Die Diskussionen um die Retouren im Versand- und Onlinehandel sind so alt wie dieser selbst und in jüngster Zeit ranken sich Gerüchte um die Verwendung der zurückgesandten Artikel.
Von Vernichtung ist immer wieder die Rede, was jedoch mit gerade Mal 3.9% den marginalsten Teil ausmacht wie die aktuelle Studie der deutschen Forschungsgruppe Retourenmanagement zeigt.
Dies hielt jedoch die NZZ nicht davon ab polemisch zu titeln „Online-Handel für den Müll“ – mit Verlaub liebe alte Tante, das ist „Journalismus für den Müll“ wie ein Blick auf die Verwendung von Retouren im Onlinehandel leicht offenbart:
Kommt hinzu, dass die Vernichtungsquote im stationären Handel wohl höher ist, wenn nicht in Relation dann sicher in Gesamtsumme, denn nach wie vor bestreiten die Ladengeschäfte rund 84% des Non-Food Handels in der Schweiz.
Nur scheint dort die Polemik nicht so gross und die Retouren sind weniger offensichtlich, weil sie beispielsweise im Modebereich nicht per Paket zurück kommen sondern in der Kabine am Boden liegen (Das Retouren-Problem des stationären Handels). Wer einen Augenschein nehmen mag; die nächste H&M Filiale ist nie mehr näher als heute.
Die Gründe für die Entsorgung sind oft auch gesetzliche Vorschriften (zB Hygiene) oder in 5% der in der Studie untersuchten Fälle, weil der Marken- und Patentinhaber dies vorgibt und den Händlern eine Verwertung nicht erlaubt. Ganz zu Schweigen vom Lebensmittelhandel mit deutlich grösseren Vernichtungsquoten.
Die Studie kommt denn auch zum Schluss:
Im Gesamtmarkt fällt der Anteil der entsorgten Retouren gering aus (3,9%), was ein starkes Indiz dafür ist, dass viele Händler eine vorbildliche Verwertung durchführen.
Bezogen auf die ausgehenden Sendungen liegt der Anteil gar im Promillebereich (12,1% Retourenquote Gesamtmarkt x 3,9% = 0,005%).
Eine Entsorgung ist demnach die Ausnahme, nicht die Regel.
Das Thema Retouren ist allgegenwärtig spielt jedoch in vielen Sortimenten abseits von Mode/Textil eine untergeordnete Rolle. Zur Visualisierung die zwar etwas ältere jedoch weiterhin stabile Entwicklung ausgewählter Retourenquoten:
Wie das Retouren-Handling in der Praxis im deutschen Onlinehandel angegangen wird, gibt es drüben bei Neuhandeln.de mit Statements von Amazon, Otto-Gruppe, Media-Saturn oder auch Zalando. Diese Praxis-Berichte decken sich mit unseren Erfahrungen in der Schweiz.
Dies bestätigt auch Milo Stössel, CEO der MS-Direct und in der Schweiz unter anderem auch für die Zalando-Retouren verantwortlich:
…wir vernichten 0% der Retouren unserer Kunden. 0% (außer defekter Ware)
— milo stoessel (@Milostoessel) October 11, 2019
Hygiene ist keine gesetzliche Vorschrift, sondern es gibt gesetzliche Vorschriften, um die Hygiene zu gewährleisten.