Nachdem die Beta-Version des Elektronik-Pureplayers Microspot.ch mehrere Monate live war, scheint man den Relaunch nun produktiv geschaltet zu haben.
Der zu Coop gehörende Elektronik-Onlineshop, der im vergangenen Jahr einen Umsatz von CHF 173 Mio erzielte und ein deutlich verlangsamtes Wachstum an den Tag legte, überrascht, dass er auf eine (sichtbare) Navigation verzichtet und ganz in Amazon-Manier sich als Produktsuchmaschine versteht. Zwar scheint die Navigation für neue Besucher erstmalig aufgeklappt zu werden, bei mehrmaligem Besuch bleibt diese jedoch unterhalb des Suchfensters geschlossen.
Ich finde diesen Entscheid erfreulich mutig wie auch bis zu einem gewissen Grad richtungsweisend. Aus Erfahrung vieler Shops wissen wir, dass die Navigation tendenziell immer weniger genutzt wird. Wird auf der ersten aufgerufenen Seite nicht sogleich das gefunden, was gesucht wird, dann wird die Suche bemüht und via Filter die Produkte eingeschränkt.
Ebenso die prominenten Hinweise, in welchen Showrooms das Produkt ausgestellt ist und ob es sich um Promotionen oder Neuheiten handelt. Über Design und Farbgestaltung kann man sich wie immer streiten und ist Geschmackssache. Meiner ist er nicht unbedingt, daher nenne ich auch das mutig 😉 .
Was ebenso auffällt sind die für den Nutzer gefühlten schnellen Reaktions- und Ladezeiten obwohl man meines Wissens die technische Backend-Architektur und das Shopsystem nicht ausgetauscht hat. Das Frontend reagiert äusserst schnell und passt sich nahtlos auf den verschiedenen Devices an.
Hier scheint man in das Nutzererlebnis investiert zu haben obwohl die von Google gemessenen Page-Speeds im Vergleich zur direkten Konkurrenz doch eher unterirdisch sind, was jedoch das Nutzervergnügen wenig einschränkt:
Mobil | Desktop | Link | |
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Microspot | 16/100 (Poor) | 47/100 (Poor) | Test |
Digitec | 61/100 (Poor) | 73/100 (Needs Work) | Test |
Brack | 59/100 (Poor) | 56/100 (Poor) | Test |
Mediamarkt | 50/100 (Poor) | 41/100 (Needs Work) | Test |
Fust | 63/100 (Poor) | 70/100 (Needs Work) | Test |
Die Diskrepanz zwischen den Google Werten und dem gefühlten sehr schnellen Nutzererlebnis liegt u.a. daran, dass Microspot gem. eigenen Angaben die ganze Site als reactJS User-Interface lädt und nur noch die Daten via API austauscht. Damit müssen deutlich weniger Daten ausgetauscht werden und der Shop verhält sich wie eine lokale App. Für Browser, die kein JavaScript interpretieren können (und wohl auch Google), wird die Site serverseitig schon gerendert, was mutmasslich die längeren Ladezeiten für Google erklärt.
Wie viel schneller und lastbeständiger die gesamte Infrastruktur ist, wird sich spätestens am nächsten Black-Friday am 24. November 2017 weisen. Beim letztjährigen „E-Commerce Sonderverkauf“ war es unter anderem gerade Microspot, das über mehrere Tage nicht erreichbar blieb.
Mindestens aus Sicht Nutzererlebnis scheint man mit dem neuen Shop-Frontend gut vorbereitet.