Onlineshops wachsen weiter stark – Shopping-Center können sich 2018 knapp halten

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Im Vergleich zwischen den grössten Shopping-Centern der Schweiz und den grössten digitalen B2C Vertriebsplattformen hat sich der Trend des Vorjahrs weiter fortgesetzt. Während die Shopping-Center ihre Umsätze mit leichten Rückgängen halten konnten, verzeichneten die 10 grössten Schweizer Onlineshops erneut massive Umsatzsteigerungen von über CHF 600 Mio.

Auch wenn die beiden Vertriebsmodelle nur eingeschränkt vergleichbar sind, so sind sie dennoch ein Gradmesser und abseits nackter Zahlen für die breite Öffentlichkeit fassbarer; hier eine Web-Adresse, da beeindruckende Immobilien mit einem breiten Angebot an Retailern, Services und Parkplätzen.

Grösste 10 Onlineshops mit einem Umsatzplus von über CHF 600 Mio 2018

Der Trend der Umsatzrückgänge bei den Shopping-Center konnte 2018 leicht aufgehalten werden und beträgt bei der Betrachtung der Top-10 noch ein Minus von 0.5% ggü. dem Vorjahr oder CHF 15 Mio.

Demgegenüber konnten die grössten Onlineshops der Schweiz markant zulegen. Die Top-5 um 18.2% oder CHF 496 Mio, die Top-10 um 17.2% oder CHF 630 Mio. Erneut schwingen die beiden Formate Aliexpress und Wish mit China-Ware bezüglich Wachstum oben aus.

Seit 2013 verloren die Top-10 Shopping-Center über CHF 170 Mio Umsatz. Zeitgleich legten die Top-10 Onlineshops umsatzmässig um knapp CHF 2’250 Mio zu.

Oder nochmals anders betrachtet:

Mittlerweile machen die 5 grössten Onlineshops gar mehr Umsatz wie die 10 grössten Shopping-Center der Schweiz.

Umsätze der grössten Schweizer Shopping-Center im Vergleich der grössten Schweizer Onlineshops. – Quelle: GfK / Carpathia – Grafik: Carpathia 2019
Umsätze der grössten Schweizer Shopping-Center im Vergleich der grössten Schweizer Onlineshops. – Quelle: GfK / Carpathia – Grafik: Carpathia 2019

Wer verliert in dieser Transformation?

Der Detailhandel stagnierte 2018 erneut und auch die Shopping-Center während Online kontinuierlich zulegt. Wo gehen diese Umsätze verloren?

Einerseits wird es für stationäre Formate ohne klares Profil, Serviceversprechen oder Alleinstellungsmerkmal immer schwieriger, ihr Fortbestehen zu sichern.  Es kam und wird auch in der Schweiz zu weiteren Ladenschliessungen kommen.

Anderseits werden auch Onlinehändler ihren Tribut zollen müssen. Die Konzentration bei den grossen Onlineshops und -plattformen wird weiter zunehmen und gerade im Bereich der mittleren Umsatzgrössen – je nach Sortiment und Geschäftsmodell in der Region von CHF 20 bis 40 Mio – ist eine Stagnation nicht von der Hand zu weisen und es wird auch da zu Konsolidierungen und Bereinigungen kommen.

Gerade auch für grosse Player könnten das Übernahmekandidaten sein. Und bei solchen Übernahmen sind die Umsätze und Marktanteile das eine, die Mitarbeiter und das Knowhow das andere und nicht minder interessante in einem doch relativ ausgetrockneten Markt an Talenten nicht nur in der Schweiz.

Top-10 Shopping-Center (Umsätze 2018 in Mio CHF)

Shopping-Center 2017 2018  Veränderung
Einkaufszentrum Glattzentrum 601 598 -0.5%
Shoppi Tivoli, Spreitenbach 409 403 -1.5%
Centre Balexert, Genève 394 386 -2.0%
Sihlcity, Zürich 339 340 0.3%
Shoppyland, Schönbühl 296 298 0.7%
Umsatz Top-5 2’039 2’025 -0.7%
Zugerland, Steinhausen 224 222 -0.9%
Emmen Center, Emmenbrücke 213 218 2.3%
Shopping Arena, St. Gallen 216 216 0.0%
Westside, Bern 214 215 0.5%
Seedamm-Center, Pfäffikon 218 213 -2.3%
Umsatz Top-10 3’124 3’109 -0.5%

Quelle: GfK 2019

Top-10 Onlineshops (Umsätze 2018 in Mio CHF)

Onlineshop 2017 2018  Veränderung
digitec.ch / galaxus.ch 834 950 13.9%
zalando.ch* 685 785 14.6%
amazon.de* 575 660 14.8%
aliexpress.com* 280 475 69.6%
nespresso.com/ch/* 350 350 0.0%
Umsatz Top-5 2’724 3’220 18.2%
brack.ch* 283 308 8.8%
microspot.ch 212 242 14.2%
leshop.ch 181 185 2.2%
Wish* 120 185 54.2%
coopathome.ch 142 152 7.0%
Umsatz Top-10 3’662 4’292 17.2%

Quelle: Unternehmensinformationen und *) belastbare Schätzungen der Carpathia AG

Hinweis: Top-5 2017 weichen von der letztjährigen Tabelle ab wg. Verschiebung von Aliexpress von Platz 6 auf Platz 4 und damit in die Top-5.



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Thomas Lang, Betriebsökonom und Wirtschaftsinformatiker, unterstützte Unternehmen bei der Strategieentwicklung von digitalen Vertriebsmodellen, beim Aufbau von digitalen Geschäftsmodellen, bei Expertisen rund um Onlinehandel und der operativen Umsetzung im Bereich Organisation, Prozesse, Innovation, Change-Management und Unternehmenskultur. Er ist Gründer der Carpathia AG, der unabhängigen und neutralen Unternehmensberatung für Digital-Business, E-Commerce und Digitale Transformation im Handel. Zudem ist er Autor von zahlreichen Fachartikeln und -studien, Dozent für Online-Vertriebsmodelle an verschiedenen Hochschulen sowie gefragter Keynote-Speaker zu E-Commerce und Digital Transformation im Handel. Er ist Initiator und Organisator der Connect - Digital Commerce Conference sowie des Digital Commerce Awards. Der von ihm gegründete Carpathia Digital-Business-Blog (https://blog.carpathia.ch) zählt im deutsch-sprachigen Raum zu den wichtigsten unabhängigen Publikationen im Digitalen Handel. Medien bezeichnen ihn als digitalen Vordenker, zitieren und interviewen ihn regelmässig . Am Mittwoch 17. November hat Thomas Lang für immer die Augen geschlossen.

3 KOMMENTARE

  1. Was zeichnet einen guten Online-Anbieter aus? Entweder hat er eine wirkliche Bedarfslücke entdeckt oder er ist tatsächlich innovativ. Grosses Angebot – gute Preise – schnell und vollständig geliefert. Wenn möglich noch mit kostenlosem Rückversand. Und Shoppincenter? Auch hier muss noch mehr auf die Kundenbedürfnisse eingegangen werden. In China übernachten Kunden bei IKEA, da die Wohnungen dermassen klein sind und eine solche Übernachtung ein Erlebnis darstellt. Fragen wir uns wirklich genügend, was die Kunden wirklich wollen oder realisieren wir einfach unsere eigenen Vorstellungen?

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