Seit Jahren proklamieren wir unseren Weckruf für den stationären Handel, der sich bislang mehr mit Beruhigungspillen versorgte und meinte, das ganze sei gar nicht so schlimm und wird wieder vorübergehen.
- Man hat Innovationen verschlafen und seine neue Rolle im Handel nicht gefunden
- Einkaufszentren erweisen sich als Auslaufmodell und versuchen sich mit immer kreativeren Mieteinnahmen am Onlinehandel zu beteiligen
- Auswirkungen auf den Immobilien-Markt sind noch gar nicht abzusehen
Nun aber scheinen einzelne Exponenten des Handels den Weckruf gehört zu haben und schlagen Alarm. Der Blick schreibt von der Furcht des Handels vor der Digitalisierung und zitiert Kaspar Engeli, der Direktor des Dachverbands Handel Schweiz:
„Die Digitalisierung erhöht den Druck auf die Arbeitsplätze massiv (…) Bis zu 250’000 Jobs im Schweizer Handel könnten verloren gehen falls sich das Tempo der digitalen Evolution nicht noch beschleunigt.“
Wenig überraschend bereitet den Händlern vor allem Amazon, Ebay aber auch Alibaba grosse Sorgen. Und noch immer mauert man:
„Jede zweite Schweizer Firma sieht diese Plattformen als Bedrohung, nur jede fünfte nutzt sie für den eigenen Vertrieb“ (…) Wir können uns Amazon und Co. nicht mehr entziehen“
Der digitale Wandel im Handel bereitet den Akteuren nach wie vor grösste Probleme. Kein Wunder – den wenigsten gelingt es, über den eigenen Schatten zu springen und sich von alten Denkmustern zu lösen oder sich fundamentalen Veränderungen zu stellen. Und ja, diese tun weh. Mitunter gar verdammt weh!
Und wenn ich dann noch lesen darf, dass
„neun von zehn Firmen haben laut der Studie Schwierigkeiten bei der Umsetzung der Digitalisierung“
verwundert mich gar nichts mehr.
Der Grossteil des Schweizer Detailhandels fährt orientierungslos aber mit Vollgas gegen die Wand.
Sehr schöner Artikel, der die Probleme des stationären Handels gut beschreibt. Heutzutage muss man mit der Zeit gehen und die Digitalisierung nutzen statt sie nur zu fürchten. Gerade Händler sollten sich Ihrer Optionen klar werden, es gibt tatsächlich mehr Chancen als Gefahren. Das sage ich jetzt aus Deutschland, sehe die Thematik genau wie der Autor international.
Rufen Sie ruhig weiter, aber es wird nix nutzen. Egal ob CH, D oder A
Die Denkmuster der Menschen im Retail sind so unglaublich festgefahren – weil dieses Grundmuster des Warenverkaufs von Angesicht zu Angesicht de facto seit der Steinzeit gilt.
Daher kann ich die Probleme auf der menschlichen Ebene gut verstehen – es rettet nur leider die Masse der Händler nicht.
[…] Der Dauersale funktioniert nicht mehr. Der stationäre Handel muss sich etwas anderes überlegen, als überladene Warenträger und Rotstift. Da wird halbherzig an neuen Konzepten geschraubt: Die Läden werden mit i-Pads und virtuellen Gadgets ausgestattet, aber am Sortiment wird nichts geändert. Dabei haben es die Kundinnen satt, sich durch Warenberge zu wühlen. Sich am Wochenende in den Shopping-Centern die Füsse zu vertreten, das war einmal. Warum sollte die Kundin von heute auch stationär einkaufen, wenn sie zu Hause dasselbe – ja sogar grössere – Angebot vorfindet? Ist alles viel bequemer und schneller. Alle reden also davon, dass sich der stationäre Handel neu erfinden muss. Der Druck ist gross, die Betroffenen scheinen in Hilflosigkeit erstarrt. […]