Logistik ist Key: Siroop denkt die Drohnenlieferung neu

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Diese Woche wurde es als eigentliche Weltneuheit angepriesen, das „Vans & Drones“ Lieferkonzept des Schweizer Marktplatz‘ Siroop in Zusammenarbeit mit den Drohnen von Matternet und Mercedes.

https://www.youtube.com/watch?v=UCj8dyVVqkE

Nun von Drohnen-Lieferungen ist ja bereits länger die Rede und einzelne Pilot- und Feld-Versuche sind auch in der Schweiz etabliert.

Das jetzt vorgestellte Konzept ist jedoch insofern interessant, weil es die Lieferkette partiell neu denkt. Bekannt ist das Konzept u.a. von Amazon (Bringt Amazon die Drohne?), dass die Drohne die Ware ab Lager direkt dem Endkonsumenten liefert.

Das als Premiere lancierte Vans & Drones Konzept von Siroops Marktplatzmodell jedoch liefert die Ware von verschiedenen Händlern zu einem „Sammelvan“ im Zustellgebiet, von wo sie auf den letzten Metern von einem Kurierfahrer zum Kunden gebracht wird.

Vans & Drones Lieferkonzept von Matternet, Mercedes und Siroop
Vans & Drones Lieferkonzept von Matternet, Mercedes und Siroop: Oben; herkömmliches Modell, die Drohne liefert direkt an den Empfänger. Unten; neues Konzept mit Lieferung an einen Sammelvan, der die Zustellung auf den letzten Metern gewährleistet. Grafik: Carpathia

Bislang waren Kritikpunkte unter anderem, dass es schwierig sein könnte, dass die Drohne den Endkonsumenten findet (welches Stockwerk im Mehrfamilienhaus?), dieser nicht zu Hause ist oder nicht versiert sein könnte, die Drohne zu entladen.

Das clevere am neuen Konzept in meinen Augen ist, dass einerseits die Drohne einen standardisierten Landeplatz auf dem Lieferfahrzeug hat, das Fahrzeug jedoch je nach Konzentration der Lieferadressen den Standort wechseln kann. Die Drohne wird zudem von einem Profi entladen. Anderseits, dass die Zustellung auf den letzten Metern durch einen Kurier erfolgt der auf die verschiedensten Situationen reagieren kann wie Abwesenheit des Empfängers, Mehrfamilienhäuser etc.

Siroop bietet unter den Vans & Drones Deals Lieferungen im gesamten Stadtgebiet von Zürich an – im Vergleich dazu darf der unmündige Lieferroboter von Jelmoli gerade mal im grösseren Umkreis des Warenhauses und nur in Begleitung von Journalisten rumkurven.

An die Skeptiker und Nostalgiker…

Rösslitram Zürich-Bellevue, ca. 1900 - Bild: ZVG
Rösslitram Zürich-Bellevue, ca. 1900 – Bild: ZVG

Die Stimmen zahlreicher Skeptiker wurden vielerorts laut über diese unsäglichen Drohnen und, dass wohl bald der Himmel voll hängen könnte mit diesen Flugobjekten. Und das sei zu laut, zu unsicher und sie könnten abstürzen und jemanden verletzen.

Es ist wohl derselbe Schlag Mensch, der um die vorletzte Jahrhundertwende vor den explosiven und gefährlichen Automobilen warnte und sich wohl kaum vorstellen konnte, dass unsere Strassen einst verstopft sind, der Verkehr die Städte beherrscht und es gar Strassenopfer zu beklagen gibt.

Ich will damit nicht sagen, dass ich die aktuelle Strassenverkehrssituation nicht als verbesserungswürdig deklariere. Ganz im Gegenteil.

…der Fortschritt lässt sich nicht aufhalten

Vielmehr möchte ich damit ausdrücken, dass wenn der Bedarf da ist und der Konsument / Bürger einen Mehrwert verspürt, sich die Entwiclkung kaum aufhalten lassen wird.

Und ich schätze die Chancen sogar relativ hoch ein, dass es am Ende nicht mal Drohnen wie wir sie heute kennen sein werden, welche die Zustellung ermöglichen.

Diese Entwicklung macht doch offensichtlich, dass die heutige Situation, Infrastruktur und Serviceleistung stark verbesserungswürdig sind und (in Kürze) nicht mehr den Erwartungen der Konsumenten entsprechen. Daher forschen und testen die unterschiedlichsten Akteure wie Händler, Autobauer und mehr wie auch die Post selber an neuen Modellen und Konzepten.

Und das ist gut so – Fortschritt eben! – sonst wären wir noch heute in Pferdefuhrwerken unterwegs.

Auch die Netzwoche hat die Drohnen-Lieferung gestestet:

Video-Testbericht der Netzwoche.



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Thomas Lang, Betriebsökonom und Wirtschaftsinformatiker, unterstützte Unternehmen bei der Strategieentwicklung von digitalen Vertriebsmodellen, beim Aufbau von digitalen Geschäftsmodellen, bei Expertisen rund um Onlinehandel und der operativen Umsetzung im Bereich Organisation, Prozesse, Innovation, Change-Management und Unternehmenskultur. Er ist Gründer der Carpathia AG, der unabhängigen und neutralen Unternehmensberatung für Digital-Business, E-Commerce und Digitale Transformation im Handel. Zudem ist er Autor von zahlreichen Fachartikeln und -studien, Dozent für Online-Vertriebsmodelle an verschiedenen Hochschulen sowie gefragter Keynote-Speaker zu E-Commerce und Digital Transformation im Handel. Er ist Initiator und Organisator der Connect - Digital Commerce Conference sowie des Digital Commerce Awards. Der von ihm gegründete Carpathia Digital-Business-Blog (https://blog.carpathia.ch) zählt im deutsch-sprachigen Raum zu den wichtigsten unabhängigen Publikationen im Digitalen Handel. Medien bezeichnen ihn als digitalen Vordenker, zitieren und interviewen ihn regelmässig . Am Mittwoch 17. November hat Thomas Lang für immer die Augen geschlossen.

2 KOMMENTARE

  1. Klingt sehr toll, aber es wird leider nicht erwähnt das der Kurier aktuell nur 1 Päckli aufnimmt und ausliefert was ökologischer Blödsinn ist.

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