Black Friday 2016: Schwarzer Tag für den Schweizer Handel

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Der Schweizer Detailhandel hat gestern im Rahmen seiner Verzweiflung zum Rabatt-Halali geblasen und den Black Friday zelebriert, als gäbe es kein Morgen. Erstmals haben die Detailhändler fast flächendeckend teilgenommen.

An vorderster Front die Omni-Channel Händler die versuchten, das schwierige Jahr 2016 umsatzmässig noch zu retten.

Blackout Friday 2016 - Zahlreiche prominente Schweizer Onlineshops waren dem Ansturm nicht gewachsen
Blackout Friday 2016 – Zahlreiche prominente Schweizer Onlineshops waren dem Ansturm nicht gewachsen

Umsatz gekauft – Ansturm unterschätzt

In unseren Beratungsmandaten legen wir insbesonders grossen Wert auf eine ganzheitliche Betrachtung der digitalen Vertriebskonzepte und -strategien inkl. organisatorischen Auswirkungen. Dass dabei Marketing und IT eng miteinander zusammen arbeiten müssen, liegt auf der Hand.

Der gestrige Tag hat gezeigt, wie wenig dies anscheinend in der Praxis im Markt gelebt wird. Während das Business Rabatte würftelte Promotionen kreierte und das Marketing diese mit mutmasslich grossen Budgets kommunizierte und ganze Frontseiten tapezierte, brannten in der IT wohl sprichwörtlich die Sicherungen durch.

Der Ansturm wurde wohl schlicht unterschätzt. Uns liegen Informationen vor, dass auf einzelnen Shops die Last zeitweise bis das 30-fache vom normalen Traffic betrugt. Notabene Shops der Top-20 der umsatzstärksten Onlineshops.

Besonders viel Mühe mit der Last bekundeten generell Shops aus dem Elektronik-Sortiment. So waren am Freitag-Morgen Interdiscount, Microspot, Nettoshop, Melectronics wie auch zweitweise Manor kaum erreichbar (#Blackout Friday Gallerie).

Interdiscount und Microspot – beide auf der selben Plattform – konnten erst gegen Abend zu einem eingeschränkten Normalbetrieb zurückfinden. Der entstandene Schaden (Image, Marketing-Spendings etc.) und der entgangene Umsatz (von Marge war nie die Rede…) dürften beträchtlich sein.

 

USA: Stationär schwächelt – Online bricht Rekorde

Bereits der Singles-Day in China vor 2 Wochen liess die Online-Umsätze ins schwindelerregende Höhen schnellen. Und gestern zogen die USA nach. Stationär blieben die „Shopping-Orgien“ laut Handelsblatt aus, denn auch in den USA fehlt es an Frequenz in der Fläche an allen Enden

Wer am Freitagmorgen vor dem Traditionskaufhaus Macy’s in New York stand, suchte die sonst üblichen Menschenmassen vergeblich. Als die größte Kaufhauskette Amerikas um sechs Uhr morgens ihre goldenen Drehtüren öffnet, stehen gerade einmal zehn Kunden vor dem Haupteingang am Herald Square.

Die Shopping-Orgien fanden online statt. TechCrunch berichtet, dass die Umsatz-Marke von USD 3 Milliarden am Black Friday erstmals geknackt wurde (+ 11.4% ggü Vorjahr), davon ein Drittel über mobile Endgeräte.

Die 3 Milliarden stellen zwar knapp die Hälfte des E-Commerce Umsatzes der Schweiz von 2015 dar, sind jedoch nichts verglichen mit den 17.8 Milliarden, welche Alibaba am 11.11. erzielte.

Online geht das Shopping-Fieber jedoch weiter über das Wochenende und mündet am Montag in den Cyber-Monday, die E-Commerce Antwort auf den (in den USA) serbelnden stationären Black-Friday.

Amazon zelebriert bereits die ganze Woche die Cyber-Monday Week und wird damit einen signifikanten Anteil am Weihnachtsshopping dem stationären Handel wegschnappen.

 

Was ist der Black Friday?

Als Black Friday gilt der Freitag nach Thanksgiving, dem us-amerikanischen Erntedankfest. Anders als an anderen Feiertagen sind an Thanksgiving die (stationären) Läden geschlossen. Viele von ihnen eröffnen bereits um Mitternacht und die Konsumenten stürmten (früher) die Flächen.

„Schwarz“ ist dieser Freitag jedoch nicht, weil es noch dunkel ist bei Ladenöffnung sondern, weil er den Beginn des Weihnachtsshoppings markiert. Retailer erzielen in dieser Phase bis zu 40% ihrer Jahresumsätze und wollen ab Black Friday eine schwarze Null schreiben.

Mehr zu den Hintergründen von Black Friday und Cyber Monday bei den österreichischen Kollegen von A-Commerce.

Disclaimer: Von den im Screenshot dargestellten Onlineshops handelt es sich um eine Auswahl der Onlineshops, die zeitweise Probleme bekundeten. Für 3 von den 6 erwähnten Onlineshops ist/war Carpathia in unterschiedlichen Rollen beratend tätig (Manor, Melectronics, Nettoshop).



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Thomas Lang, Betriebsökonom und Wirtschaftsinformatiker, unterstützte Unternehmen bei der Strategieentwicklung von digitalen Vertriebsmodellen, beim Aufbau von digitalen Geschäftsmodellen, bei Expertisen rund um Onlinehandel und der operativen Umsetzung im Bereich Organisation, Prozesse, Innovation, Change-Management und Unternehmenskultur. Er ist Gründer der Carpathia AG, der unabhängigen und neutralen Unternehmensberatung für Digital-Business, E-Commerce und Digitale Transformation im Handel. Zudem ist er Autor von zahlreichen Fachartikeln und -studien, Dozent für Online-Vertriebsmodelle an verschiedenen Hochschulen sowie gefragter Keynote-Speaker zu E-Commerce und Digital Transformation im Handel. Er ist Initiator und Organisator der Connect - Digital Commerce Conference sowie des Digital Commerce Awards. Der von ihm gegründete Carpathia Digital-Business-Blog (https://blog.carpathia.ch) zählt im deutsch-sprachigen Raum zu den wichtigsten unabhängigen Publikationen im Digitalen Handel. Medien bezeichnen ihn als digitalen Vordenker, zitieren und interviewen ihn regelmässig . Am Mittwoch 17. November hat Thomas Lang für immer die Augen geschlossen.

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