So tickt der Schweizer Onlinehandel 2019 aus Konsumenten- und Händlersicht

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Bereits zum zweiten Mal wurde die Schweizer Onlinehändlerbefragung von der ZHAW (2018 HSLU) durchgeführt und schon zum fünften Mal verfasste die HWZ in Zusammenarbeit mit der Schweizer Post den E-Commerce Stimmungsbarometer und damit das Kundenverhalten.

Beide Studien stehen seit heute nebst ausgewählten Ergebnissen kostenlos zum Download zur Verfügung: www.post.ch/digital-commerce/onlinehandel.

Die wichtigsten Ergebnisse dieser beiden Studien zusammengefasst, angefangen mit dem E-Commerce Stimmungsbarometer der HWZ und der Schweizer Post:

Onlineshopping im Ausland wird immer beliebter

Bei den Schweizerinnen und Schweizern wird der Onlineeinkauf im Ausland immer beliebter. An erster Stelle der Beliebtheitsskala steht Deutschland bereits gefolgt von China, das noch vor den USA liegt. Dies mitunter möglicherweise ein Grund, warum Aliexpress und Wish auch umsatzseitig im letzten Jahr in der Schweiz so zulegen konnten gem. unserem Umsatzranking.

Bevorzugte Länder für Auslandeinkäufe der Konsumenten - Quelle: E-Commerce Stimmungsbarometer 2019
Bevorzugte Länder für Auslandeinkäufe der Konsumenten – Quelle: E-Commerce Stimmungsbarometer 2019

Marktplätze in der Gunst der Schweizer*innen

Ein Blick auf die einzelnen Marktplätze, die von Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten bevorzugt frequentiert werden, zeigt ein leicht differenziertes Bild. Hier schaffen es die chinesischen Anbieter nur noch auf die hinteren Top-Ränge währenddessen die Schweizer Plattformen Ricardo.ch (Platz 1) und Digitec Galaxus (3) vorne dabei sind. Sie teilen sich das Sieger-Treppchen zusammen mit Amazon (2).

Bevorzugte Marktplätze der Konsumenten - Quelle: E-Commerce Stimmungsbarometer 2019
Bevorzugte Marktplätze der Konsumenten – Quelle: E-Commerce Stimmungsbarometer 2019

Die Gründe, warum Frau und Herr Schweizer auf Marktplätzen einkaufen liegen klar in der Vergleichbarkeit der Angebote und dem breiten Sortiment.

Gründe für Einkauf auf Marktplätzen - Quelle: E-Commerce Stimmungsbarometer 2019
Gründe für Einkauf auf Marktplätzen – Quelle: E-Commerce Stimmungsbarometer 2019

Abbruchgründe bei Bestellungen im Onlinehandel

Die Klassiker haben immer noch die Nase vorn, warum es zu Abbrüchen beim Bestellprozess bei Schweizer Konsument*innen kommt. Nebst dem unvermeidbaren „Keine Lieferung in die Schweiz“ sind es Gründe rund um Kosten, Zahlungsmittel wie auch Verfügbarkeit.

Auch der Registrierungszwang ist mit 58% nach wie vor omnipräsent wie auch die gefühlte Sicherheit und Usability im Checkout.

Gründe für einen Bestellabbruch der Konsumenten - Quelle: E-Commerce Stimmungsbarometer 2019
Gründe für einen Bestellabbruch der Konsumenten – Quelle: E-Commerce Stimmungsbarometer 2019

Verpackung: Ökologische Aspekte werden wichtiger

Das ökologische Bewusstsein manifestiert sich immer verstärkter auch im Onlinehandel, gerade im Bezug auf die Verpackung. Hier werden optimierte Verpackungen mit umweltfreundlichem Material erwartet, die auch für den Rückversand genutzt werden können.

Sammellieferungen – also das Zusammenführen mehrerer Bestellungen in eine Lieferung – werden ebenso bevorzugt.

Wichtigkeit der Verpackung für Konsumenten - Quelle: E-Commerce Stimmungsbarometer 2019
Wichtigkeit der Verpackung für Konsumenten – Quelle: E-Commerce Stimmungsbarometer 2019

Und wie ist die Stimmung bei den Onlinehändlern?

Die zweite heute publizierte Studie ist die Onlinehändlerbefragung 2019 der ZHAW im Auftrag der Schweizer Post. Diese wurde im vergangenen Jahr erstmals durchgeführt. Auch hier haben wir die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst:

Marktplätze und Händler – es ist kompliziert

Die Schweizer Onlinehändler haben an ambivalentes Verhältnis zu Marktplätzen. Zum einen bieten sie grosses Potential, neue Zielgruppen zu erreichen und damit Zusatzverkäufe zu erzielen.

Von Schweizer Onlinehändlern genutzte Marktplätze und Plattformen - Quelle: Onlinehändlerbefragung 2019
Von Schweizer Onlinehändlern genutzte Marktplätze und Plattformen – Quelle: Onlinehändlerbefragung 2019
Gründe, warum Schweizer Onlinehändler auf Marktplätzen verkaufen - Quelle: Onlinehändlerbefragung 2019
Gründe, warum Schweizer Onlinehändler auf Marktplätzen verkaufen – Quelle: Onlinehändlerbefragung 2019

Gleichzeitig hat der Handel grossen Respekt vor den Marktplätzen, weil sie sich zwischen sie und den Kunden schieben und natürlich ein Teil der Marge an den Plattformbetreiber geht.

Gründe, warum Schweizer Onlinehändler nicht auf Marktplätzen verkaufen - Quelle: Onlinehändlerbefragung 2019
Gründe, warum Schweizer Onlinehändler nicht auf Marktplätzen verkaufen – Quelle: Onlinehändlerbefragung 2019

Gerade bei dieser Fragestellung zeigt sich sehr schön die Diskrepanz zwischen Kunden-Erwartung und Präsenz der Händler oder anders gesagt, ist das Potential der Schweizer Händler sehr schön visualisiert:

Marktplätze aus Sicht der Kunden und der Händler - Quelle: Onlinehandel 2019
Marktplätze aus Sicht der Kunden und der Händler – Quelle: Onlinehandel 2019

Internationalisierung über Marktplätze oder in Eigenregie oder gar nicht

Der Schweizer Markt und damit die Potentiale sind aufgrund der Grösse beschränkt. Zudem erschweren die verschiedenen Sprachregionen das Ganze bei doch erheblichem Investitionsaufwand.

Was also liegt näher als der Sprung ins Ausland und damit sich pro Sprachregion eine deutlich grössere Zielgruppe zu erschliessen. Doch der Weg ist hart und mit Steinen gepflastert, wie die Studie zeigt:

Gründe gegen die Internationalisierung (1/2) - Quelle: Onlinehändlerbefragung 2019
Gründe gegen die Internationalisierung (1/2) – Quelle: Onlinehändlerbefragung 2019
Gründe gegen die Internationalisierung (2/2) - Quelle: Onlinehändlerbefragung 2019
Gründe gegen die Internationalisierung (2/2) – Quelle: Onlinehändlerbefragung 2019

Eine mögliche Variante für eine Internationalisierung ist über internationale Marktplätze, doch auch hier lassen die Schweizer Onlinehändler Vorsicht walten.

Helfen ausländische Marktplätze den Schweizer Onlinehändlern bei der Internationalisierung? - Quelle: Onlinehändlerbefragung 2019
Helfen ausländische Marktplätze den Schweizer Onlinehändlern bei der Internationalisierung? – Quelle: Onlinehändlerbefragung 2019

Shoppingdays sind beliebt, allen voran Black Friday

Der Black Friday ist im Schweizer Handel – sowohl offline wie auch online – kaum mehr wegzudenken und zahlreiche Onlinehändler machen mit. Die weiteren Shoppingdays wie Single’s Day oder Cybermonday erfreuen sich noch deutlich weniger Gefolgschaft.

Shoppingdays an denen Schweizer Onlinehändler partizipieren - Quelle: Onlinehändlerbefragung 2019
Shoppingdays an denen Schweizer Onlinehändler partizipieren – Quelle: Onlinehändlerbefragung 2019

Logistics is key

Die Logistik ist und bleibt ein Schlüsselfaktor und noch vielmehr ein Differenzierungsfaktor im Schweizer Onlinehandel. Gerade die geografische Nähe zum Kunden lässt Raum für zahlreiche Optionen und neue Logistik-Services, obwohl diese Nähe von vielen Händlern handkehrum nur schlecht genutzt wird und internationale Player wie Amazon und Zalando mit ihren grenznahen Fulfillment-Standorten immer schneller in die Schweiz liefern.

Grundsätzlich bieten Schweizer Onlinehändler folgende Liefer-Optionen an…

Lieferoptionen der Schweizer Onlinehändler - Quelle: Onlinehändlerbefragung 2019
Lieferoptionen der Schweizer Onlinehändler – Quelle: Onlinehändlerbefragung 2019

…und geizen nicht mit zusätzlichen Lieferoptionen:

Lieferzusatzoptionen der Schweizer Onlinehändler - Quelle: Onlinehändlerbefragung 2019
Lieferzusatzoptionen der Schweizer Onlinehändler – Quelle: Onlinehändlerbefragung 2019

Eigenentwicklungen haben die Nase vorn bei den eingesetzten Shopsystemen

Wenig erstaunlich jedoch immer wieder gerne bestätigt ist, welche Shopysteme im Schweizer Onlinehandel im Einsatz stehen. Während die umsatzstarken Shops mehrheitlich auf Eigenentwicklungen setzen, mit Ausnahme bspw. der Shops von Coop wie Microspot & Co, kommen bei den mittleren bis kleineren Shops nach wie vor die Standardshops zum Einsatz.

Hier haben Magento und Shopware die Nase vorn, gefolgt von Woocommerce. Hybris (heute SAP Customer Experience) ist bei jedem 11. Schweizer Onlineshop in der Studie im Einsatz.

Shopsysteme der Schweizer Onlinehändler - Quelle: Onlinehändlerbefragung 2019
Shopsysteme der Schweizer Onlinehändler – Quelle: Onlinehändlerbefragung 2019

Beide Studien stehen seit heute nebst ausgewählten Ergebnissen kostenlos zum Download zur Verfügung: www.post.ch/digital-commerce/onlinehandel.



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Thomas Lang, Betriebsökonom und Wirtschaftsinformatiker, unterstützte Unternehmen bei der Strategieentwicklung von digitalen Vertriebsmodellen, beim Aufbau von digitalen Geschäftsmodellen, bei Expertisen rund um Onlinehandel und der operativen Umsetzung im Bereich Organisation, Prozesse, Innovation, Change-Management und Unternehmenskultur. Er ist Gründer der Carpathia AG, der unabhängigen und neutralen Unternehmensberatung für Digital-Business, E-Commerce und Digitale Transformation im Handel. Zudem ist er Autor von zahlreichen Fachartikeln und -studien, Dozent für Online-Vertriebsmodelle an verschiedenen Hochschulen sowie gefragter Keynote-Speaker zu E-Commerce und Digital Transformation im Handel. Er ist Initiator und Organisator der Connect - Digital Commerce Conference sowie des Digital Commerce Awards. Der von ihm gegründete Carpathia Digital-Business-Blog (https://blog.carpathia.ch) zählt im deutsch-sprachigen Raum zu den wichtigsten unabhängigen Publikationen im Digitalen Handel. Medien bezeichnen ihn als digitalen Vordenker, zitieren und interviewen ihn regelmässig . Am Mittwoch 17. November hat Thomas Lang für immer die Augen geschlossen.

3 KOMMENTARE

  1. Ricardo, Tutti und Anibis müssten Ihr eigentlich gesondert abhandeln. Das sind typische C2C Marktplätze mit v.a. Occasions Artikeln. Wenn Firmen hier inserieren ist das in erster Linie nervig und erklärt die Diskrepanz zwischen Kunden- und Anbieter Interesse. mfg Phil Ward

    • Das geben wir gerne an die Studienautoren weiter. Bei Tutti und Anibis bin ich einverstanden. Ricardo entwickelt sich immer mehr zum Marktplatz mit einem hohen B2B-Anteil und viel Neuware von professionellen Anbietern.

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