Ab kommendem Sommer will die Migros als Pilot in Bern eine Apotheke integrieren und damit in das Geschäft mit Arzneimitteln einsteigen. Als Betreiberin konnte die europaweit sehr erfolgreiche Online-Apotheke zur Rose gewonnen werden.
Walter Oberhänsli, CEO der Zur Rose Gruppe, wird in der Medienmitteilung wie folgt zitiert:
Mit der Migros haben wir eine glaubwürdige Partnerin für den Aufbau unseres stationären Geschäfts gefunden.
Stationäres Vollsortiment zu Online-Preisen
Die in die Migros integrierte Zur Rose-Apotheke soll ein volles Sortiment an rezeptpflichtigen und frei verkäuflichen Medikamenten sowie weiteren Apothekenartikeln wie zum Beispiel Kosmetika umfassen.
Stationär wie online gelten die selben Preise. Die Migros wird also auf dem gesamten Sortiment die selben Preise wie in der Versandapotheke anbieten können. Diese lägen im Durchschnitt 12 Prozent unter den marktüblichen Preisen in der Schweiz.
Strategisch kluger Schachzug
Zur Rose macht bereits seit Jahren Furore und hat sich europaweit im Apotheken-Versandhandel eine Führungsposition erarbeitet. Der Umsatz dürfte gruppenweit mehr als eine Milliarde Franken betragen. Bekannt sind beispielsweise folgende Umsatzzahlen aus dem vergangenen Jahr:
Zur Rose beliefert in der Schweiz 3500 selbstdispensierende Ärzte und erzielt so 300 Mio. Fr. Umsatz. Das Versandgeschäft in der Schweiz hat rund 190 000 Kunden und generiert einen Erlös von 100 Mio. Fr. In Deutschland setzte die Firma im vergangenen Jahr mit 1,8 Mio. Kunden 500 Mio. Fr. um.
Doch kaum ein anderer Bereich wurde in der Vergangenheit von der Apotheken-Lobby Politik immer wieder schikaniert und zurückgebunden, als ob man retour zu Hufschmieden und Fuhrwerken finden möchte (Bittere Pille für Schweizer Versand-Apotheken oder Apothekerpreise: Politiker würgen effizienten Medikamenten-Versandhandel ab).
Und das jüngste Urteil des europäischen Gerichtshof bzgl. der Preisbindung bei den Arzneimitteln gipfelte darin, dass man gar Kaiserin Maria Theresia bemühen musste und, dass diese bereits im 18 Jahrhundert den Onlinehandel mit Medikamenten verboten hätte (Teufelszeugs: Schon Kaiserin Maria Theresia hat Medikamenten-Onlinehandel verboten).
So viel zum Verständnis der Apotheker zu zeitgemässen Geschäfts- und Vertriebsmodellen.
Insofern ist der Migros zu diesem Schachzug nur zu gratulieren – denn mit Zur Rose und Migros haben sich zwei gefunden, die sich einerseits optimal ergänzen und anderseits überteuerten Sortimenten schon historisch gesehen den Kampf angesagt haben (Parallelen heutiger E-Commerce Strategien mit den Anfängen des letzten Jahrhunderts).
Oder anders gesagt – dieser Entscheid ist…
[bctt tweet=“…quasi ein freundliches F**k You an die Adresse der Apotheker-Lobby.“ username=“carpathia_ch“]