Das vielbeachtete Infoposter „60 Sekunden im Schweizer Digital Commerce“ zeigt unter anderem, dass pro Minute in der Schweiz für die Paket- und Briefzustellung 514 Kilometer zurückgelegt werden während der Individualverkehr in der gleichen Zeit mit 114’155 Kilometern über 200 Mal mehr zurücklegt.
Wobei in den 514 Kilometern die Zustellung sämtlicher Briefe und Pakete enthalten ist und nicht nur diejenigen vom Oninehandel.
Zu einem ähnlichen Schluss kommt auch eine kürzlich publizierte Studie der Wirtschaftsuniversität Wien, die das Verkehrausfkommen in Österreichs Hauptstadt untersucht hat. Demnach machen Kurier-, Express- und Paketdienste in der Bundeshauptstadt lediglich einen Anteil von 0,8 Prozent am Gesamtverkehr aus.
Der Anteil der Handwerker und Techniker sei mit etwa sechs Prozent rund sieben Mal so gross. Basis der Untersuchung sind Verkehrszählungen, die an ausgewählten Wiener Strassen mithilfe von Videoaufnahmen durchgeführt wurden.
Die Studie zeigt eindeutig, dass Kurier-, Express- und Paketdienste deutlich weniger zum Gesamtverkehr beitragen, als immer wieder behauptet wird.
Der Verkehr in Wien teilt sich gemäss der Tageszeitung Kurier wie folgt auf:
Auch wenn der Onlinehandel zunimmt so sei der Reflex falsch, dass damit dies den Städten Probleme bringt, wird Sebastian Kummer, Vorstand des Instituts für Transportwirtschaft und Logistik an der Universtität Wien zitiert. Beim Verkehr sei es wie beim Fussball, alle reden mit.
Und Peter Umundum von der österreichischen Post weiter:
Die Studie zeigt eindeutig, dass Kurier-, Express- und Paketdienste deutlich weniger zum Gesamtverkehr beitragen, als immer wieder behauptet wird.
Zudem verweist die Wirtschaftsuniverstität Wien auf eine Studie des Massachusetts Institute of Technology (MIT) aus dem Jahr 2013 die für die USA zeigt, dass traditionelles Einkaufen doppelt so viele Co2-Emissionen nach sich ziehen kann wie Onlineshopping, und schlussfolgert:
Das Argument, dass Onlinebestellungen per se schlecht sind, ist falsch.
Dass Onlineshopping in der Regel ökologischer ist, als der Einkauf im Ladengeschäft, darüber haben wir bereits im Mai berichtet. Zudem ist geplant, dass für die Schweiz im Rahmen einer Studie des UVEK erhobene Zahlen demnächst hier vorgestellt werden.
Das im Mai formulierte Fazit hat demnach generell weitere Gültigkeit: Je weniger Wege zurückgelegt werden, desto besser die Klimabilanz – das gilt sowohl für online wie auch für den stationären Handel.
Und dass auch in der Schweiz im Onlinehandel pro Paket / Onlineinkauf deutlich weniger Weg zurückgelegt wird – auch inklusive Retouren – zeigt indirekt die Schweizer Post mit ihrem Beitrag zur viral gewordenene #TetrisChallenge:
Die Post beschäftigt 2077 Paket-Botinnen und -Boten und unterhält eine Flotte von 1’850 gelben Zustellfahrzeugen. Jede Botin und Bote geht täglich mehrere Kilometer zu Fuss und hebt in der Paketzustellung rund 2.2 Tonnen.
Pro Tour werden im Durchschnitt 270 Pakete zugestellt, wobei es in der Weihnachtszeit 70-80% mehr ist als an einem durchschnittlichen Wochentag unter dem Jahr.
Angenommen, diese 270 Pakete entsprechen ebenso vielen Einkäufen im stationären Handel – dabei mitberücksichtigt, dass pro Online-Einkauf mehr als ein Paket zugestellt wird und nicht jede Fahrt zu einem stationären Ladengeschäft auch in einem Einkauf resultiert und in urbanen Gebieten bspw. mit dem Fahrrad klimaneutral erfolgen kann – dann kurvt in diesem Falle EIN gelbes Zustellfahrzeug anstelle von über 200 Privatfahrzeugen durch die Gegend.
Eine mögliche Herleitung, warum der Individualverkehr in der Schweiz mit 114’155 Kilometern pro Minute rund 200 Mal grösser ist als die gefahrenen Kilometer durch die Brief- und Paketzustellung gemäss dem Infoposter: Das passiert alle 60 Sekunden im Schweizer Online und Mobile Handel.
[…] klimaschädlicher sei als der stationäre Handel. Doch in der Regel ist oft das Gegenteil der Fall; Weniger Kilometer, weniger Stau und weniger CO2, was immer wieder in Studien dargelegt […]