Unser diesjähriger 1. Aprilscherz hat eingeschlagen wie eine Bombe und wurde über 5’000 Mal alleine im Blog abgerufen, kaum zu Schweigen von den unzähligen bilateralen Diskussionen. Und die zwei Protagonisten haben stapelweise Gratulationsschreiben bis hin zu Kooperationsanfragen bekommen.
Ich erlaube mir, dies als ein weiteres Zeichen zu deuten, wie die Nerven im Schweizer Handel blank liegen oder viele grosse Mühe damit bekunden, diese Entwicklung einzuordnen und nahezu in Panikmodus verfallen. Die Mühe, diesen angekündigten Markteintritt durch die mittlerweile bestätigte Kooperation mit der Post einzuordnen, ist nicht von der Hand zuweisen.
Gelähmt vor Schreck statt motiviert vor Chancen
Etwas, was wir in unseren täglichen Gesprächen mit Herstellern und Händlern seit Monaten ebenfalls immer wieder feststellen.
Es fällt vielen schwer, die Auswirkungen auf den Markt wie auch das eigene Vertriebsmodell einzuschätzen. Was mich jedoch besonders irritiert ist, dass man fast ausnahmslos Gefahren und Risiken sieht und dabei die interessanten Möglichkeiten und deutlich überwiegenden Potentiale ausblendet.
Denn, dass Amazon in die Schweiz kommt, war immer klar. Es war immer nur eine Frage der Zeit (und es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass unser 1. April Scherz 2011 – vor 7 Jahren! – bereits Amazons Markteintritt ankündigte, zudem noch stationär).
Politik und der Heimatschutz
Weiteres Zeugnis für das Blankliegen der Nerven ist die aktuelle politische Entwicklung. Laut der Handelszeitung fordern Gewerbeverband und Bundespolitiker von der Post Antworten zum „Deal mit Amazon“, wobei ich mich frage, was das für ein Deal sein soll.
Die Post bietet wie jedem anderen intl. Händler ihre Dienstleistung im Bereich Verzollung und Zustellung an, meines Erachtens durchaus Kernaufgaben der Schweizer Post. Und diese elektronischen Sammelverzollung nutzen Zalando, La Redoute, Tchibo, Weltbild, Ackermann etc. seit vielen Jahren, gar Jahrzehnten.
Zudem werden dadurch endlich auch gleich lange Spiesse geschaffen für die Schweizer Händler, wenn die internationalen Player ihre MwSt via die Post konform abrechnen und damit auch in die Preise kalkulieren.
So sollen Politiker und Verbände laut Medien befürchten, dass die Vereinbarung einheimische Gewerbetreibende benachteilige.
Am Schluss muss die Post in erster Linie dem Schweizer Volk und der Schweizer Wirtschaft dienen,
wird CVP-Nationalrat Martin Candinas in der Handelszeitung zitiert.
Darauf kann ich nur meinen gestrigen Aufruf in den Social Medias erneuern:
Auch wenn ich mich wiederhole; die Schweizer Kunden und Wähler fragen in rauen Mengen nach dieser Ware liebe Volksvertreter und bevorzugen diese offensichtlich gegenüber dem stationären Gewerbe.
Und das Volk besteht aus Konsumenten und diese sind wiederum Wähler der sog. Volksvertreter. Eigentlich ganz einfach, wie ich persönlich finde.
Stay Calm and seize your opportunities
Dass Amazon in die Schweiz kommt, kann man weder verübeln noch verändern. Man kann jedoch gut damit umgehen, wie ich meine.
Patrick Kessler vom VSV hat in seinen „FAQ Amazon“ passend ausgeführt, was für Möglichkeiten sich gerade für Schweizer Hersteller und Händler anerbieten durch den Markteintritt.
Auch wir bei Carpathia sehen das gleich. Klar gibt es Herausforderungen wie es immer Herausforderungen gibt, wenn ein neuer mächtiger Mitbewerber in den Markt eintritt.
Wir erinnern uns alle an den Eintritt von Lidl und Aldi und das damals hochgekochte Schreckenszenario. Und doch legt der Schweizer Discounter Denner Jahr für Jahr zu. Auch einer, der die Chancen gepackt und seine Position geschärft hat.
Amazon wird primär Schweizer Herstellern und sekundär Händlern beeindruckende Möglichkeiten bieten, ihre Reichweite via Amazon signifikant zu steigern. Zum einen in der Schweiz, zum anderen international. Ein Zug auf den es sich lohnt, aufzuspringen.
Wir nennen es auch den „EU Roundtrip“, doch mehr dazu und die Ankündung dieser neuen Services zu einem späteren Zeitpunkt.
Ich finde es soooo klasse was ihr gemacht habt, da sieht man doch genau das der Stationäre Handel noch nichts dazu gelernt hat.
Anstatt nach vorne zu schauen und die Neuen Herausforderungen anzunehmen wird nur gejammert.
Ja nichts neues machen, mal sehen wer alles überlebt.
Klasse, weiter so.
Da kann ich mich Herrn Larson nur anschliessen. Dieses ganze Geschrei und der Widerstand neuen Herausforderungen ins Auge zu sehen ist wirklich nicht mehr als ein Armutszeugnis. Genauso wie das Armutszeugnis von Migros und Coop die immer wieder erfolgreich versuchen durch Lobbying Einfluss auf die Zollgesetze zu nehmen um den Einkaufstourismus zu verunmöglichen. Liebe Grossverteiler und Händler, wir leben im 21. Jahrhundert!