Unentschlossenheit bedeutet Untergang

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In unserer Tätigkeit begegnen wir leider immer wieder grosser Unentschlossenheit betreffend der Frage, wie mit der Digitalisierung ‘umgegangen werden’ soll.

Davon sind nicht nur Unternehmen betroffen, die sich bisher kaum mit digitalen Themen auseinandergesetzt haben, sondern auch solche, die sich bereits länger damit befassen.

Wäre eine Kategorisierung dieser Unentschlossenen nötig, liessen sie sich zum Beispiel in folgende drei Gruppen einteilen:

Die Unentschlossenen: Drei Gruppen

In die erste Gruppe fallen alle Händler oder auch Hersteller, die noch nicht über einen reinen Online-Auftritt ihres Unternehmens hinausgekommen sind. Auf ihrer Website zeigen sie zwar manchmal schon an, welche Produkte sie verkaufen. Allerdings fehlen von Preis- oder Verfügbarkeitsanzeigen, geschweige denn von einem Warenkorb, jede Spur.

In die zweite Gruppe fallen Händler oder auch Hersteller, die einen Onlineshop haben. Sie waren vielleicht sogar die ersten in der Branche, die damit angefangen haben, ihre Produkte über das Internet zu verkaufen. Seitdem haben sie jedoch denkbar wenig in diesen Vertriebskanal und dessen Kombinationsmöglichkeiten investiert, was sich dann zum Beispiel in der heute dürftigen UX widerspiegelt.

In die dritte Gruppe fallen ehemals rein stationäre Händler, die einen Onlineshop betreiben. Sie unterscheiden sich von der zweiten Gruppe insofern, als dass sie schon viel in diesen Vertriebskanal und weiterführende Cross- und Omni-Channel-Konzepte investieren. Mitglieder dieser Gruppe sind vielleicht auch deshalb ‘so weit’, weil ihre Branche schon relativ früh von neuen Playern wachgerüttelt wurde und deshalb akuter Handlungsbedarf bestand – dazu gehören etwa die Buch-, Elektronik- oder Fashion-Branche.

Unser Rat für die erste Gruppe

Eure Fragen und Bedenken zeigen: Ihr habt das ungute Gefühl, dass das Thema Digitalisierung nicht mehr verschwinden und auch einen Einfluss auf euer Geschäftsmodell haben wird. Gratulation: Damit gehört ihr schon zu den 40 Prozent Schweizer Firmen, denen die Digitalisierung nicht egal ist (Umfrage der UBS).

Während die anderen 60 Prozent in eurem Umfeld noch hoffen, vom ‘Trend’ Digitalisierung verschont zu bleiben und damit unweigerlich Gefahr laufen, ihre Existenzberechtigung zu verlieren, setzt ihr euch wenigstens mit dem Thema auseinander.

Es ist doch so: Digitalisierung ist längst kein Trend mehr. Egal ob im Privat- oder im Geschäftsleben, sie ist überall und nicht mehr wegzudenken. Das bedeutet auch: Wer online nicht existiert, existiert heute gar nicht (Paradigma-Wechsel im Handel). Viele haben das zum Glück schon verstanden, haben eine Online-Präsenz. Aber es geht darüber hinaus: Wer nicht auch digital verkauft, verkauft bald auch stationär nichts mehr. Digital ist State-of-the-Art.

Diesen Umstand verdeutlicht auch folgende Aussage von Karin Frick, Leiterin Research am GDI: “Die Unterscheidung zwischen on- und offline macht keinen Sinn mehr. Das ‚E‘ könnte man heute schon streichen. Es geht um Commerce.” Somit ist der Schritt “online gehen” keine Frage mehr von “Budget dafür haben oder nicht”, sondern von “bestehen bleiben Wollen oder nicht”.

Was heisst das konkret für die erste Gruppe? Ihr habt Bedenken, vielleicht sogar Angst. Und das ist gut so, denn dieses Gefühl ist berechtigt: Es ist höchste Zeit, zu handeln.

Anstatt sich wie eure Mitbewerber gegen neue Technologien zu sträuben und einen Sündenbock für rückläufigen Umsatz zu suchen, könnt ihr das Heft selbst in die Hand nehmen und die Zukunft des Commerce mitgestalten – ihr müsst euch nur jetzt aktiv dafür entscheiden.

Unser Rat für die zweite Gruppe

Ihr habt früh damit angefangen, euch mit dem Thema Digitalisierung auseinanderzusetzen. Denn ihr wusstet damals schon, dass der digitale Vertriebskanal irgendwann nicht mehr wegzudenken ist. Deshalb habt ihr schon ganz am Anfang in euren Online-Auftritt investiert.

Seither sind wieder einige Jahre vergangen. Im Online-Handel hat in den letzten Jahren eine zunehmende Professionalisierung und Spezialisierung stattgefunden. Unternehmen haben Fachkräfte-Teams, die sich um den Betrieb des Online-Auftritts kümmern und Teams, die für dessen Weiterentwicklung zuständig sind. Die euch bekannte Aufstellung, dass sich ein IT- oder Verkaufsverantwortlicher nebenbei noch um den Onlineshop kümmern kann, hat mittlerweile ausgedient.

Was heisst das konkret für die zweite Gruppe? Verinnerlicht euch Folgendes: Nur online sein, reicht heute nicht mehr aus. Überarbeitet eure Budgetallokation zugunsten weiterer Investitionen in die Digitalisierung (oder auch ‚Professionalisierung‘) eures Betriebs.

Diesen Rat sollten sich insbesondere Unternehmen im B2B-Bereich zu Herzen nehmen. Unsere Studie «Der Privatkunde im Geschäftskundenbereich» hat nämlich gezeigt, dass hier noch viel Potenzial verspielt wird.

Unser Rat für die dritte Gruppe

Ihr seid schon voll dabei im Online-Geschäft. Ihr setzt euch mit neuen Entwicklungen und Technologien auseinander und investiert auch in diese. Dennoch: Eure Wurzeln liegen im stationären Handel, historisch ist dies in eurer Unternehmenskultur verankert und deshalb fällt es einigen schwer, diesen Hut ab- und einen neuen aufzusetzen.

Dann passieren solche Dinge, wie, dass lieber in eine weitere Filiale als in einen Relaunch investiert wird. Obwohl diese dritte Gruppe zwar auf die Veränderungen und Pure-Player reagiert hat, scheint sie sich der Dringlichkeit der Situation doch noch nicht wirklich bewusst zu sein. Oder ist Weltmeister darin, die Fakten zu verdrehen, Schwieriges aber Wichtiges nach hinten zu schieben.

Was heisst das konkret für die dritte Gruppe? Schluss mit der Zaghaftigkeit im Online-Bereich. Lasst euch von den typischen Pure-Playern/neuen Playern nicht abhängen, indem ihr euch weiterhin an eurem stationären Geschäftsmodell festklammert. Es ist wie beim Phönix: Er muss auch gänzlich verbrennen, um danach in voller Pracht wiedergeboren zu werden.

Noch nicht überzeugt? Hier vier Gründe, warum Unentschlossenheit euren Untergang bedeutet:

  1. Der klassische Handel wird es immer schwerer haben: Hersteller verkaufen selbst, warum sollten sie auch nicht. Sie können es jetzt.
  2. E-Commerce ist State-of-the-Art. Und das geht soweit, dass Verbrauchsgüter sehr bald gar nicht mehr von uns bewusst online gekauft werden: Unsere Assistants erledigen das für uns.
  3. In drei Jahren könnten Amazon, Alibaba und eBay 40 Prozent des weltweiten E-Commerce kontrollieren. In unseren Nachbarländern Österreich und Deutschland erwirtschaftet Amazon bereits jetzt mit Abstand am meisten Umsatz. Die Schweiz ist dagegen nicht gefeit.
  4. Physischen Handel wird es so nicht mehr geben: Das traditionelle Einkaufserlebnis, wie wir es heute kennen, wird einem völlig neuen Ansatz weichen: Statt Produkte werden Stories verkauft.


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