.B. kürzlich in einem Interview aussgesagt, dass sie sich vorstellen könne, dass in Zukunft die Baby-Windel den Eltern meldet, wenn sie voll ist.

In der Fortsetzung dieses Beitrags erkläre ich, anhand des Beispiels „Sicherheitshelm“ wie man vorgehen kann um ein Produkt zu digitalisieren.

Sicherheitshelm
Sicherheitshelm des Schweizer Herstellers Artilux


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