Der Onlinehandel mit frischen Lebensmitteln boomt auch in der Schweiz wie im benachbarten Ausland oder den USA, wo gerade Amazon mit der Übernahme von Whole Foods letzten Monat für Furore sorgte ( Amazon: Die USD 13.7 Milliarden Akquisition von Whole Foods und sieben strategische Optionen)
LeShop: Heimlieferungen können DRIVE nicht kompensieren
Gestern gab der grösste Online-Supermarkt der Schweiz LeShop seine Quartalszahlen bekannt. LeShop vermeldete ein Wachtum im fünften Jahr in Folge, konnte jedoch im ersten Halbjahr 2017 gesamthaft um bescheidene 0.5% zulegen, wie es in der Mitteilung heisst.
Das ist ein Wachstum von 0,5 % zur Vorjahresperiode. Der Heimlieferbereich, ohne die anfangs Mai geschlossenen DRIVE-Standorte, wuchs um 2 %.
Auch die Prognosen für das gesamte Jahr sehen eher bescheiden rsp. nach Stagnation aus, wird die Grafik richtig interpretiert.
Die Heimlieferungen konnten in den ersten 6 Monaten dieses Jahres um 2% zulegen. Parallel dazu hat LeShop die beiden Abholhorte, die sogenannten DRIVEs, vor 2 Monaten geschlossen. Nun lassen sich zwei Hypothesen bilden, warum LeShop nur 0.5% gewachsen ist, trotz oder wegen der Aufgabe des Abholkonzepts:
- Die DRIVEs haben in den ersten 4 Monaten dieses Jahres wenig Performance gezeigt, so dass eine Schliessung unumgänglich wurde. Die Auswirkungen davon sind im Gesamtwachstum von nur 0.5% im ersten Semester spürbar.
- Die DRIVEs konnten einen substanziellen Beitrag zu LeShops Geschäft beitragen. Deren Wegfall in den beiden Monaten Mai und Juni sind im Gesamtwachstum von nur 0.5% im ersten Semester spürbar.
Welche Hypothese auch immer zutrifft. Ende Jahr werden wohl genauere Analysen möglich sein, wenn die Schliessung rein zeitlich nicht mehr so stark ins Gewicht fällt.
Auch sonst geizte LeShop wenig mit Innovationen und hat sein Netz an Abholstationen ausgebaut und die sog. In-Car-Delivery in Zusammenarbeit mit Volvo lanciert.
Zudem hat man per Ende Juni den neuen Onlineshop für die mobilen Endgeräte optimiert. Der Anteil an Mobile-Bestellungen stieg weiter an und die Marke von 50% scheint in Griffweite.
Mit den veröffentlichten Zahlen verabschiedet sich Dominique Locher als CEO von LeShop und damit ein Pionier des Schweizer E-Commerce (vgl. auch Verabschiedung durch Philippe Huwyler, Chef coop@home im Video unten).
Coop@Home wächst spürbar
Hartnäckig auf den Fersen von LeShop zeigt sich der zweitgrösste Online-Supermarkt der Schweiz coop@home. Die Coop-Tochter konnte in den vergangenen Jahren immer wieder Marktanteile gewinnen (Lebensmittel Online: coop@home wächst doppelt so stark wie LeShop und gewinnt Marktanteile).
Auch Coop zeigte sich innovationsfreudig und lancierte nach der Online-Metzgerei – die u.a. auch für den Kategoriensieg am E-Commerce Award 2017 beigetragen hat – vor wenigen Wochen auch die Online-Käserei („Online-Chääsi“), wo aus rund 110 Käsesorten individuelle Stücke bestellt werden können.
Coop veröffentlicht seine Zahlen jeweils nur zum Jahresende. Nach Rückfrage zum aktuellen Geschäftsverlauf heisst es, dass die ersten 6 Monate 2017 sehr positiv verlaufen sind. Und weiter:
Mit der stundengenauen Gleichtagsbelieferung konnte coop@home punkten und deutlich neue Kunden gewinnen.
Aus Sicht coop@home boomt der Markt und ein deutliches Wachstumspotential des Lebensmittel online Handels für 2017 ist voraussehbar.
Platzhirsche und Newcomer auf der Jagd nach Marktanteilen
Online-Lebensmittel boomen, doch wer wird die Jagd nach Marktanteilen für sich entscheiden können. Sind es die beiden Platzhirsche LeShop und coop@home, Newcomer wie Farmy, HelloFresh, Luma und andere oder wird es Amazon sein, die nach dem erwarteten Start von Pantry wohl auch mit Fresh und damit mit Online-Lebensmittel mittelfristig starten werden.
Diesen und anderen Fragen sind wir anlässlich der E-Commerce Connect Konferenz Ende Mai im Kaufleuten in Zürich nachgegangen. Es diskutierten Philippe Huwyler, Leiter coop@home, Dominique Locher, CEO LeShop, Daniel Walter, CEO hellofresh.ch und Lucas Oechslin, Co-Gründer Luma Delikatessen.
Und nicht verpassen; am Schluss die Verabschiedung von Dominique Locher durch seinen Konkurrenten Weggefährten Philippe Huwyler:
[…] Vor allem die kostenlose Lieferung und der tiefe Mindestbestllwert scheinen den nötigen Schub zu verleihen. Etwas, mit was ich die beiden grossen in der Schweiz schon mehrfach konfrontierte, so unter anderem auch an der Connect – Digital Commerce Conference im vergangenen Jahr (Video des Food-Panels): Lebensmittel Online in der Schweiz boomt – wer holt sich Marktanteile? […]